Milliardenverlust Goldeinbruch macht Zentralbanken ärmer

Nicht nur Anleger haben durch den Einbruch des Goldkurses viel verloren – der Absturz tut auch den Zentralbanken weh. „Der Rückgang des Goldpreises ist extrem beunruhigend“, sagt ein führender Notenbanker.

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Der Wert der Devisenreserven der Zentralbanken ist deutlich geschrumpft. Quelle: Reuters

New York Der Goldpreiseinbruch hat deutliche Spuren bei den Zentralbanken hinterlassen. Der massive Kurseinbruch schmälerte den Wert der Reserven um 560 Milliarden Dollar (426 Milliarden Euro). Damit zählen Zentralbanken zu den größten Verlierern. Nach Angaben des World Gold Councils halten sie rund 31.695 Tonnen Gold – das sind 19 Prozent des gesamten abgebauten Golds der Welt.

Am Montag war der Goldkurs in New York um 9,3 Prozent eingebrochen. Nach einer zwölf Jahre anhaltenden Aufwärtsbewegung hat das Edelmetall seit seinem Rekordhoch von 1.923,70 Dollar je Unze im September 2011 damit 29 Prozent verloren und befindet sich in einem Bärenmarkt, der als ein Rückgang von mindestens 20 Prozent definiert ist.

Goldfonds haben in diesem Jahr Nettoabflüsse von 11,2 Milliarden Dollar verzeichnet, den stärksten Rückgang seit 2011. Hingegen verbuchten weltweite und US- amerikanische Aktienfonds Nettozuflüsse von 21,25 Milliarden Dollar, wie EPFR Global berichtete.

Das Wachstum der Volkswirtschaften und Unternehmensgewinne sowie eine schwächere Inflation haben die weltweiten Aktien in diesem Jahr auf Kosten von Gold, einem traditionellen Mittel zur Werterhaltung, angeschoben. Goldman Sachs teilte vor gut einer Woche mit, dass die Trendwende beim Goldzyklus an Fahrt gewinne und riet Investoren, das Edelmetall abzustoßen.

„Die Risiken sind in den Augen der Marktteilnehmer zurückgegangen, so dass sie verstärkt Ausschau nach Vermögenswerten halten, die Einkommen schaffen oder Wachstumspotenzial haben, was Gold nicht hat“, sagt Anthony Valeri, Marktstratege bei der Finanzgesellschaft LPL, „wir beobachten eine Jagd nach Renditen. Ohne Rendite hat Gold dabei das Nachsehen.“

Der Preisrutsch bei Gold hat den Wert der von Zentralbanken weltweit und dem Internationalen Währungsfonds gehaltenen Reserven von einem Rekordwert von 1,96 Billionen Dollar auf etwa 1,4 Billionen Dollar geschmälert, wie Daten vom World Gold Council zeigen.

Die größten Positionen haben die USA und Deutschland, bei ihnen macht das Edelmetall mehr als 70 Prozent der gesamten Reserven aus. Russland, das mit 976,9 Tonnen die siebtgrößten Bestände aufweist, hat die Käufe in den vergangenen sieben Jahren ausgeweitet.

Der Ausverkauf wurde durch wachsende Besorgnis ausgelöst, dass Zypern gezwungen würde, Gold aus seinen Reserven zu verkaufen und „spiegelt möglicherweise eine stärkere Monetisierung der Goldreserven bei anderen europäischen Zentralbanken wider“, schreiben Analysten von Goldman Sachs in einer Studie. Zypern besitzt laut World Gold Council 13,9 Tonnen.

„Der Rückgang des Goldpreises ist extrem beunruhigend“, sagte der Gouverneur der südafrikanischen Notenbank, Gill Marcus. Die South African Reserve Bank hält gut 125 Tonnen, wird aber nach dem Einbruch nicht ihre Reservepolitik ändern, erläuterte Marcus.

Der Zentralbankgouverneur von Sri Lanka sieht im fallenden Preis eine Gelegenheit für Länder, ihre Goldreserven zu erhöhen. Das Land werdewohlwollendprüfen, zuzukaufen. Die Bank of Korea sagte, dass ihr der Preiseinbruchkeine großen Sorgenbereite, weil die Goldpositionen Teil ihrer langfristigen Strategie zur Diversifizierung der Devisenreserven ist.

Der Wert der weltweiten Goldpositionen wurde am 15. April um etwa 773 Milliarden Dollar geschmälert, zeigen Terminkontrakte. Damit ist die vernichtete Summe größer als der Marktwert aller in Singapur gehandelten Aktien, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht.

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