Mister Dausend Bernd Förtsch - Investor mit mysteriösem Geldkreislauf

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Befreiungsschlag erscheint fadenscheinig

Im Dezember hatte Nanostart gute Nachrichten: Nanostart habe ihre Kredite an Magforce in Höhe von 16 Millionen Euro – inklusive Zinsen – verkauft. Die Anleger schienen beruhigt, die Aktie zog in den Folgewochen von gut 3 auf über 5,50 Euro an. Doch bei näherem Hinsehen erscheint der Befreiungsschlag eher fadenscheinig: Der Käufer der Forderung wurde erst kurz vor dem Deal gegründet.

Wer immer die Gesellschaft getauft hat, bewies Sinn für Humor: Avalon Capital One heißt sie. Das erinnert an den Bestseller „Die Nebel von Avalon“ von Marion Zimmer Bradley. Und die Gesellschaft steckt tief im Nebel: Eigentümer ist ein Frankfurter Steuerberater. Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt läppische 25.000 Euro. Bis Ende 2012 hat Avalon auch erst 3 der 16 Millionen Euro gezahlt.

Seltsam auch: Avalon hat Nanostart die Forderung gegen Magforce ohne Abschlag abgekauft. „Welcher Geschäftsmann kauft die Forderung einer völlig überschuldeten Firma zum vollen Preis?“, fragt ein Fondsmanager. Avalon beantwortete Fragen der WirtschaftsWoche nicht.

In Finanzkreisen kursiert deshalb das Gerücht, dass Avalon kein neuer Investor sei, sondern im weitesten Sinne zum Förtsch-Imperium gehört – und der Deal nur die Investoren beruhigen sollte. Der Verdacht wird dadurch genährt, dass Avalon auf der Hauptversammlung der Magforce von Harald Petersen vertreten wurde. Der Rechtsanwalt aus Bayreuth ist ein alter Bekannter von Förtsch, saß im Aufsichtsrat von Solarhybrid und von Angermayers früherem Finanzvertrieb Aragon. Er gilt als Haus- und Hofanwalt der eng mit Förtsch verbundenen Angermayer-Truppe.

Bleibt die Frage: Woher bekommt Avalon das Geld, um gegebenenfalls die Nanostart auszuzahlen? So mancher Heliad-Aktionär sorgt sich, dass das Geld aus der Heliad-Kasse kommen soll.

Profis auf Distanz

Schon am Neuen Markt missfiel Fondsprofis die Unruhe, die Förtsch in manche Werte brachte. Der Neue-Markt-Fondsmanager einer Schweizer Bank riet schon damals von Aktien ab, bei denen Förtsch aktiv war. Heute noch wird der Kulmbacher in der Fondsbranche kritisch gesehen.

Der Zwist, den die Nanostart aktuell mit der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank, austrägt, hilft dem Image auch nicht: Ein DWS-Fondsmanager investierte in Magforce, vereinbarte vorab aber mit der Nanostart, dass diese ihre Magforce-Aktien ein Jahr lang nicht verkaufen dürfe. Tue sie dies doch, müsse sie der DWS ihre Aktien abnehmen. Kurz vor Ablauf der Frist verkaufte Nanostart nun einen Anteil. Die DWS pocht auf den Vertrag, stieß aber bislang auf taube Ohren, heißt es in DWS-Kreisen. Die DWS wollte keine Stellungnahme abgeben. Nanostart ließ Fragen der WirtschaftsWoche unbeantwortet.

Glückliche Perlenfischer

Einen Fan und Follower hat der Investor aus Kulmbach aber offenbar. Er verbirgt sich hinter dem Namen „Pearlfisher“. So heißen drei in Liechtenstein ansässige Fonds, die bis Frühjahr 2012 von der VCH gemanagt wurden und Ende des Jahres zu einem verschmolzen wurden. Die VCH gehörte zur Angermayer-Gruppe. Angermayer beriet früher einen Förtsch-Fonds. Förtsch wiederum saß früher mal im VCH-Beirat.

Einer der drei Fonds wurde von Förtschs Vasallen schon 2008 bedacht: Der Pearlfisher Long/Short Strategy bekam knapp 1,8 Millionen Flatex-Aktien für einen Euro je Stück. 2009 ging Flatex an die Börse – zu 3,90 Euro je Aktie. Ein gutes Geschäft für die unbekannten Fondsinvestoren.

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