Mister Dausend Bernd Förtsch - Investor mit mysteriösem Geldkreislauf

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Ungewöhnliche Aktienkäufe...

Wer an der Börse und mit Banken per Limit handelt, lebt gefährlich. Profis können Limits abfischen.
von Annina Reimann

Viele Beteiligungen des Kulmbachers sind miteinander verknüpft. Aktien, Kredite und Dienstleistungen werden hin und her geschoben und gehandelt, dorthin, wo sie gerade gebraucht werden – und wo sie allem Anschein nach vor allem den Interessen von Bernd Förtsch dienen. Dass die Geschäfte stets im Sinn aller Aktionäre sind, darf bezweifelt werden.

Ein Direktbroker vermittelt für Anleger Finanzanlagen und kassiert dafür Provisionen. Punkt. Bei Flatex ist das anders:

  • Im Dezember 2008 kaufte Flatex einer Förtsch-Gesellschaft für 450.000 Euro Aktien der heute insolventen Solar Millennium AG ab. Warum investiert ein Online-Broker in Solaraktien? Flatex möchte dies nicht erläutern.
  • Der Flatex-Vorstand steckte zudem Geld in ein zweites Solarunternehmen, das – Überraschung – auch im Depot einer Förtsch-Firma lag und heute ebenfalls pleite ist: Solarhybrid. Wie viel Geld der Flatex-Aktionäre hier verbrannt wurde, ist unklar: Im Flatex-Geschäftsbericht 2011 heißt es, dass Abschreibungen im folgenden Jahr vorgenommen würden. Im Bericht zu 2012 taucht Solarhybrid dann namentlich nicht mehr auf.

... und rätselhafte Kredite

  • 2011 verlieh der Online-Broker gleich direkt zwei Millionen Euro an Förtschs BF Holding. Da diese ihrerseits Geld an Bernd Förtsch weiter verlieh – Ende 2011 waren es immerhin 24 Millionen Euro –, landete das Geld über Umwege in den Taschen des Börsen-Gurus. Das wäre für die Aktionäre vielleicht noch zu verkraften, wenn sie hierfür nicht nur Zinsen kassieren, sondern ihre Unternehmensanteile auch mal wertvoller würden. Davon kann kaum die Rede sein (siehe Chartgalerie).
  • Gute Freunde wollen auch bedacht werden: Flatex kaufte eine Inhaberschuldverschreibung eines Angermayer-Unternehmens mit einem Nennbetrag von einer Million Euro – nachdem mit Heliad ein Unternehmen des Ziehsohns einem Unternehmen seines Meisters auch schon mal mit einem verzinsten Kredit über fünf Millionen Euro ausgeholfen hatte.

Die Heliad-Kasse lockt

Besonders lukrativ – für Förtsch, nicht für die anderen Aktionäre – könnte das Investment Heliad sein, in die er über Zwischengesellschaften investiert hat. Die Beteiligungsgesellschaft war wohl das Filetstück unter den diversen Angermayer-Unternehmen. Weil sie sich von wesentlichen Töchtern getrennt hat, hatte sie Ende 2012 knapp 31 Millionen Euro Bargeld in der Kasse, mit dem sich einiges anstellen lässt.

Seit November sitzt mit Stefan Feulner der schon seit 2001 für Förtsch-Unternehmen arbeitet, ein enger Vertrauter auf dem Chefposten und damit auf der Kasse. Für Marion Kostinek, Vorstand der Investors Communication Group, einer Interessenvertretung für Aktionäre, hat die Personalie ein „Gschmäckle“.

Erst recht, wenn man sich anschaut, was daraufhin geschah: Für knapp sieben Millionen Euro kaufte Heliad Flatex-Aktien aus zwei Kapitalerhöhungen. Den Aktionären schwant nichts Gutes: Es scheint sich „hier um keine dem Gesellschaftszweck dienende Investition, sondern um eine Mittelverschiebung des neuen Hauptaktionärs zu handeln“, sagt Anwalt Mehrbrey.

Einige Aktionäre stören sich am Kaufpreis der Flatex-Aktien knapp unter Börsenkurs. Der Kurs, zu dem Heliad gezeichnet habe, liege über dem inneren Wert der Flatex-Aktien, kritisierte ein Aktionär auf der Hauptversammlung. Flatex hatte 2012 nur 43.000 Euro verdient. Vor dem Hintergrund, dass der Flatex-Großaktionär auch indirekt Aktionär der Heliad sei, könne das ein „Fall von missbräuchlichen Geschäften von verbundenen Parteien“ sein. Heliad-Geschäftsführer Feulner verteidigte das Geschäft. Es handele sich um eine Kapitalerhöhung und nicht um eine Verschiebung. Der Kaufpreis entspreche dem Marktwert.

Zu allem Überfluss gab Heliad noch ein verzinstes Darlehen über fünf Millionen Euro an ein Förtsch-Unternehmen.

Einen eigentümlichen Deal, der in Frankfurt für Gesprächsstoff sorgt, hat es auch bei Nanostart gegeben. Und der geht so:

Das Biotech-Unternehmen Nanostart, an dem Förtsch mittelbar 54 Prozent hält, machte 2012 gut fünf Millionen Euro Verlust. Die Beteiligung Magforce steckt tief in den roten Zahlen, ihre Therapie zur Behandlung von Tumoren verkauft sich nur schleppend.

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