Mittelstandsanleihen Bekannte Marken könnten Anleger frustrieren

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Fristen und Call-Optionen

Ein Arbeiter bei Solarwatt Quelle: AP

Wichtig ist auch, wer wann und zu welchen Bedingungen die Anleihe kündigen darf. Viele Bonds haben eine sogenannte Call-Option, bei der die Emittentin vor Ende der Laufzeit kündigen darf – zum Beispiel bei MAG, Dürr, SIC Processing, Rena und Windreich. Das ist für Unternehmen immer dann besonders interessant, wenn es billiger an Geld kommt, als es derzeit an Zins für die Anleihe zahlen muss. Dürr etwa nahm 2010 deshalb schon eine Anleihe vom Markt. Keine Katastrophe, aber Anleger, die sich auf Jahre hoher Zinsen freuten, hatten plötzlich Bargeld auf dem Konto statt eine Anleihe im Depot.

Bei einigen Bonds dürfen auch Gläubiger kündigen, etwa falls die Emittentin Zahlungen versäumt. Dabei müssen sich Anleger an bestimmte Fristen halten. Die reichen von wenigen Tagen (SiC Processing) bis zu mehreren Wochen (Centrosolar, German Pellets und Mitec). Verbreitet ist das Sonderkündigungsrecht der Gläubiger, wenn der Mehrheitsgesellschafter wechselt (Change-of-Control-Klausel). Die Rückzahlung erfolgt entweder zum Ausgangswert der Anleihe von 100 Prozent (Nominalwert) oder einem anderen im Prospekt vereinbarten Betrag – bei Valensina etwa sind das 101 Prozent des Nominalwertes. Wer 1000 Euro investiert hat, bekäme bei vorzeitiger Kündigung der Anleihe also 1010 Euro zurück.

Zweifel an Sicherheiten für Anleihen

Im Trend liegt auch, dass Unternehmen Sicherheiten für die Anleihen hinterlegen. Doch was die taugen – siehe BKN Biostrom –, dürfte oft fraglich sein. Golden Gate etwa besichert seine Bonds mit einer Klinik-Immobilie in Leipzig. Was die im Zweifel wert ist, das wissen Immobilienbesitzer, zeigt sich erst bei einem Verkauf. Notverkäufe drücken immer den Wert. Mit niedrigen Preisen kennt sich Golden-Gate-Gründer Uwe Rampold jedenfalls aus: Früher ließ er Früchte in Dosen füllen, heute entwickelt er eben Gesundheits- und Wohnimmobilien.

In Immobilien macht auch Michael Müller: Er entwickelt und betreibt mit seinem Unternehmen Eyemaxx Fachmarktzentren. Müller platzierte bereits zwei Anleihen in Frankfurt – die erste unter dem alten Namen Amictus, die zweite über die neue Eyemaxx Real Estate. Als Sicherheit für den ersten Bond bietet er vermietete Immobilien im Wert von 26 Millionen Euro aus seinem Besitz. Mit dem Geld aus den Emissionen löste Müller jeweils Kredite ab, auf genau jene Häuser, die er als Sicherheit einbrachte. So schafften sich die Anleiheanleger mit ihrem Geld ihre Sicherheiten praktisch selbst.

Viele der mit Anleihen notierten Unternehmen müssen über die Jahre neue Geldquellen erschließen. Der Großagrarbetrieb KTG könnte als Vorbild agieren. Die Sparte KTG Energie spülte im Juni dank Börsengang in Frankfurt über 24 Millionen Euro in die Kasse. Weitere Mittelständler dürften bald nachziehen: Der Schrottrecycler Scholz schließt den Börsengang seiner Edelstahlsparte nicht aus. Und der Windparkentwickler Windreich sei "im zweiten Quartal 2013 bereit für einen Börsengang", sagt Alleineigner Willi Balz.

Haben Unternehmen nicht nur Gläubiger, sondern auch starke Anteilseigner, hilft das Anleihebesitzern. Aktionäre tragen dann das hohe Risiko mit. Das kann helfen, ein bisschen zumindest, wie bei Solarwatt, mit der starken Hand von Stefan Quandt.

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