Mittelstandsanleihen Bekannte Marken könnten Anleger frustrieren

Seite 3/6

Zahlungsunfähig kurz nach dem Börsengang

Zehn Crashaktien für Zocker
Das Schild einer Commerzbank-Filiale mit Logo hängt unweit der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main Quelle: dpa
Das solara<uto Solarauto "Solarworld GT" Quelle: dapd
Ein Werksmitarbeiter arbeitet in Wiesloch beim Heidelberger Druckmaschinenhersteller Quelle: dapd
Die Außenansicht eines Nokia-Ladens Quelle: dpa
in Mitarbeiter eines Praktiker Baumarktes steh vor einem Regal Quelle: dapd
Passanten vor einer UniCredit-Filiale in Rom Quelle: dapd
Das Logo der Firma Alcatel-Lucent Quelle: dapd

Vergangenen Sommer studierte der 61-jährige Betriebswirt den Prospekt und investierte einige Tausend Euro. Vielleicht las er nicht genau genug: Siag hatte das Jahr 2010 mit einem Fehlbetrag aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 17,1 Millionen Euro abgeschlossen. Besser wurde es nicht. Das Geld von Busch und anderen Anleger in der im Juli 2011 emittierten Anleihe ist so gut wie futsch: Acht Monate nach dem Anleihenbörsengang – im März 2012 – meldete sich Siag zahlungsunfähig.

Der Fall Siag steht exemplarisch für moderne Wegelagerei, bei der nicht nur das Unternehmen die Hand aufhält. Die höchsten Gebühren nimmt bei einer Emission die begleitende Bank ein – im Fall von Siag die Düsseldorfer Skandalbank IKB. Der Rest geht an Kommunikations- und Ratingagentur, Börse, Anwalt, die Finanzaufsicht BaFin – und, bei Siag, an die Münchner Finanzberater von Blättchen & Partner. 50 Millionen Euro wollte Siag einsammeln – und hätte gleich wieder zwei Millionen davon an ihre Berater und die Emissionsbank überweisen müssen.

Gefangene politischer Ränkespiele

So teuer wurde es nicht: Nur rund 13 Millionen Euro vertrauten Anleger Siag an. Und tappten in eine Falle. Denn das Geld der Gläubiger soll nicht wie ursprünglich geplant bei den Nordseewerken in Emden angekommen sein. "Die Einnahmen aus der Anleihe sind auf unser Konto bei der Deutschen Kreditbank in Berlin, der DKB, geflossen", sagt Ex-Siag-Vorstand Rüdiger Schaaf. "Mit den Einnahmen aus der Anleihe wurden Verbindlichkeiten bedient", sagt der nach der Insolvenz eingesetzte Siag-Sanierungsvorstand Andrew Seidl, ohne die DKB zu nennen. Dass mit Anlegergeldern möglicherweise Schulden getilgt werden könnten, taucht im Börsenprospekt jedoch nicht prominent auf. Pikant: Die DKB hält 23,4 Prozent der Siag-Aktien. Im Siag-Aufsichtsrat sitzt mit Rolf Mähliß unter anderem auch ein Vorstand des Berliner Geldhauses. Das alles wussten Anleger nicht; genauso wenig, dass sie in politische Ränkespiele geraten würden.

Verwirrung durchs Rating

Denn Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) wollte im strukturschwachen Nordwesten seines Landes alles tun, um 700 Arbeitsplätze der Nordseewerke "in Emden zu erhalten". Die Landesbank Nord/LB finanzierte die Werke mit 70 Millionen Euro, das Land Niedersachsen gab eine 50 Millionen Euro schwere Bürgschaft. "Die Nord/LB hat nach der Insolvenz zur Bedingung gemacht, dass sie als Sicherheit Anteile an den Nordseewerken bekommt", sagt der nach der Insolvenz eingesetzte Siag-Sanierungsvorstand Andrew Seidl. 95 Prozent seien daher an einen Treuhänder übergeben worden. Eigentlich aber müssten doch die Werke Teil der Insolvenzmasse sein.

Die Sparer, die meist ohne Beratung die Papiere zeichneten, gehen nun anwaltlich gegen Siag vor. Kapitalmarktrechtler Jens-Peter Gieschen von der Bremer Kanzlei KWAG ist "überrascht, wie wenige Informationen ausreichten, um Anlegern 10.000 Euro aus der Tasche zu ziehen". Sein Kernvorwurf an Siag: die Verwirrung um das Rating. Siag wurde im Juni 2011 von der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) mit einem schon schwachen Unternehmensrating von B- bewertet, der Bond selbst jedoch erhielt nur das Katastrophenrating CCC+.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%