So etwas sehen potenzielle Investoren nicht gerne. Das gilt auch für die Tatsache, dass der gesamte Erlös des Börsenganges an die spanische Mutter fließen soll, für O2 aus dem Börsengang also nichts übrig bleiben wird. Schuster betont, die anstehenden LTE-Kosten seien „geringer als die in 2010 für die G3-Netze“ und könnten aus dem Cash-Flow gestemmt werden.
Doch auch vom relativ üppigen Cash-Flow wird Schuster nach wie vor das meiste nach Madrid überweisen: Telefónica hübscht ihre Tochter zur Börsenhochzeit mit einer Dividende von 500 Millionen Euro für 2012 (gezahlt wird im Mai 2013) auf; eine Rendite am unteren Ende der Preisspanne von fast neun Prozent – fällig bereits in nur sieben Monaten. Vier Fünftel davon wird die spanische Mutter selbst einstreichen, die Großaktionärin bleibt.
Hohe Abschreibungen
Beim Blick auf den mit 71 Millionen Euro dürftigen Nettogewinn (2011), der auch in den kommenden Jahren kaum groß zunehmen dürfte, erscheint die üppige Ausschüttung als waghalsiges Manöver, um Anleger in die Aktie zu locken. Allerdings leidet der Nettogewinn bei fast allen Telekomfirmen unter hohen Abschreibungen, die aus überteuerten Übernahmen und zum Teil noch immer aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen Anfang der 2000er-Jahre stammen – O2 Deutschland allein schrieb 2011 mehr als eine Milliarde Euro ab. So erklären sich auch die Kurs-Gewinn-Verhältnisse, die so hoch sind wie zu besten Zeiten der High-Tech-Blase.
Analysten verweisen lieber auf die in der Branche gebräuchlichere Kennzahl Gewinn vor Zinsen, Steuern, Amortisierungen und Abschreibungen (Ebitda). Allerdings fällt diese Kennziffer bei O2 mit 28,2 Prozent vom Umsatz nicht so toll aus: 2012 wird O2 rund 5,3 Milliarden Euro umsetzen und 1,3 Milliarden Ebitda erwirtschaften. In den kommenden Jahren ist kaum Umsatz- und bestenfalls mäßiges Gewinnwachstum zu erwarten. Marktführer Vodafone kommt auf eine Ebitda-Marge von gut 40 Prozent. Den für die Dividende maßgeblichen freien Cash-Flow hindern die Abschreibungen nicht. Er lag 2011 bei 690 Millionen Euro – O2 kann sich die Dividende demnach leisten.
Wegen der immensen Abschreibungen aus den vergangenen Jahren schiebt O2 Deutschland zudem steuerliche Verlustvorträge von exakt elf Milliarden Euro vor sich her. Weil diese nach deutschem Recht nicht verfallen, wird O2 bis 2016 kaum Steuern bezahlen und auch danach wohl nur wenige. Immerhin.