Mögliche Zusammenarbeit Wiener Börse flirtet mit Warschau

Der internationale Trend zu Börsenfusionen hat auch Wien und Warschau ergriffen: die beiden Rivalen führen Gespräche über eine mögliche, verstärkte Zusammenarbeit. Vor allem Wien erhofft sich davon einen Imageschub.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Wiener Börse setzt zum Flirt mit dem Rivalen aus Warschau an. Quelle: dpa

Wien Die Wiener Börse setzt im Kampf um ihren Rang in der internationalen Börsenliga auf eine Kooperation mit dem polnischen Rivalen. Die beiden Handelsplätze würden „vorläufige Gespräche hinsichtlich einer möglichen verstärkten Zusammenarbeit“ aufnehmen, teilten die Österreicher am Freitag mit. Dabei würden „alle strategischen Optionen und Kooperationsbereiche geprüft“. Kreisen zufolge verhandeln die beiden Unternehmen auch über eine Fusion, bei der sich die beiden wichtigsten Börsen in Zentral- und Osteuropa verbünden würden.

Die Wiener Börse kämpft seit Jahren gegen die Bedeutungslosigkeit: Die Handelsumsätze sind seit der Finanzkrise massiv geschrumpft - und lagen zuletzt laut Finanzministerium bei nur einem Viertel des Vorkrisenniveaus. Viele Anleger finden den Wiener Markt offenbar unattraktiv - was Experten auf die Aktiensteuer, das große Engagement österreichischer Unternehmen in Osteuropa und die Anlegerskandale der jüngeren Vergangenheit zurückführen. Die Warschauer Börse hat in den vergangenen Jahren hingegen einen Boom erlebt - nicht zuletzt durch die Förderungen der dortigen Politik.

Das Interesse der Wiener an einer Zusammenarbeit mit den Polen ist nicht neu - bislang haben sie bei ihren Annäherungsversuchen allerdings stets eine Abfuhr erhalten. Mit dem neuen Chef der Warschauer Börse - Adam Maciejewski - dürfte sich das nun ändern. Er empfängt das Management der Wiener Börse dieser Tage zu einem Antrittsbesuch.

Sollte es tatsächlich zu einer Fusion der beiden Unternehmen kommen, muss auch geklärt werden, wo die künftige Börse ihren Hauptsitz hat. Zieht man als Entscheidungsgrundlage dafür die Marktkapitalisierung heran, dürfte Warschau das Rennen machen: Derzeit sind dort 438 Unternehmen mit einem Marktwert von umgerechnet knapp 170 Milliarden Euro gelistet. Die Wiener Börse beherbergt gemeinsam mit den Schwesterbörsen in Prag, Budapest und Laibach in der CEE Stock Exchange Group 239 Firmen mit einer Marktkapitalisierung von 130 Milliarden Euro.


Internationaler Trend zu Börsenfusionen

Ein Zusammenschluss der beiden Handelsplattformen würde einem internationalen Trend zu Börsenfusionen folgen: Die Deutsche Börse hat bereits diverse Anläufe für eine Bindung mit Konkurrenten hinter sich - die bislang allerdings alle scheiterten. Auch in den USA ordnet sich die Börsenlandschaft neu: Diskussionen über verschiedene Fusionsmöglichkeiten der großen Handelsbetreiber stehen dort auf der Tagesordnung.

Grund dafür sind die steigende Konkurrenz durch alternative Handelsplattformen und die Flaute an den Märkten. Zudem will die Politik das Geschäft mit spekulativen Finanzprodukten etwa durch die Finanztransaktionssteuer eindämmen.

Die wichtigsten Aktionäre der Wiener Börse haben sich bereits für eine Fusion mit dem polnischen Konkurrenten ausgesprochen. „Ich glaube, dass das sehr viel Sinn machen würde“, hatte Raiffeisen-Bank-International -Chef Herbert Stepic gesagt. Auch Erste-Group -Chef Andreas Treichl ist dafür. Bei Bank-Austria -Chef Willibald Cernko ist das ähnlich. Er will jedoch vor einer finalen Festlegung alle strategischen Alternativen prüfen.

Die Muttergesellschaft der Wiener Börse, die CEE Stock Exchange Group, gehört österreichischen Banken und in Wien notierten Unternehmen. Die Warschauer Börse ist seit Ende 2010 selbst notiert - eine Mehrheit von knapp 52 Prozent gehört jedoch weiterhin dem polnischen Staat.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%