Monsanto-Übernahme Mit diesem Chart will Bayer punkten

Um die Übernahme des Saatgut-Herstellers Monsanto zu stemmen, muss Bayer Milliarden neue Schulden machen. Analysten sind besorgt. Das Geld kommt von Banken – aber nicht von der Deutschen Bank.

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Vor allem wegen des von Monsanto hergestellten genmodifizierten Saatguts wird das Bayer-Übernahmeziel immer wieder heftig kritisiert – hier bei einer Demonstration in Paris am 21. Mai. Quelle: AFP

Frankfurt/Düsseldorf Umgerechnet mehr als 55 Milliarden Euro bietet der Leverkusener Bayer-Konzern für Monsanto: Es soll die größte Firmenübernahme einer deutschen Firma im Ausland werden. Ausgetüftelt hat den Deal der bisherige Finanzvorstand und mittlerweile als Vorstandschef arbeitende Werner Baumann. Ein Mann also, der sich mit Börse, Krediten und Finanzierung auskennt.

Dennoch verblüfft die Höhe des Angebots viele Investoren. Die Aktie steht unter Druck und auch die Ratingagenturen sind wegen der voraussichtlich steigenden Verschuldung aufgeschreckt. Der Kurs einer bis 2021 laufende Bayer-Unternehmensanleihe ist seit Bekanntwerden der ersten Übernahmegerüchte von 107,5 auf 106,1 Prozent gefallen.

Und das ist ein Grund, weshalb Baumann am Montag in einem Handout für Presse und Investoren unter anderem den Chart nach oben zeigen lässt. Die Balken sollen zeigen, wie schnell Bayer in der Vergangenheit nach Übernahmen die eigene Verschuldung abbauen konnte. Die Nettoverschuldung („Net Debt“) im Verhältnis zum Gewinn vor Steuern und Abschreibungen der vergangenen zwölf Monate („LTM EBITDA Multiple“) sei jeweils innerhalb weniger Jahre deutlich reduziert worden.

Bayer will die Monsanto-Transaktion zu einem Viertel mit eigenen Mitteln finanzieren, der größte Teil davon soll durch eine Kapitalerhöhung zusammenkommen. Bisherige Aktionäre müssen also eine Verwässerung ihrer Anteile in Kauf nehmen. Den Rest der 55 Milliarden Euro stemmt Bayer aber über Fremdkapital, also Kredite.

Man sei zuversichtlich, die Finanzierung zu stemmen, heißt es bei Bayer. Man setze dabei auf die Expertise der beratenden Banken Credit Suisse sowie Bank of America Merrill Lynch (BofAML), deren Aufgabe es sein werde, die Milliarden zu beschaffen beziehungsweise bereit zu stellen. Die Einnahmen aus dem laufenden Geschäft der fusionierten Einheiten werde dazu beitragen, die Verschuldung rasch abzubauen. „Von den finanzierenden Banken haben wir entsprechende Absichtserklärungen erhalten“, hat Bayer an Monsanto-Chef Hugh Grant geschrieben.

Nach Informationen des Handelsblatts aus Finanzkreisen hat Bayer die Offerte schon seit Monaten vorbereitet. Die Finanzierung sei seitens der Investmentbanken durchgeplant und werde die ganze Palette der Finanzmarktinstrumente abdecken, angefangen von einem syndizierten Kredit bis hin zu Anleihen. Bei einem syndizierten Kredit werden einzelne Tranchen einer Finanzierung an andere Banken weitergereicht, um sich das Risiko unter mehreren Instituten aufzuteilen.

Die beratenden Investmentbanken dürften einen dreistelligen Millionenbetrag an Gebühren einsammeln, meinte ein Insider. Das mehrere Dutzend Experten umfassende Team der Bank of America Merrill Lynch wurde vom M&A-Strategen Holger Bross angeführt.


Bayer-Chef Baumann: „Vollkommen überzeugt von unserer Offerte“

Nach Abschluss der Transaktion strebe man weiter ein Rating im sogenannten Investment-Grade-Bereich an – also eine Note, nachdem die Anleihen des Unternehmens nicht als Hochzinspapiere („Junk Bonds“) gelten. Langfristig bleibe sogar die Bonitätsnote „A“ das Ziel.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte bereits Ende vergangener Woche die Übernahmepläne von Bayer kritisch bewertet, als sich ein großer Anteil an Schuldenfinanzierung bereits andeutete. S&P setzte den Pharma- und Chemiekonzern auf die Liste für eine beschleunigte Prüfung auf eine Herabstufung („Credit Watch Negative“).

Sollte S&P die Bewertung der Kreditwürdigkeit senken, würde sich die Bonitätsnote aber wahrscheinlich um höchstens zwei Stufen verschlechtern, erklärte die Ratingagentur. Derzeit bewertet S&P die langfristige Kreditwürdigkeit Bayers noch mit „A-“ – nach einer Herabstufung um zwei Stufen läge der Konzern bei BBB und damit noch zwei Stufen oberhalb einer „Non-Investment-Grade“ Bewertung.

„Wir sind vollkommen überzeugt von unserer Offerte“, sagte Bayer-Chef Baumann am Montagmorgen in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. „Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen mit Monsanto.“ Von den finanzierenden Banken haben wir entsprechende Absichtserklärungen erhalten.

Neben Credit Suisse und BofAML wird Bayer auch von der Investmentbank Rothschild beraten. Die Deutsche Bank ist bei der Transaktion nicht unter den federführenden Instituten zu finden. Ein Sprecher wollte sich zu den Gründen nicht äußern.

Auch wegen noch fehlender Details zur Kreditfinanzierung des Deals ist die Bayer-Aktie am Montag erneut unter Druck geraten. Bislang ist unklar, wie viele Milliarden Bayer sich leihen müssen wird. Der Kursverlust an der Börse erschwert zumindest die Finanzierung des Deals über die geplante Kapitalerhöhung, sodass tendenziell der Kreditanteil steigen dürfte.

Der Konzern gab aber bekannt, dass er den Deal ohne den Verkauf eigener Unternehmensteile stemmen wolle. Solche „Portfolio-Maßnahmen“ seien für die Finanzierung der Mega-Übernahme nicht geplant und nicht notwendig, so Baumann.

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