Moody's und Fitch drohen USA droht Verlust des Top-Ratings

Die Wirtschaft wächst und auch die Zahl an Arbeitslosen sinkt. Eigentlich gute Voraussetzung für die Bonität der USA. Trotzdem drohen Ratingagenturen mit der Herabstufung. Das könnte Auswirkungen für Geldanleger haben.

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Moody`s in New York: Eine Herabstufung der USA wäre möglich. Quelle: dapd

Die Nachrichten aus Übersee lasen hoffen. Seit die Ratingagentur Standard & Poor's den USA vor knapp zwei Jahren die Spitzen-Bonität “AAA” aberkannt hat, ist die Arbeitslosigkeit gesunken, das Vermögen der privaten Haushalte hat einen neuen Rekord erreicht und das Budgetdefizit schrumpft. Dennoch drohen dem Land weitere Herabstufungen.

Zwar hat S&P den Ausblick für das US-Rating in der vergangenen Woche von “negativ” auf “neutral” heraufgesetzt, Moody's und Fitch prüfen aber trotzdem eine Herabstufung der weltgrößten Volkswirtschaft. Moody's will vor einer Entscheidung die Haushaltsentscheidungen der Abgeordneten in diesem Jahr abwarten. Fitch hat einen “negativen” Ausblick für die US-Note und erklärte im Februar, dass die Schuldenentwicklung des Landes eigentlich nicht mit einem “AAA”-Rating vereinbar ist.

Für die USA steht nicht wenig auf dem Spiel: Einige Investmentfonds und andere Anlageprodukte dürfen nichts anderes als erstklassige “AAA“-Wertpapiere besitzen. Zudem können Ratingveränderungen die Volatilität erhöhen. Die Herabstufung durch S&P vor zwei Jahren trug zu einer weltweiten Talfahrt an den Aktienmärkten bei: Im Zeitraum von 26. Juni 2011 bis zum 12. August 2011 wurden dabei etwa 6 Billionen Dollar an Marktwert ausgelöscht.

Moody's hat den Ausblick für die Bonitätsnote der Vereinigten Staaten im August 2011 auf “negativ” gesetzt. Die Ratingagentur will die Haushaltsverhandlungen abwarten, bevor sie eine Entscheidung fällt, erklärte Steven Hess, Senior-Vice-President und führender Analyst für das Länderrating der USA.

Eine Herabstufung “ist keine ausgemachte Sache”, sagte er im Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. “Wir sehen eine beachtliche Verbesserung bei Wirtschaft und Arbeitslosigkeit. Es gibt zwar keinen Boom, aber alles bewegt sich in eine positive Richtung. Wir würden uns mit einer Beibehaltung des “Aaa“- Ratings allerdings wohler fühlen, wenn wir auch eine mittelfristige Verbesserung beim Verhältnis von Schulden zu Bruttoinlandsprodukt (BIP) sehen würden.”


Die Schulden steigen

Das Congressional Budget Office (CBO), das für Haushaltsschätzungen und -prüfungen zuständig ist, rechnet für 2014 mit einem Anstieg der Verschuldung um einen Prozentpunkt auf 76 Prozent des BIP. Der Anstieg erfolgt, obwohl das Haushaltsdefizit in diesem Fiskaljahr auf 642 Milliarden Dollar schrumpfen dürfte - verglichen mit dem Rekord von 1,4 Billionen Dollar im Jahr 2009. Die jüngsten Erwartungen seien positiv für die Einschätzung der Kreditwürdigkeit, erklärte Moody's in einem Bericht vom 20. Mai.

“Vielleicht haben sich die Dinge leicht in eine positive Richtung geneigt, basierend auf der wirtschaftlichen Entwicklung und dem fiskalischen Ausblick”, sagt Hess. “Die Defizite sinken, aber das Verhältnis von Schulden zu BIP steigt nach wie vor.”

Fitch sieht den US-Ausblick seit November 2011 “negativ” und will bis Anfang Juli eine Entscheidung über die Bonitätsnote fällen. In einem Bericht vom Februar hatte die Ratingagentur erklärt, dass sie den Ausblick nur dann auf “neutral” setzen würde, wenn sie zu der Überzeugung käme, dass “die Staatsschulden in der späteren Hälfte des Jahrzehnts einen Abwärtspfad einschlagen” würden.

Die eigenen Erwartungen der Ratingagentur “könnten auf eine leichte Reduzierung beim Verhältnis von Schulden zu BIP hindeuten”, erklärte David Riley, der führende Fitch-Analyst für Länder-Ratings.

Eine Herabstufung der USA durch Moody's und Fitch ist das “Basis-Szenario” bei Bank of America Merrill Lynch, sagt Priya Misra, Leiterin US-Zinsstrategie in New York. Die Bank ist einer der 21 Primärhändler bei US-Staatspapieren.

“Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Reduzierung des Defizits durch die Politik ist verschwindend gering”, sagte Misra. Sollte es jedoch tatsächlich dazu kommen, dürfte es nur eine minimale Marktreaktion nach sich ziehen, “da S&P uns bereits auf diesem Niveau hat und alle davon überzeugt sind, dass sich das Wachstum verbessert”, fügte sie hinzu.


„Ihr verdient ein Aaa-Rating eigentlich nicht“

Sollte es der Regierung 2013 - im ersten Jahr der zweiten Amtszeit von Präsident Barack Obama - nicht gelingen, zu einer Einigung mit Blick auf Sozialausgaben und langfristige Ausgaben zu kommen, wäre das eine “verpasste Gelegenheit”, sagt Peter Hooper, Chef-Volkswirt bei Deutsche Bank Securities, einem weiteren Primärhändler von US-Bonds.

“Es stellt eine Art Weckruf dar, wenn gesagt wird 'ihr verdient ein “Aaa“-Rating eigentlich nicht, denn ihr verfügt über kein effektiv arbeitendes System und ihr seid selbstgefällig, wenn es um eure Verschuldung geht'”, erklärte Hooper im Telefoninterview mit Blick auf eine mögliche Herabstufung durch Moody's.

Die Anleihemärkte tendierten heute seitwärts. Im Verlauf wichen moderate Abgaben einer etwas festeren Tendenz. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten um einen Basispunkte niedriger bei 1,51 Prozent. Der Terminkontrakt Bund-Future legte um acht Basispunkte zu auf 143,94 Prozent. Zehnjährige US-Treasuries waren nach Anfangsverlusten ebenfalls geringfügig fester und die Rendite sank um einen Basispunkt auf 2,12 Prozent. Am Dienstag beginnen die zweitätigen Beratungen der US-Notenbank Fed.

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