Musterdepots „Brexit-Verlierer sind die Briten selbst”

Handelsblatt-Autor Alexander Kovalenko schaut sich die Daten einer EU-Verbraucherumfrage an und stellt fest: Die schlechteste Laune haben die Konsumenten in Großbritannien.

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Alexander Kovalenko

Am gestrigen Donnerstag standen wieder einige Zahlen an. So wurden sowohl Zahlen zum deutschen Arbeitsmarkt durch die Bundesagentur für Arbeit, als auch aktuelle Daten zu ihrer monatlichen Verbraucher- und Unternehmensumfrage in der Eurozone und der gesamten EU durch die Europäische Kommission veröffentlicht. Beginnen wir mit letzterem. Erstaunlich ist der weitere Anstieg auf 104,6 Punkte. Erstaunlich daher, da die Prognosen wegen des Brexit nach unten gerichtet waren. Wenn man nach Ländern differenziert stehen leichte Zuwächse in Deutschland und Italien leichten Verlusten in Frankreich und Spanien gegenüber.

Einzig in Großbritannien ist der Index deutlich mit 4,4 Punkten auf 102,6 Punkte abgesackt. Damit steht ein Verlierer, zumindest was die Stimmung angeht, der Brexit-Entscheidung fest und zwar die Briten selbst. Dienstleistungs- und Industrievertrauen verbesserten sich im Schnitt leicht, nur das Verbrauchervertrauen bewegt sich nicht positiv vom Fleck. Die guten Stimmungsdaten spiegeln sich auch in den Arbeitsmarktzahlen in Deutschland wider. Wobei natürlich zu beachten ist das die Arbeitslosenzahlen ein nachlaufender Indikator sind. Die Zahl der ausgeschriebenen Stellen steigt weiter auf 674.000, 85.000 mehr als im Vormonat. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenzahl um 7.000 Arbeitnehmer, was sich in der Arbeitslosenquote nicht widerspiegelte und dementsprechend verharrt sie bei 6,1%. Insgesamt haben wir in Deutschland eine Erwerbstätigenquote von 65,8 Prozent. Die Zuwanderung führt bisher also nicht zu Problemen am Arbeitsmarkt.

Dem gegenüber steht aber leider noch die Unterbeschäftigung von 3,57 Millionen Personen. Die Zahl ist noch immer leicht höher als im Vorjahr und zeigt die staatlichen Bemühungen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung zur Integration der Flüchtlinge. Den Zahlen entsprechend wird sich die EZB in ihrer abwarteten Haltung nach dem Brexit bestätigt fühlen. Natürlich müssen die Zahlen weiterhin beobachtet werden, aber ein großer wirtschaftlicher Schock sieht anders aus. Ruhe bewahren hat sich erneut ausbezahlt.


Kein Ende der Niedrigzinspolitik in sicht

Die US-Notenbank hält die Füße weiter still. So lässt sich das Ergebnis der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed kurz und bündig zusammenfassen. Wer als Anleger alsbald auf höhere Zinsen hofft, wird also ein weiteres Mal enttäuscht werden. Allenfalls eine kleine Anhebung halten wir bis zum Ende dieses Jahres wahrscheinlich.

Dagegen wird die EZB auf absehbare Zeit an ihrer Nullzinspolitik festhalten, während die japanische Notenbank schon bald - vielleicht bereits heute Nacht - eine noch expansivere Geldpolitik beschließen wird.

Für Banken und Versicherungen bleibt das Umfeld somit schwierig, genauso wie für die Sparer, Pensionskassen und Stiftungen, die auf ordentliche Erträge angewiesen sind. Trotz niedrigster Zinsen werden Anleihen allerdings auch in Zukunft eine Berechtigung in einem strategisch ausgewogenen Depot haben.

Erst wenn die Notenbanken die Richtung ihrer Geldpolitik wieder grundsätzlich ändern, ist Vorsicht angeraten. Doch bis dahin wird es noch dauern.


Börsenrisiko Donald Trump

Lange Zeit hatte bei den Umfrageergebnissen zu den US-Präsidentschaftswahlen Hillary Clinton einen Vorsprung vor Donald Trump. Doch die jüngsten Erhebungen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Und bei der neusten Befragung der Los Angeles Times hat der Kandidat der Republikaner sogar die Nase vorn.

Sollte Immobilienmogul Trump Anfang November tatsächlich zum neuen Präsidenten der USA gewählt werden, hätte das aller Voraussicht nach negative Auswirkungen auf die Wall Street. Vor allem weil der umstrittenen Milliardär gegen den freien Welthandel vorgehen möchte. Das würde die Geschäfte international operierender Unternehmen extrem belasten und zumindest kurzfristig die Aktienkurse an den US-Börsen unter Druck setzen.

Doch auch Investoren mit längerem Anlagehorizont dürften bei einem Wahlsieg der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Clinton besser fahren. Das ist einer interessanten Auswertung der Postbank zu entnehmen: Demnach haben sich US-Aktien immer dann deutlich schlechter als im langfristigen Mittel geschlagen, wenn ein republikanischer Präsident amtierte.

So habe der Leitindex S&P 500 in den insgesamt 17 Amtszeiten seit 1948 je Legislaturperiode im Schnitt ein Kursplus von 38,5 Prozent erreicht. Während der neun Regierungszeit
eines republikanischen Präsidenten lag der Zuwachs dagegen im Mittel nur bei 23,7 Prozent.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

Hinweise zu den ausführlichen Berichten über die Musterdepots gibt es bei Twitter unter dem Konto: @kokologiannis

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