Musterdepots Der Brexit belastet die Märkte

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Brexit-Votum kehrt an den Börsen die Furcht zurück vor den Folgen des EU-Austritts Großbritanniens. Musterdepotstratege Georgios Kokologiannis zeigt, wie er das Depot darauf vorbereitet.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Nachdem Anleger das Thema auch hierzulande lange verdrängt haben, dämmert ihnen: Gerade die exportstarken deutschen Firmen dürften zu den Verlierern des nun von Premierministerin May forcierten Ausscheidens des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union gehören.

Schließlich ist Großbritannien bisher drittgrößter Absatzmarkt deutscher Ausfuhren nach den USA und Frankreich. Allein 2015 nahmen die Briten hiesige Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 90 Milliarden Euro ab. Doch bald drohen Handelshemmnisse.

Im vergangenen Juni hatten die Briten in einem Referendum für den Ausstieg aus der EU gestimmt. Der überraschende Ausgang der Volksbefragung hatte damals vorübergehend zu heftigen Verlusten an den Börsen geführt geführt. Der Dax etwa verlor zeitwiese knapp sieben Prozent. Das Euro-Zonen-Pendant Euro Stoxx 50 noch stärker.

Doch schon nach wenigen Tagen hatten die die Aktienmärkte ihre Verluste wieder aufgeholt. Vor allem weil die Notenbanken signalisierten, gegebenenfalls stützend einzugreifen. Und: Weil die tatsächlich feststellbaren Auswirkungen des Brexits auf die wirtschaftliche Entwicklung in Europa noch in weiter Ferne lagen.


Automarkt erholt sich

Der europäische Automobilmarkt setzt seinen Erholungskurs fort. Wie der europäische Branchenverband ACEA am Dienstag mitteilte, konnte der Autoabsatz 2016 um 6,8 Prozent auf 14,6 Millionen Stück gesteigert werden.

Am größten Automarkt Europas, in Deutschland, wurde ein Wachstum von 4,5 Prozent auf 3,35 Millionen Fahrzeuge erreicht, der zweitgrößte Markt Großbritannien legte 2,3 Prozent auf 2,69 Millionen PKWs zu. Die stärksten Wachstumsraten wurden eher an den Peripheriemärkten verzeichnet. Unter den großen Ländern schnitt am besten Italien mit einer Steigerung von fast 16 Prozent zum Vorjahr ab.

Bei unserem Musterdepot sind wir bei der Automobil- bzw. Zuliefererbranche mit zwei Titeln aus Frankreich – Peugeot Citroen (PSA) und Michelin – investiert. Die beiden Unternehmen profitieren von der Erholung des europäischen Marktes sowie von der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran. Der PSA-Konzern konnte zum Beispiel seinen Absatz 2016 um sechs Prozent auf 3,15 Millionen Fahrzeuge steigern und erreichte somit den besten Wert seit 2010.


Nachhaltige Anlagestrategie

Unter Environment wird vor allem der Umgang mit dem Klimawandel, der Ressourcenknappheit, Wasser und Artenvielfalt verstanden. Bei dem Themenkomplex Social werden die Kategorien Produktsicherheit, Gesundheit, demografischer Wandel und Mitarbeiter- und Menschenrechte betrachtet. Das Thema Governance, also eine gute Unternehmensführung, umfasst Transparenz, Risiko- und Reputationsmanagement, Compliance sowie Aktionärsrechte.

Wir werten die Ergebnisse von Thomson Reuters, welche über 600 Datenpunkte von jeder der weltweit über 5.000 betrachteten börsennotierten Unternehmen umfassen, aus. Die Datenpunkte wurden von der Thomson-Reuters-Forschungsabteilung entwickelt und fließen als zentraler Bestandteil in den Selektions- und Investmentprozess bei uns ein.

Dabei erfolgt die Analyse innerhalb der vier Säulen Umwelt, Soziales, Unternehmensführung (ESG) und Wirtschaftliches. Ein Einzelwert muss nach unseren Anforderungen in jeder Säule einen Score von mindestens 65 von 100 möglichen Punkten aufweisen.

In den vergangenen zehn Jahren sind Nachhaltigkeitsthemen auf der Agenda weit nach vorne gerückt. Institutionelle Investoren wie Pensionskassen und private Investoren achten zunehmend auf die Auswirkungen ihrer Geldanlage. Die Gründe dafür liegen in einigen Megatrends, die für eine verstärkte Berücksichtigung von nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen im Portefeuille sprechen.

Verschiedene Investorengruppen berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien bei Investitionen, die wir bei der Anlage einfließen lassen können. Denn der Klimawandel, die Ressourcenknappheit und die zunehmenden sozialen Herausforderungen verlangen ein verantwortungsbewusstes Handeln.

Nachhaltigkeit lässt sich durch eine Vielzahl von Indikatoren für Ökologie, Soziales und Ethik in der Unternehmensführung messen. International hat sich hierfür das Kürzel ESG etabliert: Es steht für Environment, Social und Governance.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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