Musterdepots Die Ruhe vor dem Sturm

In einer Handelsblatt-Umfrage prognostizierten viele Banken einen kräftigen Anstieg des Dax - doch die Realität ist eine andere. Jetzt wird klar: Mit Staatsanleihen hätten Investoren deutlich mehr verdient als mit Aktien.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Finger weg von vermeintlich sicheren Häfen wie Staatsanleihen sowie Edelmetallen - und stattdessen rein in den angeblich viel günstiger bewerteten Aktienmarkt. So lautete Ende vergangenen Jahres nahezu unisono die Empfehlung der meisten Investmentprofis für die kommenden zwölf Monate.

Beim Dax etwa prognostizierten damals in einer Handelsblatt-Umfrage 35 Banken im Schnitt einen kräftigen Indexanstieg auf knapp 11.800 Punkte. Die Realität ist bisher eine andere. Anleger wären besser gefahren, wenn sie das Gegenteil des Empfohlenen umgesetzt hätten. Das veranschaulicht eine aktuelle Auswertung von JP Morgan.

Nachdem die Börsen die ersten einhundert Handelstage 2016 hinter sich haben, zieht die US-Bank jetzt einen Zwischenbilanz: Die meisten Aktienmärkte bewegen sich demnach seit Jahresanfang unterm Strich nur seitwärts. Zwischenzeitlich sind die Notierungen hier sogar deutlich abgerutscht. Mit Staatsanleihen konnten Investoren dagegen bisher im Mittel mehr als acht Prozent verdienen. Der Goldpreis legte sogar um rund ein Viertel zu.


Wie nachhaltig ist der Aufschwung in den Schwellenländern?

In den vergangenen Wochen haben sich die Aktienmärkte in vielen Schwellenländern stabilisiert und damit einen positiven Impuls im mehrjährigen Abwärtstrend gesetzt. Fraglich ist derzeit, wie nachhaltig die verbesserte Situation in den Schwellenländern ist. Vieles hängt dort von der weiteren Entwicklung der Rohstoffpreise ab. Geholfen hat beispielsweise der Ölpreis, der von seinem Mitte Februar erreichten Tiefpunkt bei rund 25 US-Dollar um fast 80 Prozent angestiegen ist.

Diese Entwicklung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass das globale Ölangebot erstmals seit dem Sommer 2013 langsamer wächst als die globale Öl-nachfrage. Während Länder wie Saudi-Arabien, Russland, der Irak und der Iran weiterhin mehr Öl als je zuvor fördern, hat der Ölpreisrückgang bei den amerikanischen Schieferölproduzenten deutliche Spuren hinterlassen: Hatten die USA bis zum Sommer letzten Jahres zu den größten Ölförderländern aufgeschlossen, ist ihre Produktion seitdem deutlich gesunken. Und dieser Trend hat sich bis zuletzt fortgesetzt – trotz der Erholung des Ölpreises.

So ist die Anzahl der aktiven Bohrtürme, der sogenannte „Rig Count“, auf zuletzt 406 Einheiten gesunken; dies ist ein Minus von fast 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Da wir davon ausgehen, dass sich an dieser Tendenz so schnell nichts ändert, wird der Ölpreis unserer Meinung nach nicht wieder auf unter 30 US-Dollar sinken. Im Gegenteil: Die Wahr-scheinlichkeit eines weiteren Anstiegs im Jahresverlauf ist groß, insbesondere dann, wenn die derzeit noch rekordhohen Lagerbestände abgebaut werden.


Träges Modell

Neben dem Value geprägten Investmentprozess haben wir zur Sicherung der Vermögenswerte ein Wertsicherungsmodell im Hintergrund installiert. In dieser Woche wollen wir auf die vier Grundprinzipien des Wertsicherungssystems eingehen.

Das Modell wurde bewusst sehr „träge“ entwickelt. Nun ist der Begriff „träge“ im allgemeinen Sprachgebrauch nicht all zu positiv behaftet. In diesem Fall ist es jedoch immanent, um nicht Gefahr zu laufen ständig in den Markt ein und wieder auszusteigen. Hin und her macht bekanntlich die Taschen leer.

Von daher haben wir uns für eine Systematik entschieden, die an grundsätzlich positiven Kapitalmärkten partizipieren soll, den Anleger durchaus auch in unruhigen Börsenphasen auf die Probe stellen kann, allerdings in äußerst turbulenten Phasen den Anleger vor den ganz großen Einbrüchen bewahren soll. Um diesen Wertkurvenverlauf zu erzeugen, ist eben ein Modell mit einer gewissen Trägheit von Nöten. Sprich, das Ziel ist es explizit nicht, jede zehn prozentige Börsenkorrektur zu vermeiden.

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