Musterdepots Die Suche nach Signalen

Nach einer einwöchigen Trump-Rally geben Aktien auf beiden Seiten des Atlantiks wieder nach. Anleger warten ab, was passiert. Musterdepotautor Sönke Niefünd wagt einen Ausblick auf den spannenden Abschluss des Jahres.

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Sönke Niefünd

Aktuelle Datenveröffentlichungen spielen derzeit weniger eine Rolle, da diese die jüngsten Entwicklungen noch nicht reflektieren. Dies trifft auch auf die am Mittwoch veröffentlichte Information zur Industrieproduktion und zur Kapazitätsauslastung in den USA zu.

Nach vier Rekordhochs auf Schlusskursbasis in Folge und sieben Handelstagen nacheinander mit Aufschlägen scheint der Dow-Jones-Index  nun erstmal zu verschnaufen. Investoren suchten immer stärker nach Signalen, die zeigten, was von den Versprechungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump letztlich realpolitisch übrigbleibe. Doch von einem grundsätzlichen Stimmungsumschwung könne keine Rede sein.

Anders als die Wall Street profitieren die Aktienmärkte auf dem alten Kontinent nicht mehr von der sogenannten Trump-Rally. Der DAX scheitert immer wieder am charttechnischen Widerstand bei 10.800 Punkten.

Bei den Unternehmen stehen zwei Kapitalmaßnahmen im Fokus. So ging Bayer mit einer Pflichtwandelanleihe an den Markt und Morphosys platzierte Aktien. Bayer Aktien verloren fast knapp fünf Prozent, da Investoren die Wandelanleihe kauften und zur Absicherung von möglichen Kursverlusten die Aktie dagegen gaben. Morphosys gaben über 6,2 Prozent nach.

Aktuell erwartet der Markt gemessen an den Futures zu 94 Prozent eine Leitzinsanhebung der US-Notenbank im Dezember. Für uns ist dies auch sehr wahrscheinlich und für die EZB erwarten wir, dass diese weiter expansiv bleibt. Deshalb blicken wir auf die Rede von Fed-Chefin Yellen am Donnerstagabend sowie die von EZB-Chef Draghi am Freitag. Yellen legt vor dem US-Kongress Zeugnis über die Arbeit der Fed ab, und Draghi ist Hauptredner auf dem Europäischen Bankenkongress.


Mit zwei Finnen zum Erfolg

Einmal im Monat widmen wir uns regelmäßig dem Thema der Bewertung des Aktienkernportfolios, welches rund 70 Prozent unseres Musterdepots ausmacht und derzeit 15 Einzeltitel enthält. Der Rest wird in die Zertifikate auf Basis der ausgewählten Strategien von der innovativen Social-Trading Plattform Wikifolio.com investiert. Das Aktienkernportfolio weist im Vergleich zum breiten Stoxx-Europe-600 eine signifikante Unterbewertung auf.

Das gewichtete Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt bei 0,78, das gewichtete Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 1,4 und das gewichtete Kurs-Cash-Flow-Verhältnis bei 6,7. Laut unseres Bewertungsmodells gehören 12 von 15 Aktien zum Top-Quartil, das heißt zu den günstigsten 25 Prozent aller Titel des Anlageuniversums. Die relative Unterbewertung des Portfolios ist trotz einer merklichen Outperformance des Musterdepots gegenüber dem Vergleichsindex nur moderat zurückgegangen.

Zu den bisher erfolgreichsten Aktieninvestments gehören unter Berücksichtigung aller stattgefundenen Ausschüttungen die beiden finnischen Titel UPM Kymmene und Kesko, französischer Autobauer Peugeot und australisch-britischer Rohstoffkonzern BHP Billiton. Neben einer Unterbewertung zählt eine niedrige Zahl der Transaktionen, was kostensparend wirkt, zu den wichtigsten Merkmalen des Musterdepots.


Mit Zertifikaten zum Ziel

Sehr gut entwickelt haben sich meine beiden Neuzugänge im Depot auf den Euro Stoxx 50, die ich am Mittwoch vergangener Woche gekauft habe. Das Sprinterzertifikat (WKN VN13U0) liegt fünf Prozent im Plus, der Discounter (DT92GZ) knapp drei Prozent. Aber das ist lediglich eine Momentaufnahme und sagt nichts darüber aus, ob es letztendlich lohnende oder verlustreiche Investments werden.

Wichtig ist der Kauf des Discounters, ein eher konservatives Aktieninvestment. Denn der Euro Stoxx 50 kann bis zum Laufzeitende Mitte September 2017 noch bis auf 2950 Punkte fallen, ohne das meine zweistellige Jahresrendite gefährdet ist.

Erst wenn der europäische Auswahlindex an diesem Termin unter 2867 Punkte steht, war es ein Investment mit Verlust. Mit einem Discountzertifikat können Anleger nicht so viel verlieren wie es gegenüber einem Direktinvestment möglich wäre. Im Gegenzug ist die Rendite begrenzt. In diesem konkreten Fall profitiere ich von Notierungen des Euro Stoxx 50 oberhalb von 2950 Zählern nicht mehr.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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