Musterdepots Ein gewaltiges Missverhältnis

In den kommenden Wochen wird die Nervosität an den Aktienbörsen steigen, prognostiziert Handelsblatt-Stratege Georgios Kokologiannis. Ihn beunruhigt die Diskrepanz zwischen Aktienkursen und Unternehmensgewinnen.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Der bisherige Verlauf der Berichtssaison bestätigt sowohl in den USA als auch in Europa, dass die jüngste Rally fundamental keinesfalls gerechtfertigt ist. Getrieben wurden die Kurse stattdessen einmal mehr von Spekulationen auf zusätzliche Marktmanipulationen der Notenbanken.

Doch die sind ausgeblieben – und die nächsten turnusmäßigen geldpolitischen Sitzungen der bedeutendsten Zentralbanken stehen erst wieder ab Anfang September an. Bis dahin sind die Akteure auf sich selbst gestellt und müssen darauf vertrauen, dass auch ohne neue Beruhigungspillen der Währungshüter kein gewichtiger Akteur auf den Verkaufsknopf drückt – und so die nächste Abwärtswelle einleitet.

Auch in Deutschland spricht mit Blick auf die Geschäftsentwicklung der Unternehmen momentan nichts für steigende Aktienkurse. Das verdeutlicht etwa ein Blick auf die bisher vorgelegten Quartalsberichte der Dax-Konzerne: Die bedeutendsten börsennotierten deutschen Unternehmen, die bis Anfang dieser Woche ihre Zwischenbilanzen veröffentlichten, haben im Schnitt einen Ertragseinbruch von fast einem Zehntel erlitten.

Das geht aus einer Analyse des Beratungsunternehmens EY hervor. Demnach ist der operative Gewinn (Ebit) dieser 17 Dax-Konzerne, die Zahlen für ihre Geschäfte von April bis Juni präsentierten, um neun Prozent gesunken – auf insgesamt nur noch 17,7 Milliarden Euro. Auf Jahressicht haben Experten zuletzt bei den Dax-Firmen eine Gewinnrezession von einem Prozent prognostiziert. Diese ernüchternde Vorhersage dürfte nach Abschluss der Berichtssaison noch weiter nach unten angepasst werden.

Doch damit öffnet sich die Schere zwischen Aktienkurs- und Unternehmensgewinn-Entwicklung immer weiter, statt sich zu schließen: Bereits seit 2010 schaffen es die Dax-Mitglieder nicht mehr, ihr Ertragswachstum nachhaltig zu steigern. Trotzdem hat sich der deutsche Leitindex seitdem zwischenzeitlich weit mehr als verdoppelt – ein gewaltiges Missverhältnis, das es in diesem Ausmaß mindestens seit Einführung des Dax vor mehr als 28 Jahren nicht gegeben hat.


Sönke Niefünd: Privatbank-Depot

Die Neuausrichtung des Portfolios erfolgt sukzessive. Warum? Ein Verkauf einer Position muss für uns ökonomisch Sinn machen sowie in das aktuelle Marktumfeld passen. Bei Fonds achten wir generell darauf, ob ein doppeltes Einzeltitel-Exposure zu vorhandenen Werten vorhanden ist. Eine Überschneidung soll weitestgehend vermieden werden, da sich sonst Risiken erhöhen. Weiterhin achten wir darauf, ob die Renditen im Einklang mit der Gebührenstruktur der Fonds stehen. Aktiv gemanagte Fonds weisen in der Regel eine höhere Gesamtkostenquote (Total Expansive Ratio, TER) als passive börsengehandelte Exchange Traded Funds (ETF) auf.

Es erfolgt der Verkauf der Position: „Warbung Fonds Multi Smart Beta“.

Grundsätzlich gewichten Smart-Beta-Fonds ihre Aktienpositionen nach Finanzkennzahlen, jedoch nicht nach Nachhaltigkeitskriterien. Die Finanzkennzahlen können dabei im Wesentlichen nach drei Kriterien gegliedert werden: erstens anhand fundamentaler Kriterien; zweitens auf Basis ihres Risikoprofils; drittens anhand bestimmten Faktoren, beispielsweise einer niedrigen Volatilität.

Die Philosophie des „Warburg Fonds Multi Smart Beta“ besteht darin, Portfolios so zu konstruieren, dass nicht die Marktkapitalisierung und somit die Vergangenheit eines Unternehmens das entscheidende Auswahl- und Gewichtungskriterium ist, sondern nur fundamentale und technische Eigenschaften der Gegenwart. Es werden keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt.

Im Grundsatz ein guter Ansatz, dennoch verkaufen wir diesen Fonds, weil erstens die Renditeerwartungen unseres Erachtens bisher nicht erfüllt sind. Zweitens ist der Fonds relativ jung. Fondsauflage war der 15. Oktober 2015 und daher besteht für das Anlagekonzept des Fonds noch kein historischer Beweis, wie sich dieser in Krisen oder starken Marktverwerfungen verhält. Drittens prüft der Fonds nur einmal im Quartal seine Zusammensetzung. Daher besteht das Risiko, dass sich die fundamentalen Daten am Aktienmarkt in der Zwischenzeit dahingehend geändert haben, dass nicht mehr die angestrebte optimale Allokation an Titeln im Portfolio gehalten wird.


Alexander Kovalenko: Social-Trading-Depot

Im vergangenen Börsenmonat Juli haben die wichtigsten Aktienbörsen weltweit gute Ergebnisse geliefert. Der deutsche Dax 30 erzielte mit 6,8 Prozent eine starke Wertentwicklung und hat somit aus der Sicht eines Euro-Anlegers die ausländischen Indizes merklich übertroffen. So haben beispielsweise der US-amerikanische  S&P 500 in Euro gerechnet 2,9 Prozent, der japanische Nikkei 225 einen Zuwachs von 5,8 Prozent und der britische FTSE 100 ein Plus von 2,1 Prozent erreicht. Dank einer hohen Investitionsquote konnte unser aktienlastiges Musterdepot von den steigenden Börsen profitieren.

Zwölf von 15 sich im Aktienkernportfolio befindlichen Einzeltiteln haben die Berichtsperiode positiv abgeschlossen. Zu den Spitzenreitern des Monats gehörten Peugeot (24,9 Prozent), Anglo-American (12,7 Prozent in Euro) sowie UPM Kymmene (12,4 Prozent). Rückläufig war dagegen aufgrund des gesunkenen Ölpreises die Wertentwicklung bei den beiden Öltiteln Eni und OMV (jeweils minus 5,8 Prozent).

Die Ziel-Wikifolios haben mehrheitlich ebenfalls eine deutlich positive Performance verzeichnet. Die Wertentwicklung der entsprechenden Zertifikate lag zwischen drei („Dividende und Eigenkapital Deutschland“ und „Aktien? yeah!“) und fünf Prozent („ETF-Werte des ICAX). Zwei Wikifolios haben den Monat neutral abgeschlossen.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

Hinweise zu den ausführlichen Berichten über die Musterdepots gibt es bei Twitter unter dem Konto: @kokologiannis

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