Musterdepots Ende der Bankenkrise nicht in Sicht

Die europäischen Banken leiden unter niedrigen Zinsen und sinkenden Margen. Zuletzt bekamen das Commerzbank-Aktionäre zu spüren. Die Krise dürfte sich hinziehen, so Handelsblatt-Autor Daniel Hupfer.

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Daniel Hupfer

Der europäische Bankensektor wird nach wie vor von negativen Meldungen begleitet. Während sich die Branche in den USA überwiegend längst von der Finanzkrise erholt hat, leiden hiesige Banken noch immer unter den Nachwehen und stehen zusätzlich noch weiteren Belastungsfaktoren gegenüber. Der Brexit hat für erhebliche Unsicherheit gesorgt. Bankbilanzen in der europäischen Peripherie werden durch schwache Bonitäten von Staatsanleihen ihrer Sitzländer sowie durch ein teils gefährliches Ausmaß ausfallgefährdeter Kredite belastet.

Da hilft es auch nichts, wenn man sich, wie die italienische Monte dei Paschi, als ältestes Bankhaus der Welt rühmen kann. Der Markt beurteilt allerdings auch die deutschen Finanztitel pessimistisch. Die Deutsche Bank – einst stabiler Anker der deutschen Bankenlandschaft – fährt zur Zeit in schweren Fahrwässern. Insbesondere das Investmentbanking trug hier zu einem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro bei. Bei der Commerzbank hat sich die Aufbruchsstimmung vom Jahresanfang mittlerweile als Strohfeuer erwiesen. Martin Zielke, der Nachfolger des zuletzt erfolgreichen Martin Blessing, musste einen überraschenden Rückgang der Kernkapitalquote verkünden. Wir bleiben daher, trotz augenscheinlich günstiger Kurse, zurückhaltend bei Engagements in europäische Bankentitel.

Dabei sind die Probleme der Banken nicht von kurzfristigem Charakter. Das historisch niedrige Zinsniveau wird sich mittelfristig nicht ändern. Dies beschert den Kreditinstituten ein anhaltendes Margenproblem auf der Aktiv- und Passivseite – bis dato gekrönt durch einen negativen Zins von 0,4 Prozent, den Banken für die Hinterlegung von Kundeneinlagen bei der EZB entrichten müssen. Auch die strukturellen Bilanzprobleme sowie eine starke Regulierung werden weiterhin die Profitabilität belasten.


Anleihen: noch niedrigere Zinsen nicht ausgeschlossen

An dieser Stelle wollen wir einen Rückblick auf die aktuelle Zinsentwicklung der globalen Rentenmärkte werfen. Es ist bekannt, dass die Zinsen recht niedrig sind. Auch Privatanleger stellen dies immer wieder fest, wenn sie versuchen mit ihren Banken über Zinssätze bei Tagesgeld, Festgeld und Sparbüchern zu verhandeln.

Letztendlich geht seit etwa 1980 der Weg der Zinsen beständig nach unten. Im Juni 2016 ereignete sich Historisches. So notierten zehnjährige deutsche Staatsanleihen zum ersten mal in der Geschichte im negativen Terrain. Somit notiert die ganze Zinsstrukturkurve einschließlich der zehnjährigen Anleihen in der Bundesrepublik im negativen Bereich.

Dies bedeutet nichts anderes, als dass der Finanzminister Geld von seinen Investoren verlangt, dafür dass man dem deutschen Staat Geld leiht. Die ist kein deutsches Phänomen. Auch in Japan oder beispielsweise in der Schweiz ist man mit negativen Zinsen vertraut.

Im Gegensatz zu deutschen Staatsanleihen notieren in der Schweiz sogar dreißigjährige und fünfzigjährige Anleihen mit negativen Zinsen. Somit ist nicht ausgeschlossen, dass wir hier in Deutschland nicht ein noch tieferes Niveau erreichen.


Die Nervosität an den Börsen sinkt

Die Absicherung des Aktiendepots eines Anlegers mit Hilfe von Optionsscheinen ist derzeit im Schnitt so günstig zu haben wie zuletzt vor knapp einem Jahr. Das liegt vor allem an der in den vergangenen Wochen extrem gesunkenen Nervosität an den Börsen – abzulesen etwa am deutschen Volatilitätsbarometer VDax, das auf sein Niveau vom vergangenen August zurückgefallen ist.

Ein Dax-Portfolio durch sogenannte „Put“-Optionsscheine bis Ende Oktober gegen größere Kurseinbrüche von über fünf Prozent abzusichern, kostet derzeit beispielsweise rund zweieinhalb Prozent des Anlagekapitals.

Puts gewinnen an Wert, wenn die Aktie oder der Börsenindex, auf den sie sich beziehen, an Wert einbüßt und umgekehrt. Und: Der Kurs bewegt sich nicht nur entgegengesetzt zu Dax & Co. Zusätzlich entwickelt er sich überproportional. Nur ein Bruchteil des abzusichernden Kapitals muss also in Puts fließen, um Börseneinbrüche zu neutralisieren.

Die Kosten für die Puts stellen eine Art Versicherungsprämie dar für den Schutz des eigenen Portfolios. Denn entwickelt sich die Aktienposition stabil oder steigt ihre Notierung gar über ein bestimmtes Niveau, verfallen die Scheine wertlos.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

Hinweise zu den ausführlichen Berichten über die Musterdepots gibt es bei Twitter unter dem Konto: @kokologiannis

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