Musterdepots Kurstreiber Notenbanker

Von Anleihen bis Indexfonds horten die großen Notenbanken der Welt Vermögenswerte. Das lässt die Kurse kräftig steigen. Wer jetzt erfolgreich anlegen will, sollte wissen, die Marktnanipulationen zu interpretieren.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Wer an den Kapitalmärkten erfolgreich „investieren“ möchte, muss im Prinzip nur richtig prognostizieren, wie lange die Notenbanken ihre Marktmanipulationen noch ungehindert fortsetzen können – bevor den Blasen am Aktien-, am Anleihen und am Immobilienmarkt die Luft ausgeht. Allein in diesem Jahr weiten die zehn wichtigsten Zentralbanken der Welt ihre Bilanzen so stark aus wie seit 2011 nicht mehr.

Inzwischen besitzen sie laut Bloomberg Vermögenswerte im Volumen von unvorstellbaren 21,4 Billionen Dollar. Allein seit 2007 sind die Bilanzen dabei um mehr als 15 Billionen Dollar aufgebläht worden. Das hat dazu geführt, dass erstmals in der Wirtschaftsgeschichte sämtliche bedeutende Anlageklassen der entwickelten Volkswirtschaften gleichzeitig auf Rekordniveaus getrieben worden sind.

An der weltweit richtungsweisenden Wall Street lässt sich besonders eindringlich aufzeigen, wie sehr sich etwa die Aktienkurse von der wirtschaftlichen Realität abgekoppelt haben: Nach mehr als siebeneinhalb liquiditätsgetriebenen Haussejahren liegt die Marktkapitalisierung der US-Unternehmen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt bei 121 Prozent.

Zum Vergleich: Bevor die US-Notenbank Fed unter ihrem damaligen Vorsitzenden Alan Greenspan ab Mitte der 90er-Jahre damit anfing, immer hemmungsloser mit aus dem Nichts geschaffenen Zentralbankgeld die Börsen aufzupumpen, lag der Wert fast zwei Drittel niedriger – jahrzehntelang.

Unter der Ägide von Greenspanns Nachfolgern Ben Bernanke und jetzt Janet Yellen ist das Verhältnis nach knapp 97 Monaten mit de facto kostenlosem Fed-Geld für die Banken vollends eskaliert. Nie hatte Geldanlage weniger zu tun mit der Entwicklung fundamentalen Wirtschafts- und Unternehmensdaten.


Die EU und ihr Kampf gegen „unfaire Handelspraktiken“

Auf dem EU-Gipfel in Brüssel haben die Vertreter von 28 EU-Regierungen Ende letzter Woche beschlossen, Vorschläge für eine „robuste“ Handelspolitik zu prüfen. Hinter dieser Formulierung stecken Maßnahmen zur Abwehr von aus europäischer Sicht unfairen Importen. Dabei hat der EU-Ratspräsident Donald Tusk betont, dass es sich hierbei um keinen Protektionismus, sondern um den Schutz gegen unfaire Handelspraktiken handele.

Der wichtigste Auslöser für diese Initiative war wohl ein Plädoyer beziehungsweise ein offener Brief der Stahlbranche, welcher zum Schutz der europäischen Stahlhersteller vor allem gegen die Billigimporte aus China aufrief. Man kann unterschiedlicher Meinung sein, ob derartige Maßnahmen gerechtfertigt sind oder nicht, Fakt ist aber, dass viele Arbeitsplätze in der europäischen Stahlbranche in Gefahr sind.

Ende des Jahres sollte China einen viel einfacheren Zugang zum EU-Binnenmarkt erhalten und könnte somit Stahl deutlich günstiger liefern, als die europäischen Wettbewerber. Dabei erhalten viele Produzenten aus China Subventionen vom Staat, was dieses „Preisdumping“ ermöglicht. Vieles spricht dafür, dass die EU-Kommission den Stahlproduzenten entgegenkommen wird. Schließlich beschäftigt die Stahlindustrie in Europa über 300.000 Mitarbeiter. In unserem Musterdepot befindet sich die Aktie des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine, welcher zu den Unterzeichnern des oben genannten Briefes gehörte.


Der Fall des Euro dürfte noch weitergehen

Der deutsche Leitindex endete auf Wochensicht mit 1,2 Prozent im Plus. Auf europäischer Ebene hat der Euro Stoxx 50 bei 3.076 Zählern geendet.
Auf die Aussagen der europäischen Zentralbank (EZB), wie erwartet die Leitzinsen unverändert zu lassen und am Anleihen-Kaufprogramm festzuhalten, reagierte die europäische Gemeinschaftswährung sowie der Bund-Future.

Der starke Dollar führt zu einem Kurstief beim Euro. Die Gemeinschaftswährung ist auf dem niedrigsten Stand seit langem. Der Kurs sackte auf 1,0868 Dollar, den niedrigsten Wert seit 10. März dieses Jahres. Wir erwarten, dass die europäische Gemeinschaftswährung angesichts der divergierenden Geldpolitik von EZB und US-Notenbank Fed noch weitergehen dürfte. Unser Jahresziel des Euro-Dollar Kurses liegt weiterhin bei der Parität.

In dieser Woche erwarten wir zahlreiche Unternehmenszahlen aus der Auto-, Chemie-, Finanz- und Informationstechnik. Wir blicken besonders auf die Werte die bei uns im Portfolio enthalten sind. Diese sind Apple, BASF und BNP Paribas.

Am Dienstag legen Orange, General Motors, Renault und Apple ihre Quartalszahlen vor. Am Mittwoch folgt Bayer. Am Donnerstag führen die Deutsche Bank, VW und BASF durch ihre Zahlen. In den USA gilt unsere Aufmerksamkeit Alphabet und Amazon. Zum Wochenende präsentiert sich BNP Paribas.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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