Musterdepots Mit Bedacht durch den Markt bewegen

Indexfonds gelten als sichere Anlage, weil sie breit streuen. Unser Handelsblatt-Autor erklärt, warum er im Moment dennoch davon absieht. Außerdem im Blick: Die Baloise-Aktie und Multi-Asset-Strategien.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Direktinvestitionen an den Aktienbörsen in Indexfonds oder einzelne Titel sind für das Musterdepot erst dann vorgesehen, wenn die extremen fundamentalen Bewertungen wieder in Richtung ihrer langjährigen Mittelwerte korrigieren. Beim Dax etwa beginnt diese Zone meinen Berechnungen zufolge unterhalb von rund 8 900 bis 9 200 Punkten.

Der US-Leitindex S&P 500 müsste dazu auf mindestens 1770 bis knapp 1800 Zähler zurückfallen. Auf den aktuell bei 2130 Punkten deutlich darüber liegenden Kursniveaus setze ich dagegen weiter vor allem auf defensive Anlagezertifikate, um Verlustrisiken möglichst gering zu halten – und einen hohen Bargeldbestand. Fast die Hälfte des Anlagekapitals ist in speziellen Derivaten investiert, die von einer fortgesetzten Seitwärtsphase oder sinkenden Kursen an den Börsen profitieren. Rund ein Drittel beträgt die Cash-Quote.

Hintergrund: Vor allem an der weltweit richtungsweisenden Wall Street bewegen sich die wichtigsten Bewertungskennziffern nach fast acht Jahren liquiditätsgetriebener Hausse im Bereich historischer Dimensionen. So liegt das Kursgewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 auf Basis der 2016er-Gewinnschätzungen bei 17,3 und damit weit über dem mittel- bis langfristigen Durchschnitt von etwas über 14.

Noch alarmierender ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) zu sehen, das für mich ein untrüglicherer Risikoindikator ist: Denn während die Konzerne ihre Ertragsergebnisse durch Sondereffekte und Aktienrückkäufe massiv beeinflussen können, ist das bei den Umsätzen nicht ohne weiteres möglich. Mittlerweile hat das KUV im S&P 500 einen Wert von mehr als 1,7 erreicht und lieg damit fast auf dem Niveau seines Allzeithochs um die Jahrtausendwende herum – kurz vor dem Börsenabsturz nach der Dotcom-Blase.


Was die Aktie von Baloise seit 2014 gebracht hat

Die Aktie des schweizerischen Versicherungskonzerns Baloise gehört zu den Positionen, welche bereits bei der Auflage des Musterdepots Anfang Februar 2014 aufgebaut worden sind und bis heute gehalten werden. Die lange Haltedauer zahlt sich bisher aus: Die Position liegt derzeit mit rund 15 Prozent im Plus.

Eigentlich fällt die Kurssteigerung seit Februar 2014 noch besser aus, die Aktie wurde jedoch im April 2016 nachgekauft, wodurch sich der Einstandskurs verteuert hat. Darüber hinaus schüttet Baloise eine überdurchschnittlich hohe Dividende aus, welche zwar bei der Position selbst nicht direkt abgebildet wird, aber natürlich in die Gesamtperformance des Musterdepots einfließt. Auf dem letzten Investorentag hat die Konzernführung für die nächsten fünf Jahre den Fokus auf Cash-Flow-Generierung bestätigt. Außerdem wurde ein Rückkauf von einer Million Aktien angekündigt. Dies lässt Investoren auf eine weitere Dividendenerhöhung hoffen.

Im operativen Bereich setzt das Unternehmen in erster Linie auf Restrukturierung des Deutschland-Geschäfts. Alles in allem verfügt der Baloise Konzern über ein grundsolides Geschäftsmodell, was zusammen mit einer anlegerfreundlichen Dividendenpolitik und einer moderaten Bewertung für ein weiteres Halten der Position spricht.


Warum jetzt eine Multi-Asset-Strategie Sinn macht

Sicherlich ist Ihnen schon aufgefallen, dass wir in unserem Privatbank-Musterdepot eine Multi-Asset-Strategie verfolgen. Dies ist ein dynamischer Ansatz, der verschiedene Assetklassen und Investmentstile miteinander kombiniert. Dabei verfolgen wir drei Ziele: Performance, Diversifikation und Nachhaltigkeit. Neben Anleihen und Aktien investieren wir auch in die nicht-traditionelle Assetklasse, in der unter anderem Immobilien und Rohstoffe enthalten sind.

Grundsätzlich sind Multi-Asset-Strategien die Antwort auf die komplexen Kundenanforderungen der heutigen Zeit – und auf die wachsende Vielfalt und Komplexität der Finanzinstrumente. Investoren wählen diese Strategie, um stabilere und verlässlichere, langfristige Erträge zu erhalten.

Eine klassische Asset-Allokation aus Anleihen und Aktien ist einfach nicht flexibel genug, um in volatilen Zeiten auf Schocks zu reagieren und gleichzeitig Stabilität zu erzeugen. Unsere Multi-Asset-Strategie fußt darauf, dass wir das Fundament des Portfolios auf mehrere Assetklassen aufbauen. Somit erhalten wir unterschiedliche Ertragsquellen. Wenn alle Aktienmärkte gleichzeitig fallen, sind die Konsequenzen für ein Multi-Asset-Portfolio in der Regel weniger gravierend – weil es nicht von seinem Aktienteil dominiert wird.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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