Musterdepots US-Notenbank in der Zwickmühle

Musterdepotstratege Georgios Kokologiannis glaubt nicht, dass die hochbewerteten US-Börsen ohne erneute geldpolitische Unterstützung nachhaltig steigen werden. Und hat sein Portfolio entsprechend ausgerichtet.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Seitdem die US-Notenbank Fed ihre Anleihekäufe („QE3-Programm“) vor zwei Jahren vollständig auslaufen ließ, kommen die Aktienkurse an der Wall Street kaum noch von der Stelle. Der Leitindex S&P 500 bewegt sich seit Oktober 2014 innerhalb einer Spanne von insgesamt nicht einmal 20 Prozentpunkten um sein damaliges Kursniveau.

Ohne erneute geldpolitische Unterstützung wird den hochbewerteten US-Börsen auch künftig kein nachhaltiger Ausbruch auf der Oberseite gelingen. Dazu ist das Gewinnwachstum der Unternehmen schlicht zu schwach. Mehrere Zertifikate-Positionen im Depot profitieren von der erwarteten Fortsetzung dieser Seitwärtsbewegung (WKN: VS9D59 und VS8B1F).

Ausschlaggebend für meine skeptische Einschätzung zum weiteren Verlauf an den US-Aktienmärkten ist, dass die Produzentenpreise in der weltweit größten Volkswirtschaft im Schnitt deutlich langsamer zulegen als die Lohnstückkosten. Das schlägt maßgeblich auf die Gewinnentwicklung der US-Firmen durch. Um die Ertragsaussichten wirksam zu verbessern, müssten die Unternehmen also ihre Preise erhöhen.

Damit steckt der Aktienmarkt aber in einer Zwickmühle: Gelingt es den Firmen höhere Absatzpreise durchzusetzen, würde sich zwar ihre Gewinnentwicklung verbessern. Davon könnten auch die Aktienkurse profitieren – allerdings nur vorübergehend. Denn steigende Inflationsraten bei den Endabnehmerpreisen würden die Fed mittelfristig unter Druck setzen, durch steigende Leitzinsen gegenzusteuern.

Eine weitere Verschleppung der seit Monaten durch die Fed immer wieder hinausgezögerten geldpolitischen Straffung würde andernfalls in einen endgültigen Glaubwürdigkeitsverlust der Währungshüter münden. In Erwartung darauf, würden Anleger in diesem Szenario an den Aktienmärkten frühzeitig Kapital abziehen.


US-Wahl dürfte nur geringe Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben

Das vierte Quartal ist nun angelaufen und es gibt unterschiedlichste Meinungen, was die letzten drei Monate den Anlegern bringen werden. Wer unsere Kommentare regelmäßig liest, weiß bereits, dass wir von den Prognosen nicht besonders viel halten und versuchen, möglichst prognose- bzw. meinungsfrei zu investieren.

In den nächsten drei Monaten wird es zwar auf der politischen Ebene einige wichtige Ereignisse geben, wie zum Bespiel Präsidentschaftswahlen in den USA oder ein Referendum über Verfassungsreformen in Italien. Deren Einfluss auf das Börsengeschehen wird jedoch aus unserer Sicht oft überschätzt. Selbst wenn Donald Trump die Wahlen gewinnt, worüber aktuell über die Medien viel Angst geschürt wird, kann es kurzfristig volatil werden an den Märkten, dies würde aber unseres Erachtens keinen dauerhaften Schock auslösen.

Das Vorwahlspektakel in den USA mag gewaltig sein, die reale Wirtschaftspolitik wird sich allerdings bei den jeweiligen Parteien nicht gravierend unterscheiden. Da die private Altersvorsorge in den USA sehr stark an den Aktienmarkt gekoppelt ist, wird sich keiner der Kandidaten ins eigene Bein schießen und konjunktur- bzw. aktienunfreundliche Entscheidungen treffen. Das Referendum in Italien ist zweifelsohne wichtig, es wird jedoch unseres Erachtens ebenfalls keine massiven politischen bzw. wirtschaftlichen Unruhen auslösen.         


Die EZB und ihre Geldpolitik

Die Zentralbanken des Eurosystems kaufen derzeit monatlich Anleihen für rund 80 Milliarden Euro, der größte Teil davon Staatsanleihen. Das Programm läuft mindestens noch bis März 2017, dürfte aber wegen der schwachen Inflation noch einmal verlängert werden.

An den Finanzmärkten scheint derweil die Furcht umzugehen, dass die EZB geldpolitisch an den Rand ihrer Möglichkeiten geraten ist. Die daraus folgenden Marktreaktionen könnten der EZB allerdings durchaus gefallen: Höhere Anleiherenditen vergrößern den Pool ankaufbarer Papiere, und steigende Kurse von Bankaktien entlasten einen Sektor, der entscheidend für die Übertragung geldpolitischer Signale ist.

Volkswirte vermuten zwar, dass die EZB ihr Anleihekaufprogram tatsächlich nicht abrupt beenden, sondern schrittweise zurückfahren wird, wenn es denn eines Tages beendet werden sollte. Dieses Verfahren wird nach dem Vorbild der US-Notenbank Tapering genannt.

Die EZB stellte aber in Reaktion auf die Bloomberg-Meldung klar, dass der EZB-Rat im September nicht über technische Details eines Ausstiegs aus dem Ankaufprogramm diskutiert habe. Gesichert zu sein scheint, dass die EZB derzeit nach Möglichkeiten sucht, ihr Programm über März  2017 hinaus  zu verlängern.

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