Musterdepots Vorsicht vor dem Mantra des „Diesmal-ist-alles-anders“

Der Dax läuft heiß, ist Handelsblatt-Redakteur Georgios Kokologiannis überzeugt. Deshalb sichert er sein Portfolio weiter gegen mögliche Verluste ab und rät Anlegern, sich nicht in Risikoanlagen drängen zu lassen.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt Bei alarmierend niedrigen Handelsumsätzen bewegt sich der Dax weiter in den Übertreibungsbereich hinein. Wie für dieses Szenario angekündigt, stocke ich daher den Bestand an Reverse-Bonuszertifikaten auf, die sich tendenziell entgegengesetzt zum deutschen Leitindex (WKN: CD0EYZ).

Diese speziellen Anlagepapiere profitieren also davon, wenn die Sommerrally ausläuft – oder der deutsche Aktienindex bis Juni 2017 sogar deutlich zurückfällt. Konkret: Mindestens zwölf Prozent Gewinn lassen sich mit den Reverse-Bonuszertifikaten erzielen, solange der Dax bis Juni 2017 unter der Marke von 12.100 Punkten bleibt.

Steigt der Dax dagegen während der Zertifikatelaufzeit bis auf 12.100 Punkte, kann diese Position separat betrachtet zum dauerhaften Verlustbringer werden. In einem defensiven Portfolio eignet sie sich daher lediglich als Beimischung.

Die Aktienkurse steigen, obwohl es dafür keine fundamentale Rechtfertigung gibt. Die operativen Gewinne der größten deutschen börsennotierten Konzerne sind zuletzt gesunken. Auch gesamtwirtschaftlich deutet derzeit weder auf nationaler noch auf globaler Ebene irgendetwas auf sprudelnde Unternehmensgewinne.

Nur auf die vielzitierte Alternativlosigkeit angesichts des Zinsschwunds an den Kapitalmärkten sollten sich Anleger bei ihren Börsenengagements nicht verlassen: Das Mantra des „Diesmal-ist-alles-anders“ hat es an den Kapitalmärkten immer wieder gegeben – mit letztlich verheerenden Folgen.

In den Jahren vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise und dem Wall-Street-Crash im Oktober 1929 war es das Fließband, das endloses Konjunkturwachstum und exponentiell steigende Börsenkurse rechtfertigen sollte. Und um die Jahrtausendwende erklärte man wegen der „New Economy“ unpässliche Bewertungskennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) kurzerhand für überholt.

Diesmal ist es die angeblich grenzenlose Macht der Notenbanken, auf die inzwischen nicht nur professionelle Spekulanten im großen Stil wetten. Auch immer mehr  Kleinanleger lassen sich auf der Suche nach schneller Rendite in Risikoanlagen drängen – und blenden die realwirtschaftliche Entwicklung in der Endphase der mehr als siebenjährigen Börsenhausse einfach aus.


Konjunkturbarometer für die Netzwerkbranche

Am Mittwoch stehen bei Cisco Systems aktuelle Quartalszahlen zur Bekanntgabe an, die dem Aktienkurs neue Impulse verleihen dürften. Cisco Systems bietet eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen an – neben Verteilergeräten für Firmennetze auch Telefonanlagen oder die Speicherung und Bearbeitung von Daten auf externen Servern (Cloud Computing). Daher gilt das Unternehmen als Konjunkturbarometer für die Netzwerkbranche.

In den vergangenen fünf Jahren verzeichnete Cisco Systems ein starkes Wachstum. Der Dow-Jones-Wert hat sich innerhalb dieses Zeitraums um 93,1 Prozent verteuert und notiert aktuell nahe am Rekordhoch.

Weltweit verfolgen 38 Aktienanalysten die Aktie Cisco Systems. Die Mehrheit davon stuft die Aktie als kaufenswert („Buy“ beziehungsweise „Strong Buy“) ein. Etwa ein Drittel der Analysten stehen der Cisco-Aktie neutral gegenüber und stufen den Titel als haltenswert („Hold“) ein. Lediglich ein Aktienanalyst vertritt eine pessimistische Meinung und empfiehlt den Titel zum Verkauf („Sell“). Bei den prognostizierten Kurszielen ist eine Bandbreite von 24 bis 37 US-Dollar mit einem Mittelwert von 31,67 US-Dollar zu verzeichnen.

Für die kommenden zwölf Monate erwarten wir eine Dividendenrendite in Höhe von 3,4 Prozent, für deren Ausschüttung Cisco 40,8 Prozent des Gewinns verwenden muss. Die Dividende ist gedeckt und die Kontinuität der Dividende erscheint wahrscheinlich.

Cisco Systems ist mit einem vorausschauenden Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12,18 deutlich niedriger bewertet als der Durchschnitt der Technologie-Branche mit 16,36. Das KGV der Cisco Aktie liegt über seinem historischen Median von 10,47.

Die Aktie der Cisco Systems haben wir in unserem Portfolio, weil das Unternehmen sowohl gute Finanzkennzahlen als auch im sogenannten ESG-Bereich weltweite Spitzenwerte aufweist. Sie messen die Performance für nachhaltiges Investieren im Bereich Environment/Umwelt (E), Soziale Verantwortung (S) und Governance/Gute Unternehmensführung (G). Insgesamt kommt Cisco auf einen ESG-Wert von 95,1 Punkten.

Ein Beispiel für die guten Werte im Nachhaltigkeitsbereich ist, dass Cisco Systems in lokale Gesellschaften investiert, um globale Herausforderungen zu lösen. Die „Charta der digitalen Vernetzung“ mit 500 Millionen Dollar für die Bereiche Innovation, Sicherheit und Bildung in Deutschland ist nur Beispiel. Weiterhin zeigt sich das Engagement im ESG-Bereich auch bei den Cisco-Mitarbeitern selbst. Unterstützt durch den Arbeitgeber haben diese im letzten Jahr 199.059 Stunden freiwillig in gemeinnützigen Projekten gearbeitet.


Langfristige Anlagestrategie

Das „Social-Trading“ Musterdepot stellt eine Kombination aus dem Aktienkernportfolio mit Einzeltiteln und einigen ausgewählten Wikifolio-Zertifikaten von der innovativen Plattform wikifolio.com dar. Die Einzeltitelauswahl basiert auf einem Value-geprägten Investmentprozess: Investiert wird in unterbewertete Unternehmen mit einem guten Geschäftsmodell.

Bei der Selektion der Wikifolios nehmen wir die Strategien der jeweiligen Wikifolio-Manager unter die Lupe und versuchen, eine bestimmte Diversifikation auf der Strategie-Ebene zu erreichen. Unter dem Strich ist unsere Anlagestrategie langfristig ausgerichtet, transaktionsarm und sieht eine permanent hohe Investitionsquote vor.

Im Hintergrund läuft jedoch ein Wertsicherungsmodell, welches normale Volatilitäten und Korrekturen zulässt und nur bei panikartigen Ereignissen, wie bspw. im Jahr 2008, eingreift. Unser Ziel ist eine durchschnittliche Outperformance gegenüber der Benchmark von zwei bis drei Prozent pro Jahr.

Hinweise zu den ausführlichen Berichten über die Musterdepots gibt es bei Twitter unter dem Konto: @kokologiannis

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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