Musterdepots Wie tief fällt der Euro noch?

Musterdepotstratege Alexander Kovalenko erläutert, warum ein Wachstum von 6,7 Prozent für ein Land problematisch sein kann. Und das Depot von Georgios Kokologiannis profitiert vom steigenden US-Dollar.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Frankfurt US-Notenbank-Chefin Janet Yellen hat mit ihrer Rede vom vergangenen Freitag in Jackson Hole die Aktienmärkte nur wenig bewegt. Umso mehr aber den Dollar. Der Greenback stieg seitdem gegenüber dem Euro um mehr als 1,5 Cent.

Auslöser waren Spekulationen, dass die US-Notenbank ihre geldpolitischen Impulse verringern wird, während in Europa und Asien weiterhin beispiellose Lockerungen vorgenommen werden. Diese divergierenden Geldpolitiken steigern die relative Anziehungskraft der US-Währung.

Eine Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg unter Analysten ergab, dass der US-Dollar bis zum Jahresende durchschnittlich auf 1,09 Dollar je Euro aufwerten dürfte. Viele Experten erwarten zudem, dass der starke US-Dollar auch die Währungen der Schwellenländer unter Druck setzen werden.

Von einem stärkeren Dollar profitieren auch die drei Zertifikate auf den US-Auswahlindex S&P 500 in meinem Depot. (WKN XM84AM, VS9D59 und VS8B1F). Bei diesen Derivaten habe ich bewusst auf eine Währungsabsicherung verzichtet.


Auch in China sind die Zinsen niedrig

Das viel diskutierte Niedrigzinsumfeld herrscht nicht nur in den meisten Industrieländern. Auch in China befindet sich der Leitzins derzeit auf einem historischen Tief von 4,35 Prozent. Der Grund dafür ist eine konjunkturelle Schwäche. Im ersten Halbjahr betrug das Wirtschaftswachstum laut offiziellen Statistiken annualisiert 6,7 Prozent, was für das Reich der Mitte ungewöhnlich wenig ist.

Dies mag im Vergleich zum Wachstumstempo der Industrieländer relativ hoch erscheinen, stellt aber für China ein ernstes Problem dar, denn bei einer Wachstumsrate unter 6,5 – 7 Prozent kann der Arbeitsmarkt unter Druck geraten, mit all damit verbundenem Unruhepotential.

In diesem Umfeld wird die chinesische Wirtschaft derzeit mit einer steigenden Zurückhaltung der Unternehmen und Banken bei der Investitionstätigkeit konfrontiert. Dies hat natürlich eine weitere kontraproduktive Auswirkung auf die konjunkturelle Entwicklung.

Laut Informationen des Nachrichtendienstes Reuters hat die chinesische Notenbank allerdings nicht vor, den Leitzins in der nahen Zukunft zu senken. Man bezweifle die Wirksamkeit der weiteren Zinssenkungen und sei der Meinung, dass die Konjunkturprogramme der Regierung ein effizienteres Mittel zur Wirtschaftsstimulierung sind.

 


Airbus-Aktie wird vom schwächeren Euro profitieren

Zu Beginn der Handelswoche waren die Börsen in Europa leichter. Als leicht belastend wird der kleine Rücksetzer an der Wall Street am Freitag nach Handelsschluss in Europa gewertet. Die Rede von US-Notenbank-Präsidentin Janet Yellen wurde an der Börse als falkenhaft interpretiert und erfuhr im späteren Verlauf noch eine Verstärkung von den Ausführungen ihres Stellvertreters Fisher.

Nach unserer Meinung bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung für dieses Jahr bestehen. Ende dieser Woche erwarten wir den US-Arbeitsmarktbericht, welcher richtungsweisend für eine mögliche Zinserhöhung sein wird. Sollte dieser über Erwarten gut ausfallen, dürfte sich die Erwartung einer Zinserhöhung an den Börsen manifestieren. Wir gehen davon aus, dass eine Euroschwäche, bedingt durch eine mögliche Zinserhöhung, den exportorientierten Unternehmen in Europa zugute kommen wird.

Unsere aktuelle Position von Airbus dürfte von einem schwächeren Euro profitieren. Das europäische Gemeinschaftsunternehmen generiert den Großteil seiner Erträge außerhalb des Euroraums. Darüber hinaus bedeutet eine weitere Abwertung des Euro im Vergleich zum US-Dollar einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Erzrivalen Boeing. Denn Flugzeuge aus dem Hause Airbus werden durch die Euroschwäche noch billiger, während Boeings Modelle vor allem für potenzielle Abnehmer außerhalb der USA hingegen immer teurer werden. Wir erwarten mittelfristig einen Euro-US-Dollar-Kurs bei der Parität.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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