Mythos oder Wahrheit Sicherheit bei der Geldanlage? Ausgeschlossen!

Sicherheit ist die oberste Maxime der Deutschen, wenn es um ihre Geldanlage geht. Doch absolute Sicherheit gibt es nicht. Jede Anlage birgt Risiken. Für konservative Anleger ist das ein echtes Problem. Aber lösbar.

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Ist das Geld nur dort wirklich sicher? Quelle: dpa

Düsseldorf Es ist kein Geheimnis, dass die meisten Deutschen extrem konservativ, fast schon ängstlich investieren. Der Erhalt ihres Ersparten geht ihnen über alles. Kursschwankungen sind ihnen ein Graus. Deshalb setzen sie vor allem auf Sparanlagen. Viele von diesen fleißigen Sparern glauben, dass diese Investments ohne Risiko sind. Doch „dauerhaft sichere Anlagen“ gehören leider ins Reich der Mythen.

„Eine Anlage, die gegen sämtliche Krisen und Katastrophen immun ist – leider gibt es sie nicht, auch wenn wir das gerne hätten“, sagt Kurt von Storch, Mitgründer der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. „Risiken lassen sich nicht immer vermeiden oder gänzlich ausschließen. Für jede Anlage gibt es Katastrophenszenarien, die Anleger nur schwerlich vorhersagen können.“

Selbst ein Sparbuch ist nicht 100-prozentig sicher. Klar, Kursschwankungen gibt es hier nicht. Man kann sein Erspartes auch nicht komplett verlieren. Bankpleiten sind durch die Einlagensicherung abgedeckt. Allerdings gilt das nur bis zu einer bestimmten Summe. Durch die gesetzliche Einlagensicherung in Deutschland ist der Nominalwert von Sparanlagen zumindest bis zu einer Summe von 100.000 Euro gut abgesichert. Mit Blick darauf ist das Geld also sicher.

Eine Gefahr oder doch zumindest ein großes Problem für Sparer ist die aktuelle Geldpolitik. Die europäische Notenbank hat die Zinsen in der Krise mehr oder weniger abgeschafft. Das sollte der Wirtschaft wieder auf die Beine helfen, trifft aber gerade Sparer über Gebühr hart. Erste Banken haben sogar bereits Negativzinsen eingeführt. Auch wenn das bisher die Ausnahme ist und meist nur Konten mit extrem hohem Guthaben bestraft werden, hier schrumpft die angesparte Summe auf jeden Fall Jahr für Jahr ein bisschen.

Im Grunde ist das Geld also nur sicher, wenn es auf einem Konto bei einer Bank liegt, die keine Negativzinsen verlangt. Das gilt aber nicht mehr für alle deutsche Banken. Außerdem ist das Geld auf dem Sparbuch auch nur sicher, wenn man die realen Verluste aufgrund der Geldentwertung verdrängt beziehungsweise in Kauf nimmt.

Selbst Immobilien sind nicht so sicher, wie viele Häusle-Besitzer gerne glauben. Unerwartete Reparaturen oder Leerstände können ganz schön ins Geld gehen. Und das ist längst nicht das einzige Risiko. „Immobilien können an Wert verlieren, wenn der Staat sie künftig stark besteuert, die Zinsen steigen, die Bevölkerung schrumpft, der lokale Standort an Qualität verliert, weil eine neue Kläranlage gebaut wird. Die Reihe ließe sich fortsetzen“, sagt Ralf Zimmermann, Anlagestratege vom Bankhaus Lampe. Natürlich, Immobilienpreise schwanken in der Regel nicht so stark wie Aktienkurse oder sogar Anleihen. Aber absolut super stabil sind sie in den wenigsten Lagen und die jährliche Rendite hängt eben nicht nur vom Preis ab.


Brandmauern errichten, die das Geld schützen

Aktien und Anleihen mögen riskanter sein, aber ganz ohne Risiko ist keine Anlage. „An den Märkten können Anleihen ausfallen, Unternehmen können auf das falsche Produkt, die falsche Technologie setzen, am Kunden vorbei produzieren – was Aktionäre in ihrem Depot merken würden“, so Zimmermann. „Volkswirtschaften können schrumpfen – und gesamte Aktienmärkte nach unten ziehen. Bestehende Rohstoffe können durch neue Technologien obsolet werden.“

Und selbst sichere Häfen wie Gold oder Bundesanleihen schwanken in ihrem Preis. Beim Gold ist die Preisentwicklung der vergangenen Jahre nicht gerade rosig: Auf Sicht von fünf Jahren verlor der Goldpreis fast 25 Prozent, in den vergangenen drei Jahren waren es acht und in den letzten zwölf Monate fast drei Prozent – und das unter teils heftigen Schwankungen. Diese Kursturbulenzen zeigen: Gold ist eine Risikoanlage wie jedes andere Wertpapier. Auch die Besitzer von Bundesanleihen mussten in den vergangenen Jahren einige Schwankungen ertragen. Natürlich werden die Papiere zum Ende der Laufzeit zu 100 Prozent zurückgezahlt, der Kupon ist fix, aber wer es sehr, sehr sicher mag, sollten zwischenzeitlich nicht auf den Depotauszug schauen.

Risiken gibt es bei jeder Anlageklasse. Das muss man wissen und ertragen können. „Was man aber tun kann ist zu versuchen, die Risiken bestmöglich zu verstehen und die größten Gefahren, denen ein Vermögen langfristig ausgesetzt ist, zu umschiffen“, sagt von Storch. Im Fall des Vermögensverwalters heißt das: „Brandmauern errichten, die das Geld der Kunden schützen.“

Zimmermann ergänzt: „Letztlich geht es bei der Anlageentscheidung um Gewinnchancen, Verlustrisiken und einer gesunden Mischung derselben – und dies hat etwas mit Wahrscheinlichkeiten zu tun.“ Und an die Adresse der extrem sicherheitsorientierten Anleger, aber auch an jene, die all zu schönen Renditeversprechen glauben: „Sicherheit gibt es nicht, und eine Garantie auf Anlagegewinne schon gar nicht – wer dies vorgibt, ist im besten Fall ein Heuchler, schlimmstenfalls ein Betrüger.“

Absolute und dauerhafte Sicherheit gebe es nicht – weder am Kapitalmarkt noch im Leben. „Die Zukunft ist nicht prognostizierbar, man kann nur versuchen, sie mit Szenarien und Wahrscheinlichkeiten einzuhegen“, sagt der Experte vom Bankhaus Lampe. „Sicher ist (bislang) nur der Tod – und selbst diese Sicherheit könnte fallen, wenn man sich die Kombination von Genie und Geld vor Augen führt, die das Silicon Valley in das Projekt ‚ewiges Leben‘ investiert.“

Ein dauerhaft komplett risikofreies Investment gibt es aber doch. „Die einzige dauerhaft sichere Anlage ist die eigene Bildung und Ausbildung“, ist Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank überzeugt. Und für alle anderen Investments gilt: Keine Chance ohne Risiko. Je höher die Rendite(chance), desto größer das Risiko. Aber selbst eine Null-Rendite birgt ein gewisses Risiko.

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