Die Unsicherheit sei groß, sagt Robert Halver von der Baader Bank. „Es droht eine Hängepartie um Großbritannien.“ Dramatische Turbulenzen wie nach der Lehman-Pleite 2008 als das Finanzsystem und die Weltwirtschaft am Rande eines Kollaps standen, halten Börsianer allerdings für unwahrscheinlich. „Die unmittelbaren Risiken für den Finanzmarkt haben die Notenbanken im Griff“, sagt Halver.
Seit Jahren fluten die Notenbanken die Märkte mit Geld. „Liquidität ist ausreichend vorhanden im Gegensatz zur Finanzkrise“, sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck & Co.
Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen praktisch abgeschafft und kauft jeden Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von inzwischen 80 Milliarden Euro. Die Folge: Viele Sparprodukte werfen kaum noch etwas ab. Für Bundesanleihen zahlen Anleger teilweise sogar drauf. Der Anlagenotstand ist groß.
Auch andere große Notenbanken halten die geldpolitischen Zügel locker. Zwar erhöhte die US-Notenbank Fed im vergangenen Dezember erstmals seit Jahren den Leitzins leicht. Doch seitdem zögert die Federal Reserve mit weiteren Schritten.
Die Entscheidung der Briten wird nach Einschätzung von Ökonomen allerdings auf die Konjunktur durchschlagen. Das Wachstum in der Eurozone könnte in den nächsten drei Jahren zusammen um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen als bisher angenommen, warnte EZB-Präsident, Mario Draghi, Diplomaten zufolge jüngst.
Anleger müssen sich daher wohl auf kräftige Kursausschläge einstellen - starke Nerven sind gefragt. „Die Unsicherheit über die Zukunft Großbritanniens und damit auch über die konjunkturellen Folgen dürfte noch länger anhalten. Das bedeutet eine längere Phase von deutlichen Kursschwankungen“, sagt Greil.