Nach dem Deal mit Bayer Warum die Monsanto-Aktie nicht steigt

Bayer übernimmt den US-Saatguthersteller Monsanto für 128 Dollar je Aktie. Die Aktie aber stieg nach der Verkündigung des Deals nicht und fiel am nächsten Börsentag gar um mehr als ein Prozent auf 105 Dollar. Warum?

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Das Logo des US-Saatgutherstellers ist auf einem Bildschirm der New Yorker Börse zu sehen: Die Aktie notiert derzeit deutlich unter dem, was Bayer bei der Übernahme bietet. Quelle: Reuters

New York Ein stolzer Preis: Bayer kauft Saatguthersteller Monsanto für rund 66 Milliarden Dollar oder 128 Dollar je Aktie. Es ist die größte Übernahme eines deutschen Unternehmens, eine langfristige Wette auf steigende Nachfrage in der globalen Landwirtschaft, hervorgerufen durch steigende Weltbevölkerung und bessere Ernährung. „Die Kombination macht geografisch und von den Produkten Sinn“, sagt Branchenexperte und Chef von Traktorenhersteller Agco, Martin Richenhagen.

Doch Anleger sind weniger begeistert. Die Monsanto-Aktie rührte sich erst kaum vom Fleck, um einen Tag nach der Verkündigung um fast ein Prozent zu fallen – trotz einem freundlichen Börsenumfeld. Woher stammt die hohe Differenz von mehr als zwanzig Prozent zum Übernahmepreis? Immerhin zahlt Bayer in bar. Wall Street könnte also ein gutes Geschäft machen.

Aber Aktionäre von Monsanto sehen Probleme bei den Kartellbehörden voraus. Das spiegelt sich auch in der Ausfallprämie wider, die Bayer jetzt um 500 Millionen Dollar auf zwei Milliarden Dollar erhöhte. Sie sind an Wall Street eine Art Versicherungsprämie. Und eine ziemlich teure Angelegenheit: Drei Prozent des Gesamtwertes einer Übernahme.

Bayer muss die Ausfallprämie zahlen, falls die Aufsichtsbehörden vor allem in Europa und den USA kein grünes Licht geben. Rein vom Geschäft überschneiden sich die beiden Unternehmen wenig. Bayer ist in Europa und Asien stark, Monsanto eher in Nord- und Südamerika. Es kommen hier dem Pflanzenschutz von Bayer und dem Saatgut von Monsanto zwei Geschäftsfelder zusammen, die sich ergänzen.

Was sich auf dem Papier so einfach liest, könnte in der Wirklichkeit schwierig werden. Monsanto besitzt bei genmodifizierten Saatgut in den USA bei Baumwolle, Mais und Sojabohnen so gut wie ein Monopol. Bei herkömmlichem Baumwoll-Saatgut kämen beide Unternehmen auf einen US-Marktanteil von fast 70 Prozent. Landwirte fürchten sich vor Preiserhöhungen. Bayer will Bedenken der Kartellbehörden mit Verkäufen aus der Welt schaffen, etwa im Baumwollgeschäft.


Was Landwirte und Politiker auf den Plan ruft

Allerdings könnte das in der gegenwärtigen politischen Situation in den USA nicht ausreichen. Die Landwirte leiden seit drei Jahren unter stark fallenden Preisen, das vierte scheint noch schlechter zu werden. So hat Chuck Grassley für Ende September eine Anhörung des US-Senats einberufen. Grassley sitzt für Iowa im US-Senat, der Bundesstaat ist als Getreidekammer Amerikas bekannt. „Die plötzliche Konsolidierung könnte die Preise in einer Branche nach oben treiben, die sich in Schwierigkeiten befindet“, warnte der US-Senator.

Was Landwirte und Politiker auf den Plan ruft: Bayer plant mit Monsanto bereits die dritte große Übernahme im Agar-Bereich in diesem Jahr. Die Übernahme von Syngenta durch Chem China wurde erst vor wenigen Wochen von den US-Kartellbehörden genehmigt.

Die Chemiekonzerne Du Pont und Dow Chemical wollen zusammen gehen und ihr Agar-Geschäft danach ausgliedern. „Ich habe große Zweifel, drei Deals in Folge sind zu viele“, sagte ein Hedgfonds-Manager in New York zu den Chancen von Bayer bei den US-Aufsichtsbehörden.

Bei einer Umfrage von Sanford Bernstein stimmten Investoren über den Deals ab, nach ihrer Meinung hat der nur eine Chance von 53 Prozent. Die Prüfung der Aufsichtsbehörden wird sich lange hinziehen, wohl ein Jahr. Legen die sich quer, droht Monsanto-Aktionären ein Kurssturz. Die Aktie könnte laut Sanford Bernstein auf 83 Dollar fallen. Von daher repräsentiert ein Kurs von 105 Dollar fast genau die Mitte von der möglichen Kursspanne von 83 bis 128 Dollar – entsprechend einer 50-50 Chance.

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