Nach Fed-Kritik Aktien der Deutschen Bank im Sinkflug

Hat die Deutsche Bank Verluste kaschiert? Vorwürfe der amerikanischen Notenbank sorgen bei Anlegern für Misstrauen. Die Papiere rutschen um 2,8 Prozent ab. Der Konzern gelobt verbesserte Kontrollen.

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Unzureichende Überwachung? Die Deutsche Bank steht in der Kritik. Quelle: dpa

Frankfurt Die Aktie der Deutsche Bank hat am Mittwoch in Frankfurt nachgegeben, nachdem sie bereits am Dienstag im späten Handel an der Wall Street Verluste erlitten hatte. Medienberichten zufolge hat die Federal Reserve Bank of New York vergangenes Jahr Versäumnisse in den Berichten einiger US-Sparten der Bank moniert.

Die Aufsichtsbehörde habe der Bank im Dezember einen Brief gesandt, in dem sie eine unzureichende Überwachung im US-Geschäft kritisierte, sagte Jordan Thomas telefonisch aus New York. Der Anwalt in der Kanzlei Labaton Sucharow vertritt einen ehemaligen Mitarbeiter der Deutschen Bank, der der Bank vorwarf, sie habe Verluste kaschiert. Thomas machte keine Angaben, wie er den Brief zu sehen bekam. Am späten Dienstag hatte das Wall Street Journal über den Brief berichtet.

Der Aktienkurs der Deutschen Bank sackte in Frankfurt am Mittwoch in der Spitze 2,8 Prozent ab. Gegen Mittag notierte die Aktie 0,5 Prozent leichter bei 26,53 Euro, damit liegt sie für dieses Jahr rund 20 Prozent im Minus.

Weltweit müssen Banken strengere Compliance- und Berichts- Vorschriften erfüllen. Die Aufsichtsbehörden wollen eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008 sowie Marktmanipulationen und anderes Fehlverhalten von Händlern verhindern. Die Deutsche Bank hat zugesagt, strengere Kapitalanforderungen für ausländische Banken in den USA zu erfüllen und will außerdem die Zahl der Beschäftigten im Compliance-Bereich in den USA bis Jahresende um 500 erhöhen.

Das Ausmaß und die Tragweite der Fehler bei der Bank lege nahe, dass das gesamte Berichtswesen der Bank in den USA einer umfassenden Überarbeitung bedürfe, urteilte Daniel Muccia, der bei der New Yorker Fed für die Deutsche Bank zuständig ist, laut WSJ am 11. Dezember in einem Brief an die in Frankfurt ansässige Bank. Aus dem Brief geht weiter hervor, dass die Bank es unterlassen habe, frühere Beanstandungen zu beseitigen. Andrea Priest, eine Sprecherin der New Yorker Fed, lehnte eine Stellungnahme zu dem WSJ-Artikel ab.

„Wir haben sorgfältig daran gearbeitet, unsere Systeme und Kontrollen weiter zu stärken“, erklärte Michele Allison, eine Sprecherin der Deutschen Bank in New York. Die Bank will eine Milliarde Euro in diese Bemühungen investieren und hat 1300 Mitarbeiter für das Programm vorgesehen.

Die American Depositary Receipts (ADRs) der Deutschen Bank waren am Dienstag in New York um 2,9 Prozent auf 34,80 Dollar gefallen. Das war der stärkste Rückgang seit über einem Monat.

Anwalt Thomas vertritt Eric Ben-Artzi, ehemals Risikoanalyst bei der Deutschen Bank, in einem bei der US- Wertpapieraufsicht eingereichten sogenannten Whistleblower- Verfahren. Ben-Artzi wirft der Bank vor, sie habe Verluste kaschiert, in dem sie zwischen 2007 und 2010 den Wert von Derivaten falsch dargestellt habe.

Die Deutsche Bank weise diese Vorwürfe weiterhin als unzutreffend zurück, sagte Ronald Weichert, ein Sprecher der Bank in Frankfurt. Über den Stand der Untersuchung wollte er keine Angaben machen.

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