Nach Milliardenforderung Aktie der Deutschen Bank erholt sich weiter

Noch immer steht der Wert der Aktie der Deutschen Bank unter den Zahlen während der schlimmsten Zeit der Finanzkrise. Nachdem nun allerdings eine Einigung mit der US-Justiz in Aussicht steht, atmen die Anleger auf.

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Die angeschlagene Bank kann nun auf eine positive Steigung der eigenen Aktie blicken. Quelle: Reuters

Frankfurt/Main Bei den leidgeprüften Anlegern der Deutschen Bank regiert das Prinzip Hoffnung: Nach dem dramatischen Ausverkauf in der vergangenen Woche notierte die Aktie am Dienstag mehr als zwei Prozent fester bei 11,85 Euro und war damit einer der größten Gewinner im Dax. Im potentiell sehr teuren Streit mit den US-Behörden um faule Hypothekenpapiere gibt es Finanzkreisen zufolge zwar weiter keinen Durchbruch. Demnach tüfteln Anwälte auf beiden Seiten noch immer an einem Vergleich. Bankchef John Cryan ist in dieser Woche aber in den USA, um dort unter anderem an der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) teilzunehmen. Branchenkenner erwarten, dass Cryan am Rande des hochrangig besetzten Treffens auch Gespräche über den Hypothekenstreit führen wird. Die Bank selbst äußert sich dazu nicht.

Erklärtes Ziel der Frankfurter ist es, die 14-Milliarden-Dollar-Strafe, die das US-Justizministerium als Startschuss für den Hypotheken-Verhandlungspoker aufgerufen hat, noch deutlich zu drücken. Andere Großbanken haben das in der Vergangenheit geschafft. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied: In keinem vergleichbaren Fall war in einem so frühen Verhandlungsstadium eine Summe durchgesickert. Deutschlands größtes Geldhaus will nun eine möglichst schnelle Entscheidung. Denn in gut vier Wochen, am 8. November, wählen die Amerikaner einen neuen Präsidenten. Zu groß ist die Unsicherheit, mit welcher Agenda eine neue Regierung starten würde. Die Aktionäre wollen lieber heute als morgen Gewissheit.

Die Nachrichtenagentur AFP hatte zuletzt unter Berufung auf einen Insider berichtet, die Deutsche Bank komme im Hypothekenstreit wohl mit einer Strafe von 5,4 Milliarden Dollar davon. Auch das wäre noch viel, denn für alle Rechtsstreitigkeiten zusammen hat die Bank 5,5 Milliarden Euro zurückgelegt. Daher hält sich am Markt die Sorge vor einer weiteren großen Kapitalerhöhung, obwohl Cryan zuletzt mehrfach beteuert hat, dies sei nicht nötig.

Die Analysten von HSBC betonten nun in einer Kurzstudie, die Sorgen über die Widerstandsfähigkeit der Deutschen Bank seien übertrieben. Insbesondere die Liquiditätsausstattung sei sehr gut. Die Analysten bestätigten ihr Rating für die Aktien mit „hold“, senkten aber das Kursziel auf 12,00 von 14,00 Euro. Nach Einschätzung von Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research halfen der Deutschen Bank zu Wochenbeginn auch Aussagen des Chefs der US-Großbank JPMorgan, Jamie Dimon. Er sagte am Montag zum Fernsehsender CNBC, er sehe keinen Grund, weshalb die Deutsche Bank ihre Probleme nicht überstehen könne. „Dimon hat eine Beruhigungspille in die Suppe gespuckt“, sagte Ruland. „Es zeigt den Ernst der Lage, wenn Konkurrenten so weit gehen, dazu etwas zu sagen.“

Vergangene Woche war das Papier zeitweise unter die Marke von 10 Euro gesackt. Selbst zu den schlimmsten Zeiten der Finanzkrise war die Aktie mehr als 15 Euro wert gewesen. Die Deutsche Bank steht seit Monaten unter Druck – allein seit Jahresbeginn hat die Aktie knapp 50 Prozent an Wert verloren und ist damit der schlechteste Dax-Wert. Die Sorgen um die Kapitalausstattung des Instituts hatten im September nach der Milliardenforderung der US-Regierung einen Höhepunkt erreicht.

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