Nebenwerte Kräftig verdienen mit den kleinen Starken

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Die Zuverlässigen: Prognose bestätigt

15 solide Aktien aus Deutschlands Mittelstand

Schaltbau

Euro-Krise, Konjunktursorgen? – Das alles ficht Jürgen Cammann nicht an. Der Vorstandssprecher der Münchner Schaltbau-Holding wirkt optimistisch und angriffslustig. Optimistisch, weil der Anbieter von Komponenten und Systemen für Verkehrstechnik an seiner Prognose, dieses Jahr 350 (2011: 318) Millionen Euro Umsatz bei einem Nettokonzerngewinn von 20,8 Millionen Euro zu erzielen, festhält. Angriffslustig, weil Cammann seinen Anlegern in Aussicht stellt, zusätzlich noch neues Geschäft über einen Zukauf hereinzuholen. „Wir schauen uns parallel mehrere Ziele an“, so Cammann. Größenordnung: 10 bis 30 Millionen Euro Jahresumsatz.

Einen Zukauf etwa in der Bahntechnik können sich die Münchner leisten, ohne die Bilanz zu strapazieren. „Unsere Verschuldungsfaktoren sind moderat, einen Zukauf könnten wir über die Ausnutzung von Bankkreditlinien finanzieren, auch eine Anleiheemission wäre denkbar“, so Cammann. Mit einem Faktor von nur 1,1 des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) zu den Nettofinanzschulden liegt Schaltbau tatsächlich auf einem sehr soliden Niveau. Die Aktionäre will Cammann jedenfalls nicht belasten. „An eine Kapitalerhöhung ist nicht gedacht“, so Cammann. So schont er auch sein eigenes Säckel, denn mit seiner Familie hält er elf Prozent aller Schaltbau-Papiere. Und „weil das Wohl des Unternehmens an erster Stelle steht“, bleibt er konservativ, was die Ausschüttung betrifft. „Wir planen, in den nächsten Jahren eine Dividende von rund 25 Prozent des Konzerngewinns an die Aktionäre auszuschütten.“ Dieses Jahr flossen an die Aktionäre 1,80 Euro je Aktie – eine Rendite von 2,3 Prozent, gemessen am aktuellen Kurs. Der 58-Jährige hat die Hoffnung, dass Neugeschäft in China und neue Produkte wie etwa Bremssysteme für Windkrafträder Schaltbau auch in konjunkturellen Schwächephasen gute Geschäfte einbringen werden. „In China etwa wollen wir unseren Umsatz von derzeit rund 25 Millionen Euro verdoppeln.“ Doch auch von der alten Konjunkturlokomotive USA, die er erst vergangene Woche besucht hat, ist Cammann „positiv überrascht“. Es deute vieles darauf hin, dass dortige Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur „für dieses Jahr und auch in den nächsten Jahren“ stabile Aufträge nach München spülen sollten.

Schaltbau-Chef Cammann

Hermle

Weil die Maschinenfabrik Berthold Hermle so rentabel ist wie kaum ein anderer Maschinenbauer auf der Welt, wird sie auch als „Wunder von der Schwäbischen Alb“ bezeichnet. Das 1938 gegründete Familienunternehmen schrieb selbst im Katastrophenjahr 2009, als sich Umsatz und Auftragseingänge mehr als halbierten, noch schwarze Zahlen. 2011 erreichte der Hersteller von Fräsmaschinen und Bearbeitungszentren mit 269 Millionen Umsatz und 41 Millionen Euro Gewinn fast wieder das Rekordniveau von 2008. Hermles Erfolgsrezept basiert vor allem auf einer kompakten Modellpalette, die in einem hochflexiblen Produktionsprozess an nur einem Standort gefertigt wird, sowie auf über 900 hoch motivierten Mitarbeitern.

Nach drei Monaten 2012 erhöhte sich der Umsatz um gut 26 Prozent auf 61 Millionen Euro. Dieses Wachstumstempo wird sicher nicht halten angesichts der nachgebenden Konjunktur. Doch mit Blick auf den hohen Auftragsbestand, der Ende März mit 95 Millionen Euro 14 Prozent über dem Vorjahr lag, hat Hermle gerade das Versprechen, 2012 einen Umsatz- und Ergebniszuwachs zu erzielen, erneuert. Somit winkt Aktionären auch für 2012 eine überdurchschnittliche Dividende. Für 2011 bekommen Vorzugsaktionäre 0,85 Euro je Vorzugsaktie und einen Bonus von 5,20 Euro. Sämtliche Stammaktien werden von der Familie Hermle kontrolliert.

Herausragend für einen Zykliker sind Hermles sehr solide Bilanzkennzahlen. Die Eigenkapitalquote liegt bei 68 Prozent. Das Zahlenwerk ist frei von Bankverbindlichkeiten. „Mit Banken haben wir gottlob nicht viel zu tun, wir stemmen unsere Investitionen aus dem Cash-Flow“, sagt Vorstandssprecher Dietmar Hermle, der im Notfall auf Barreserven von 84 Millionen Euro zurückgreifen könnte.

Die Aktien gehören zu den Dauerempfehlungen der WirtschaftsWoche. Der erste Kauftipp vom Dezember 1997 liegt mehr als 600 Prozent im Plus – steuerfrei.

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