Neue Dividendenpolitik RWE schickt Aktie auf Talfahrt

RWE will die Berechnung der Dividende auf eine breitere Basis stellen. Künftig werden auch die Schuldenlast und der Finanzbedarf neuer Investitionen mitberücksichtigt. Damit schickt der Konzern seine Aktie auf Talfahrt.

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Der RWE-Vorstandsvorsitzende Peter Terium will sich nicht auf eine Mindesthöhe der Dividende festlegen. Quelle: dpa

Essen Der hoch verschuldete Energiekonzern RWE bereitet seine Anleger auf niedrigere Gewinnbeteiligungen vor. Konzernchef Peter Terium betonte am Freitag, dass die Dividende nachhaltig erwirtschaftet werden müsse. Die Berechnung werde ab dem Geschäftsjahr 2015 auf eine breitere Basis gestellt. Dabei werde auch die Verschuldung eine Rolle spielen. RWE steht mit 31 Milliarden Euro in der Kreide. Insbesondere die kommunalen Anteilseigner, darunter viele klamme Ruhrgebietsstädte wie Dortmund und Essen, sind auf satte Dividenden angewiesen. Mit seiner neuen Dividendenpolitik schickte RWE seine Aktien auf Talfahrt.

Am Markt war das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung mit Spannung erwartet worden. Nachdem der Konkurrent E.ON seine Dividende für 2014 und 2015 auf jeweils 50 Cent von zuletzt 60 Cent senken will, waren von RWE klare Antworten erwartet worden. RWE hatte für 2013 die Gewinnausschüttung auf einen Euro halbiert. Dies hatte die Kommunen schwer getroffen, die in den vergangenen Jahren ohnehin mit dem Kursverlusten des RWE-Papiers zu kämpfen hatten und zum Teil hohe Abschreibungen auf ihre Pakete vornehmen mussten. Vom Verband der kommunalen RWE-Aktionäre (VKA) war am Freitag zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

RWE brechen wegen der Krise in der Stromerzeugung die Gewinne weg. Für 2014 machte Vorstandschef Terium keine Angaben zur Höhe der Dividende. Auch für die Zeit danach wollte er sich nicht auf eine Mindesthöhe festlegen. „Vorstand und Aufsichtsrat messen der Dividende auch künftig große Bedeutung bei“, hieß es lediglich.

Die Ausschüttung werde sich ab dem Geschäftsjahr 2015 nicht mehr allein an dem nachhaltigen Nettoergebnis orientieren. Zuletzt hatte RWE 40 bis 50 Prozent dieses Ergebnisses gezahlt. Für das 2014 erwartete Ergebnis von 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro wäre rein rechnerisch eine Ausschüttung von 78 Cent bis 1,13 Euro möglich. So einfach soll die Berechnung aber nicht mehr sein. Vielmehr solle sie sich auch an den operativen Mittelzuflüssen, der Verschuldung und der Ertragslage orientieren. Das Management brauche mehr Spielraum.

Die Aktie baute nach der Mitteilung ihre Verluste aus und verlor in der Spitze mehr als vier Prozent. „Der Hauptgrund für die Kursverluste ist die größere Unsicherheit“, sagte ein Händler. „Unter dem Strich müssen sich Anleger aber wohl damit abfinden, dass die Zeiten hoher Renditen bei den Versorgern vorbei sind.“ In die Berechnung kämen jetzt zu viele Variablen rein, sagte ein weiterer Börsianer. „Das kann alles und nichts heißen. Da sind Dividendenkürzungen Tür und Tor geöffnet.“

RWE will seine Schuldenlast mit dem geplanten Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea an ein Konsortium um den russischen Oligarchen Michail Fridman drücken. Doch der fünf Milliarden Euro schwere Deal wackelt wegen Widerständen in Großbritannien. Womöglich muss das britische Geschäft abgespalten werden. Auch intern brodelt es. Das Management will betriebsbedingte Kündigungen künftig nicht mehr ausschließen, die Gewerkschaften wollen hingegen eine Verlängerung des Kündigungsschutzes in den am Dienstag beginnenden Tarifverhandlungen durchsetzen. RWE hatte in den vergangenen Jahren bereits tausende Stellen abgebaut. Der Konzern beschäftigt 60.000 Mitarbeiter.

RWE hatte 2013 nach hohen Abschreibungen auf seine Kraftwerke einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro eingefahren. Dies war der höchste Verlust eines börsennotierten deutschen Versorgers überhaupt.

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