Öl-Markt Von Versprechen und Rally-Visionen

Iran’s Präsident Rohani will einen stabilen Ölmarkt und steigende Preise. Währenddessen muss Libyen seine erste Öllieferung seit 2014 verschieben. Und die Bank of America sieht eine Rally direkt voraus.

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Seit Monaten spricht die Opec davon, den Ölmarkt zu stabilisieren. Bislang hat sie ihre Förderung aber weder gedeckelt noch gekürzt. Quelle: dpa

Frankfurt Wenn sich Ende September die Energieminister der einflussreichsten Ölstaaten in Algerien zu informellen Gesprächen treffen, glaubt außer ihnen kaum jemand an ein mögliches Abkommen über eine Fördergrenze. Doch die Opec lässt nicht locker und will genau das den Märkten immer wieder eintrichtern. Jüngst frischte der iranische Präsident die Botschaft auf.

Instabilität und fallende Ölpreise sind schädlich für alle Länder, vor allem Ölproduzenten, wird Rohani von der iranischen Nachrichtenagentur „Shana“ zitiert. „Teheran heißt jede Maßnahme willkommen, die den Ölmarkt stützt und die Preise steigen lassen“, sagte der iranische Präsident. Er ließ er sich jedoch nicht nehmen, an die Gerechtigkeit und faire Förderquoten für alle Produzenten zu appellieren.

Nachdem der Westen Anfang des Jahres einen Großteil seiner Sanktionen wegen des iranischen Atomprogramms aufgehoben hat, plant das persische Land, sein Ölförderung wieder auf das Vorsanktionsniveau anzuheben. Damals pumpte der Iran etwas mehr als vier Millionen Barrel (à 159 Liter) pro Tag. Weit davon ist das Land nicht mehr entfernt, das seine Ölförderung seit Beginn des Jahres um 800.000 Barrel auf 3,6 Millionen Fass Ende August steigern konnte.

Doch selbst wenn es zu einer Deckelung der Förderung kommen sollte, dürften deren Effekte gering ausfallen. Die Opec fördert derzeit mit täglich 33,7 Millionen Barrel so viel Öl zutage wie nie zuvor. Weltweit werden täglich 97 Millionen Fass Öl aus dem Boden gepumpt. Allen voran haben der Irak und die Vormacht des Ölkartells, Saudi-Arabien ihre Produktion auf neue Höhen ausgeweitet.

Hinzu kommt: Diese Woche hat die Internationale Energieagentur ihre Ölmarktprognose korrigiert. Ging sie zuvor noch davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage im ersten Halbjahr 2016 ausgleichen werden, strich sie diesen Ausblick vorerst. Gerade die Nachfragesituation macht Sorgen. So ist etwa jene in China im Moment vor allem auf Pump (Konjunkturprogramme) gestützt. Das Land in Fernost ist hinter den USA (knapp ein Fünftel des globalen Verbrauchs), der zweitgrößte Öl-Konsument der Welt (13 Prozent des globalen Ölverbrauchs).

Auf die große Frage, wann der Ölmarkt wieder ausgeglichen sei, bleiben die Experten in ihrem jüngsten Bericht eine konkrete Antwort schuldig. Stattdessen heißt es: „Wir müssen wohl noch eine Weile warten.“ Die Eintrübungen der IEA-Prognose haben die Ölpreise bis zum Wochenende auf 45,77 Dollar je Barrel der Nordseesorte Brent fallen lassen – ein Verlust von knapp drei Dollar gegenüber dem Wochenbeginn.

Indes muss Libyen, dessen Ölwirtschaft nach dem arabischen Frühling sich langsam zu erholen schien, Rückschläge hinnehmen. Erstmals seit 2014 plant das Land wieder Frachtschiffe mit Öl aus seinen Häfen zu schicken. Doch daraus wird vorerst nichts. Die Kämpfe um die wichtigen Ölhäfen im Osten des Landes zwischen einer Miliz und der libyschen Armee sind am Wochenende wieder aufgebrochen. Obwohl das Land im Moment gerade einmal 260.000 Barrel pro Tag fördert – also gerade einmal 0,3 der globalen Produktion – hatte eine Aussicht auf ein Wiedererstarken seiner Ölindustrie die Preise fallen lassen. Vor dem Fall seines Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 förderte Libyen knapp 1,6 Millionen Fass täglich.

Bleibt ein Ausblick auf den Preis. Und da hat die Bank of America Merrill Lynch für gehörig aufsehen gesorgt. Im Schnitt liegen die Ölpreis-Prognosen der Analysten für Ende 2017 gerade einmal bei 59 Dollar je Barrel, verglichen zu den Preisschwankungen der vergangenen Monate also eine Aussicht auf moderates Wachstum.

Doch die Bank of America will es wissen. Deren Rohstoff-Strategen glauben nämlich, dass der Ausverkauf beim Öl nun ein Ende hat. Offenbar ist sie, wie die erdölfördernden Länder, von der einhaltenden Stabilität am Ölmarkt überzeugt. Der Rohstoff werde sich in den kommenden Monaten besser entwickeln als der breite nordamerikanische Aktienindex S&P 500. Dem Ölpreis bescheinigen sie rosige Aussichten: Das nordamerikanische Leichtöl, derzeit bei 43,19 Dollar je Barrel, werde bis Juni 2017 auf 69 Dollar klettern, also um knapp die Hälfte steigen. Durchaus eine mutige Prognose in einem immer noch unsicheren Angebot-Nachfrage Verhältnis.

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