Öl- und Gaskonzern Chevron Der Profiteur der Ölpreiserholung

Das Öl ist in der vergangenen Woche etwas teurer geworden – und hat den Aktien des Öl- und Gasförderers Chevron Auftrieb verliehen. Ob die Hoffnungen der Anleger berechtigt sind, wird aber erst die Bilanz zeigen.

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Etwa 8000 Tankstellen betreibt Chevron in den USA. Das Geschäft des Energieriesen hängt unmittelbar vom Ölpreis ab. Quelle: ap

Das englische Wort „chevron“ hat viele Bedeutungen. Es beschreibt in der Regel Dinge, die der Form nach einem „V“ ähneln, etwa die im First eines Hauses zusammenlaufenden Dachbalken. Entsprechend einleuchtend ist das rot-blaue Logo der amerikanischen Chevron Corporation, die zu den größten Energiekonzernen der Welt gehört. Das Unternehmen betätigt sich in mehreren Bereichen des Energiesektors, darunter Öl- und Gasförderung, Geothermie, Biokraftstoffe und Solarenergie.
Weltweit bekannt ist der US-Konzern jedoch durch das Geschäft mit den Kohlenwasserstoffen, hier Öl und Gas: Die Fördergebiete liegen nicht nur im Golf von Mexiko und Kalifornien, sondern zum Beispiel auch in Nigeria, Kasachstan, Indonesien und Brasilien. Außerdem betreibt der Chevron-Konzern in den USA über 8.000 Tankstellen.

Das Geschäft von Chevron hängt dabei natürlich erheblich vom Ölpreis ab. In den vergangenen Monaten war der stark eingebrochen, was vielen Ölkonzernen große Probleme bereitete. Diesem negativen Einfluss hatten sich Exxon Mobil und Chevron im Oktober noch entzogen: Ihr drittes Quartal wurde durch ein gutes Raffineriegeschäft gerettet. Die beiden Energieriesen konnten sogar ihre Profite ausbauen. In den ersten drei Vierteln von 2014 erzielte Chevron einen Umsatz von rund 165 Milliarden US-Dollar, knapp sieben Milliarden weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Nummer zwei des US-amerikanischen Markts steigerte damals überraschend ihren Gewinn um fast 13 Prozent.

Die guten Ergebnisse verhalfen dem Konzern zwischenzeitlich auch wieder zu einem Schub an der Börse. Der sehr wechselhafte Kurs hatte erst im Juli ein neues Allzeithoch bei rund 134 US-Dollar markiert, bevor dann der Ölpreis abstürzte und die Aktie mit sich nahm. Seitdem versucht sich das Papier immer wieder zu erholen, doch die Aufwärtsphasen sind meist schnell vorbei.

Nachdem die Chevron-Aktie Mitte Dezember einen steilen Weg nach oben angetreten hatte, musste sich der Kurs vor knapp zwei Wochen schon wieder nach unten orientieren. Mittlerweile hat er sich gefangen und liegt bei 105,12 US-Dollar an der New York Stock Exchange.
Unterdessen ist Chevron gleich in mehrere juristische Streitigkeiten verwickelt: Wegen einer Verschmutzung des Amazonas-Gebietes hatten zum Beispiel Ecuadorianer gegen den amerikanischen Energieriesen geklagt – der Vorfall datiert noch aus den Neunzigern. Sollte eine der Klagen, die zum Beispiel auch aus Argentinien oder Kanada kommen, vor Gericht erfolgreich sein, könnte das Chevron einen schmerzhaften Geldbetrag kosten, schließlich belaufen sich die Forderungen meist auf mehrere Milliarden US-Dollar. Gerade deshalb versucht man bei Chevron, sich ein Image als treusorgender und auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit bedachter Ölkonzern aufzubauen. Der Slogan lautet daher: The Power of Human Energy.


Das schwarze Gold zeigt, wo es langgeht

Um selbst über genügend Power auf dem Weltmarkt zu verfügen, muss Chevron ständig nach neuen Rohstoffquellen suchen und weitere Vertragspartner ausfindig machen. Die Ukraine erwies sich im vergangenen Jahr offenbar als ungeeignet, denn den Ende 2013 vereinbarten Deal über Schiefergasförderungen im derzeit umkämpften Land ließ Chevron Mitte Dezember platzen.

Er hätte den Staat wohl unabhängiger von Russland gemacht, war dem amerikanischen Konzern am Ende aber doch zu umständlich – trotz eines Volumens von rund zehn Milliarden US-Dollar. Fehlende steuerrechtliche Regelungen sollen den Ausschlag gegeben haben.

Andernorts laufen hingegen erfolgreich neue Vorhaben: Im Golf von Mexiko wurde kürzlich das erste Öl beim Jack/St.Malo-Projekt gefördert. Auch dank neuer Technologien zur Tiefseebohrung will Chevron bis 2017 täglich 3,1 Millionen Barrel Öl fördern. Wie sich bis dahin der Ölpreis entwickelt, steht natürlich in den Sternen.
Ihre Vorhersagen lassen sich die Analysten deshalb aber nicht nehmen. Denn der Ölpreis hat in der vergangenen Woche endlich wieder angezogen und einige Prozentpunkte hinzugewonnen. Brent-Öl erreichte knapp 50 US Dollar, für WTI-Öl waren es etwa 49.

Dementsprechend reagierten auch die Anleger und trieben die Aktien der Ölkonzerne noch kurz vor Wochenschluss nach oben. Im Analysehaus Jefferies beließ man die Einstufung zwar auf ‚buy’, senkte das Kursziel jedoch von 129 auf 125 US-Dollar. Analyst Jason Gammel sieht die Chevron-Aktie dabei als interessantes Investment für Anleger, die auf eine Preiserholung setzen.

Am 30. Januar wird Chevron das Ergebnis für das vierte Quartal vorlegen. Wer dem Ölpreis gegenüber skeptisch bleibt, muss allerdings auch der Chevron-Aktie weiterhin misstrauisch begegnen und sich auf kurzfristige Kursänderungen gefasst machen.

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