Auf die Verbraucher kommen wohl höhere Preise beim Tanken und Heizen zu: Die Opec drosselt erstmals seit acht Jahren ihre Ölförderung, um den Preis des Rohstoffs in die Höhe zu treiben. Die Organisation beschloss am Mittwoch in Wien, eine im Grundsatz bereits getroffene Einigung über geringere Fördermengen nun konkret umzusetzen. Ob mit diesem Schritt der Preis für Benzin und Heizöl dauerhaft steigt, ist aber noch unklar. Eine erste Reaktion der Märkte war aber eindeutig: Der Ölpreis legte um fast neun Prozent zu.
Das Ölkartell will im ersten Halbjahr 2017 insgesamt 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag weniger produzieren. Das neue Limit soll bei 32,5 Millionen Barrel täglich liegen. Der Ölminister aus Katar, Mohammed Bin Saleh Al-Sada, sprach von einem „großen Erfolg“. Den größten Teil soll der Öl-Riese Saudi-Arabien tragen, der seine Produktion um 486 000 Barrel pro Tag reduziert. Die Vereinbarung kann nach sechs Monaten um den gleichen Zeitraum wieder verlängert werden.
Im Zuge der Diskussionen setzte Indonesien, das rund 700 000 Barrel Öl am Tag fördert, seine Opec-Mitgliedschaft aus. Das Land wollte als Netto-Importeur von Erdöl den Deal nicht mittragen. Den Anteil Indonesiens an der Reduzierung würden die anderen Mitgliedsstaaten übernehmen, versicherte Al-Sada. Es gebe keine Zahlen-Trickserei.
Was Sie über den Ölpreis wissen müssen
Da Öl ursprünglich in Fässern abgefüllt wurde - Barrel im Englischen -, wird diese Maßeinheit in der Branche bis heute verwendet. Ein Barrel sind 159 Liter.
Die steile Talfahrt begann Mitte 2014, bis Anfang 2016 hatte sich der Preis mehr als gedrittelt. Seitdem hat sich der preis wieder erholt, bleibt aber weiter weit hinter früheren Niveaus zurück. Hintergrund ist ein knallharter Wettbewerb zwischen den klassischen Ölförderern wie Saudi-Arabien und neuen Konkurrenten, die Rohöl mit der aufwendigen Fracking-Methode aus Schiefergestein lösen, allen voran in den USA.
Rohöl ist nicht gleich Rohöl. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten – je nach Region. Alleine der Finanzinformationsdienst Bloomberg listet mehr als 100 Stück auf, wovon allerdings nur wenige große Bedeutung haben. Als Richtwert am Finanzmarkt gilt das US-Rohöl West Texas Intermediate (WTI). Eine weitere wichtige Sorte ist das Nordsee-Öl Brent.
Bei den Ölsorten gibt es gravierende Unterschiede bei der Qualität, was auch zu merklichen Preisunterschieden führt. So kann etwa die Sorte North Dakota Sour in der Raffinerie nur schwer verarbeitet werden, weil sie stark schwefelhaltig ist. Das schlägt sich auch im Preis nieder.
Für US-Öl und Brent-Öl werden die Preise über das Spiel von Angebot und Nachfrage gebildet. Aber auch diese Sorten können eine Vielzahl von unterschiedlichen Preisen haben, was daran liegt, dass sie in sogenannten Future-Kontrakten gehandelt werden. Der Käufer erwirbt dabei Rohöl mit unterschiedlichen Lieferdaten. Der am meisten gehandelte und damit für die Anleger wichtigste Future-Kontrakt läuft über einen Monat.
Auch die Ölsorten des Ölkartells Opec (Organisation erdölexportierender Länder) sind für die Weltwirtschaft von hoher Bedeutung. Von der Opec-Zentrale in Wien wird einmal täglich der sogenannte Opec-Korbpreis ermittelt. Hierfür melden alle Mitgliedstaaten des Ölkartells ihre jeweiligen Ölpreise, dann wird der sogenannte Korbpreis aller 13 Opec-Sorten errechnet. Dieser Durchschnittspreis wird allerdings immer mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht und spiegelt daher nicht die neueste Entwicklung wider.
Noch vor der offiziellen Verkündung waren die Ölpreise stark angestiegen. Ob der Effekt der Maßnahme länger anhält, ist jedoch noch nicht entschieden. Ein positives Signal sei, dass auch andere wichtige Förderländer unter den Nicht-Opec-Staaten mitziehen wollten, ist sich die Opec sicher.
„Russland hat zugesichert, 300 000 Barrel am Tag weniger zu fördern“, sagte der aktuelle Opec-Präsident Al-Sada. Auch andere wichtige Nicht-Opec-Länder würden auf weitere 300 000 Barrel am Tag verzichten. Über diese Vereinbarung herrsche breite Übereinkunft - offiziell finalisiert werden soll sie bei einem Treffen Anfang Dezember.
Besonders der Iran hatte sich ursprünglich gegen eine Drosselung gestellt. Das Land wollte nach dem Ende der Wirtschaftssanktionen sogar mehr Öl fördern und kam mit seiner Forderung durch. Als einziges Land hat es die Erlaubnis bekommen, künftig sogar noch 90 000 Barrel am Tag mehr zu produzieren. Das gilt als großes Entgegenkommen des Erzrivalen Saudi-Arabiens.
Durch ein Überangebot am Markt haben sich die Preise seit 2014 fast halbiert. Vor der Einigung war ein Fass um rund 47 US-Dollar zu haben, dann legten die Preise kräftig um neun Prozent zu.