Opec-Konferenz Der mühsame Kampf gegen die Öl-Schwemme

Das Misstrauen zwischen den 13 erdölexportierenden Länder ist groß. Auf der Wiener Konferenz ringen sie derzeit um eine Deckelung der Ölfördermenge. Der neue saudische Ölminister gab sich zunächst noch fröhlich.

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Zu Beginn der Konferenz war der saudische Ölminister noch bester Laune. Quelle: AP

Wien Eine Mauer von Mikrofonen und Kameras umringt den neuen saudischen Ölminister Khalid A. Al-Falih. Freundliche Augen hinter der randlosen Brille blicken in die Linsen der Reporter. Bei seinem ersten Auftritt vor der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) in Wien gibt sich der erfahrene Ölmanager aus Riad fast fröhlich.

Doch die Lage des Ölkartells mit dreizehn Mitgliedern ist ernst. „Es geht um die langfristige Stabilität des Marktes“, flüstert Al-Falih in die Mikrofone und Handys der rund zweihundert Journalisten und Analysten, die kurz vor dem Beginn den Konferenzraum im ersten Stock des verwinkelten Opec-Gebäudes in der Wiener Innenstadt stürmen.

Schafft Al-Falih die Festlegung eines realistischen Produktionszieles an dem sich alle halten auch durchzusetzen? Auf den Fluren der streng abgeschirmten Opec-Zentrale ist am Donnerstag von einem „Korridor“ bei der Deckelung der Produktion zwischen 30 und 32 Millionen Fass pro Tag als Förderziel die Rede. „Wir werden genau diese Frage analysieren. Doch unsere Organisation braucht einen Konsens darüber“, sagte Angolas Ölminister José Maria Botelho de Vasconcelos dem Handelsblatt am Donnerstag. Zu seiner eigenen Kompromissbereitschaft sagte der Minister: „Der Druck für mich ist der Preis. Er muss nach oben gehen.“ Gerade in Ländern wie Angola, Venezuela und Nigeria hängt die politische Stabilität an den Einnahmen aus dem Ölgeschäft.

Vor der Konferenz gab sich auch der Iran gesprächsbereit. Ölminister Bijan Namdar Zangeneh deutete das an. Teheran fordert aber Förderquoten für einzelne Länder. Der Grund liegt auf der Hand: Der Iran möchte seine Ölförderung wieder auf das Niveau vor den Sanktionen anheben. Das kann aber nur zu Lasten anderer Opec-Mitglieder gehen.

Die Skepsis gegenüber dem iranischen Vorschlag ist im Kreis der Opec-Mitglieder groß. „Offiziell habe ich keinen Vorschlag von einzelnen Länderquoten“, sagt Suhail Mohamed Al Mazrouei, Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate, dem Handelsblatt. „Ich habe nur davon gehört.“


Analysten erwarten Preis um 50 Dollar

Der Ölpreis für die Nordseesorte Brent bewegte sich am Donnerstagvormittag knapp unter 50 Dollar pro Barrel (159 Liter). Opec-Länder wir Angola wünschen sich einen Preis zwischen 60 bis 70 Dollar. Ursprünglich hatte sich die Opec vor einem Jahr in Wien auf ein Förderziel von 30 Millionen Barrel pro Tag geeinigt. Doch die Mitglieder des Ölkartells hielten sich zuletzt nicht daran. Die Ölschwemme hatten ursprünglich die amerikanischen Schieferölproduzenten ausgelöst. 2014 erzielte die Ölproduzenten noch über 100 Dollar pro Fass.

Am Nachmittag will die Opec das Ergebnis ihrer Wiener Konferenz vorstellen. Marktanalysten sind aber skeptisch, dass sie sich zu einem Konsens in der Förderpolitik durchringen kann. „An der saudischen Politik Marktanteile zu gewinnen und sich nicht durch Schieferöl aus dem Markt drängen zu lassen wird sich aus unserer Sicht nichts ändern. Auch ein plötzliches Entgegenkommen gegenüber dem Iran ist sehr unwahrscheinlich“, sagte Valentin Hofstätter, Analyst der Raiffeisen Bank International, dem Handelsblatt in Wien.

Er erwartet wie viele andere Marktbeobachter auch, dass 2016 der Preis bei rund 50 Dollar mit einer leicht steigenden Tendenz zum Jahresende bleiben wird. Für 2017 prognostiziert Hofstätter einen Anstieg auf 60 Dollar pro Barrel. Laut DZ-Bank-Analyst Axel Herlinghaus reicht das aktuelle Preisniveau für die Kartellmitglieder aus, um den Markt bis zum nächsten Treffen in der zweiten Jahreshälfte zu beobachten.

„Der Ölpreis ist aus Sicht der Opec auf dem richtigen Weg“, sagt der Ölexperte.

Doch Unsicherheiten bleiben. Das Misstrauen im Kreis der dreizehn Opec-Staaten ist groß. Sollte es keine verbindliche Deckelung der Ölförderung geben, könnte auch Saudi-Arabien seine Produktion für den bislang staatlichen Ölkonzern Aramco hochfahren, um anderen Wettbewerbern Marktanteile abzunehmen.

Aber solche Bedenken versucht der neue Ölminister Khalid A. Al-Falih am Donnerstag höflich zu zerstreuten. Zum Auftakt der Opec-Konferenz sagte er, der geplante Börsengang von Aramco finde unabhängig von der Preisentwicklung beim Öl statt und lächelte freundlich in die Runde. Dabei weiß der angesehene Öl-Manager, der als CEO von 2009 bis 2016 den saudischen Konzern geführt hat, nur zu genau, dass der Ölpreis der Maßstab aller Dinge ist.

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