Opec-Treffen in St. Petersburg Ölminister unter Zugzwang

Weniger Öl für höhere Preise: Dieser Formel will die Fördergemeinschaft Opec treu blieben. Doch weil die Umsetzung zuletzt zu wünschen übrig ließ, reist zum Kontrolltermin nach Russland sogar der saudische Ölminister an.

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Das Ölkartell hat sein Kürzung mit zehn weiteren Nicht-Mitgliedsstaaten jüngst bis Ende März 2018 verlängert. Ursprünglich sollte schon im Juni dieses Jahres Schluss sein. Quelle: Reuters

Frankfurt Ein Routinetreffen, mehr sollte es eigentlich nicht werden. Ein netter Plausch im russischen St. Petersburg über den Wasser-, oder besser: Ölstand, in Sachen Förderkürzung, bei dem sich alle gegenseitig versichern, ihre Quoten einzuhalten. Kurz: alles auf Kurs. Ein paar Häppchen und ein Drink zum Abschluss, dann könnte jeder zurück nach Hause oder in den Urlaub reisen.

Treffen sollte sich eigentlich nur das Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC), jenes Gremium bestehend aus den drei Opec-Staaten Algerien, Kuwait und Venezuela sowie den Nicht-Opec-Staaten Russland und Oman, das die Umsetzung der Förderkürzung prüft. Aus dem Routinetreffen ist nun aber ein Notstandstreffen geworden, für das sogar der saudische Ölminister Khalid Al-Falih aus seinem Urlaub eingeflogen kommt. Grund dafür sei die plötzliche „strategische Bedeutung“ und die „hohen Erwartungen“ dieser Tage, erklärte Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo.

Denn die seit Januar in Kraft gesetzte Ölförderkürzung bröckelt. Die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) hat sich gemeinsam mit zehn weiteren Nicht-Opec-Staaten verpflichtet, täglich 1,8 Millionen Barrel Öl weniger zu fördern. Das entspricht zwar nur rund zwei Prozent der gesamten Fördermenge. Es soll aber reichen, um das jahrelang bestehende Überangebot zu eliminieren und die hohen Lagerbestände in der Welt abzubauen.

Es dauere länger als erwartet, das Überangebot am Markt abzubauen, gestand Opec-Generalsekretär Barkindo in St. Petersburg ein. „Aber wir sind auf Kurs und dieser wird sich im zweiten Halbjahr beschleunigen“, zeigt sich der Nigerianer optimistisch.

Tatsächlich leeren sich die Lager sowohl in den USA als auch in den OECD-Staaten. Allerdings hat mit Ecuador zuletzt das erste Opec-Mitglied seinen Rückzug von der Förderkürzung erklärt. Zwei weitere Opec-Staaten, Libyen und Nigeria, sind zwar offiziell von der Kürzung ausgenommen. Beide Staaten gemeinsam haben ihre Produktion seit Jahresbeginn um mehr als 500.000 Barrel pro Tag gesteigert. Damit machen sie allein fast die Hälfte der Opec-Kürzungen wett – das Kartell schränkt sich um 1,2 Millionen Fass pro Tag ein. Zudem hat im Juni erstmals auch das größte Mitglied des Kartells und der zugleich stärkste Treiber des Abkommens, Saudi-Arabien, sein Kürzungsversprechen gebrochen. Und als wäre all dies noch nicht genug, legt eine Schätzung der Internationalen Energieagentur auch noch den Finger in die Wunde: Wurde das Abkommen bislang überraschend diszipliniert eingehalten, fiel die Umsetzung im Juni auf nur noch 78 Prozent – den bislang schwächsten Wert.

In einem Vorgespräch zum Treffen des Prüfungskomitees am Montag hätte sich die Delegation bereits über die Lage von Libyen und Nigeria sowie die „Aussichten und Herausforderungen“, die vor dem Kartell liegen mögen, ausgetauscht, wie die Opec in einer Mitteilung erklärt.

Zwar zeigten sich sowohl Nigeria als auch Libyen zuletzt gewillt, ihren Teil zur Stabilität des Ölmarktes beizutragen, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen: Nigeria wolle Bloomberg zufolge seine Produktion zunächst bei 1,8 Millionen Barrel pro Tag stabilisieren. Der Chef des staatlichen libyschen Ölkonzerns NOC, Mustafa Sanallah, peilt bis Jahresende an, schon 1,25 Millionen Barrel pro Tag zu fördern. Beides zusammen ergäbe ein Plus von fast einer Million Fass im Jahresvergleich – und würde allein die Kürzungen zu vier Fünfteln nichtig machen.

Dennoch erklärte der omanische Ölminister Reportern in St. Petersburg, dass keine weiteren Kürzungen nötig seien. Nachdem Saudi-Arabien sein Kürzungsziel verfehlte, erklärten die Saudis, im August ihre Exporte um 600.000 Fass zu begrenzen.

Konnten diese Willensäußerung zuletzt die von fallenden Lagerbeständen getrieben Marktstimmung kaum trüben, scheint sich nun schon wieder Ernüchterung breit zu machen. Jüngst am 20. Juli kletterte der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent erstmals seit Anfang Juni wieder über 50 Dollar. Nur vier Tage später hat er schon wieder zwei Dollar eingebüßt.

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