Preisverfall erwartet Platzt bald die Gold-Blase?

Die Experten sind sich einig: Die beispiellose Gold-Rally geht zu Ende – und der Absturz wird heftig. Analysten erwarten einen jähen Preisverfall des Edelmetalls. Der Höchststand von 2011 könnte historisch einmalig sein.

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Gold steht - nach Meinung von Analysten - vor einem massiven Wertverfall. Quelle: dpa

London Am Goldmarkt hat sich nach Einschätzung der Société Générale eine „Blase“ gebildet. Denn der Preis des Edelmetalls hat in den vergangenen zwölf Jahren jedes Jahr zugelegt und damit die beste Serie seit 90 Jahren verzeichnet. Die Rally dürfte nun aber einem Bärenmarkt weichen, erwartet die französische Bank.

Das stärkere Wachstum in den USA werde dazu führen, dass die Federal Reserve ihre konjunkturstützenden Maßnahmen zurückfährt, heißt es in einer Studie. Die höheren Zinsen dürften dann eine geringere Nachfrage nach dem Edelmetall nach sich ziehen. Auch die anhaltend niedrige Inflation und der stärkere Dollar sprächen gegen einen Anstieg der Gold-Bestände von Investoren.

Der Goldpreis ist in diesem Jahr bereits 6,1 Prozent gesunken. Hintergrund war eine Debatte der US-Währungshüter über das Tempo der Wertpapierkäufe der Federal Reserve. Der Preis müsste noch um weitere 3,4 Prozent sinken, um die allgemeine Definition eines Bärenmarkts zu erfüllen.

„Der Goldpreis befindet sich unserer Einschätzung nach im Bereich einer Blase“, schreiben die Analysten von Société Générale um Robin Bhar in der Analyse. „Steigende Zinsen, die teilweise durch eine positive Sicht auf die US-Wirtschaft und den damit einhergehenden Anstieg des Dollar getrieben werden, könnten zu einem perfekten Sturm führen und einen längerfristigen Bärenmarkt auslösen.“

Gold kostete am Freitag 1567 Dollar je Unze. Der Preis des Edelmetalls fiel auf Quartalssicht das zweite Mal in Folge. Eine solche Serie hat es seit Anfang 2001 nicht mehr gegeben. Bei einem Schlusskurs von 1520,18 Dollar wäre der Goldpreis seit dem 5. September 2011 um 20 Prozent gesunken, was den Beginn eines Bärenmarkts signalisieren würde.


Das letzte Zucken vor dem Absturz

Die französische Bank geht davon aus, dass der Goldpreis im Dezember auf 1375 Dollar je Unze sinken wird. Für den Jahresschnitt 2013 wird ein Preis von 1500 Dollar und für 2014 von 1400 Dollar prognostiziert. Im Rekordjahr 2012 kostete die Feinunze durchschnittlich 1669 Dollar.

Mit der Erwartung eines niedrigeren Goldpreises steht Société Générale nicht alleine da: Goldman Sachs warnte im Februar angesichts einer US-Konjunkturerholung vor einer möglichen Wende im Goldzyklus, und Credit Suisse erklärte, dass das Edelmetall wohl nicht mehr zu seinem 2011 verzeichneten Höchststand von 1921,15 Dollar je Unze zurückkehren wird.

„Das professionelle Sentiment, das sich in den starken Rückgängen bei börsengehandelten Fonds und der wachsenden Bereitschaft von Vermögensverwaltern zum Eingehen von Short- Positionen zeigt, bestätigt unsere Annahme, dass Gold sein 'letztes Hurra' angestimmt hat“, erklärt Société Générale.

Milliardär George Soros – der Gold 2010 als „ultimative Vermögenspreisblase“ bezeichnet hatte – verringerte seine Anlagen im SPDR Gold Trust im vierten Quartal um 55 Prozent. Anleger halten in börsengehandelten Produkten etwa 2450 Tonnen Gold, 6,9 Prozent weniger als der Rekordstand vom 20. Dezember, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht.

Zudem haben Vermögensverwalter ihre Wetten auf einen steigenden Goldpreis seit Oktober um 70 Prozent verringert, zeigen Daten der US-Terminbörsenaufsicht. Die Netto-Long-Positionen der Spekulanten lagen per 26. März bei 60.126 Kontrakten. In der Woche zum 5. März sanken sie auf 39.631 Kontrakte, das niedrigste Niveau seit Juli 2007.

Die Bergbauunternehmen haben nach Angaben der französischen Bank bislang noch nicht auf den schwächeren Goldpreis mit einem Aufbau ihrer Hedging-Geschäften – also Absicherungen gegen den Preisverfall – reagiert. Sollten sich die Goldproduzenten aber gegen den Preisrückgang absichern, indem sie ihre künftige Produktion auf Termin verkauften, könnte dies eine Abwärtsspirale auslösen.

„Ein nachhaltiger Rückgang unter 1400 Dollar je Unze könnte eine neue Welle von Produzenten-Absicherungen auslösen“, warnt Société Générale. „Eine Abwärtsspirale bei Preis könnte bei Gold zu einem Teufelskreis führen, bei dem ein zunehmendes Produzenten-Hedging noch niedrigere Goldpreise auslöst, was wiederum zu einem verstärkten Produzenten-Hedging führt.“

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