Preisverfall Gold-Fonds vor größtem Monatsminus aller Zeiten

Börsengehandelte Gold-Fonds erleben eine beispiellose Talfahrt. Innerhalb eines Monats wurde im Volumen von acht Milliarden Dollar verkauft. Bei physischem Gold ist dagegen ein regelrechter Kaufrausch ausgebrochen.

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Gold in Barren zu verschiedenen Größen. Börsengehandelte Gold-Fonds stehen auf der Verkaufsliste. Quelle: dpa

Frankfurt Das Volumen von Gold in börsengehandelten Fonds und mit dem Edelmetall unterlegten Produkten steuert auf den größten Monatsrückgang zu, der je verzeichnet wurde. Zuvor war es zu einem Ausverkauf bei Gold gekommen angesichts des Optimismus, dass sich die Weltwirtschaft erholt.

Das Volumen der börsengehandelten Produkte sank um 168,22 Tonnen auf 2281,62 Tonnen am Montag und steuert damit, in Tonnen gemessen, auf den größten Monatsverlust zu, wie Bloomberg-Daten zeigen. Auf dem heutigen Preisniveau ist der Wert der Bestände um etwa 8 Milliarden Dollar gesunken. Am Dienstag gab Gold am Kassamarkt um 0,8 Prozent auf 1464 Dollar je Unze nach. Für den April steht der Goldpreis mit einem Einbruch von etwa acht Prozent vor dem größten Monatsverlust seit Dezember 2011.

Gold ist in diesem Monat in einen Bärenmarkt abgerutscht, nachdem die Aktienmärkte angesichts des anziehenden weltweiten Wachstums und der nachlassenden Inflationserwartungen eine Rally hinlegten. Der Goldpreis ist in den zwei Handelssitzungen bis 15. April um 14 Prozent abgesackt, der größte Preisrutsch seit 1983 und erreichte am 16. April ein Tief von 1321,95 Dollar je Unze.

Seitdem hat der Goldpreis am Kassamarkt um 11 Prozent angezogen, nachdem ein Anstieg der physischen Nachfrage die Rekord-Abflüsse bei börsengehandelten Produkten wettmachte. “Es gab eine Menge Verkäufe bei börsengehandelten Produkten und jüngst haben wir eine Menge Käufe physischen Golds gesehen, so dass eine gewisse Umschichtung von börsengehandelten Produkten in physisches Gold zu verzeichnen war”, sagte Frederic Panizzutti, weltweiter Leiter Marketing und Sales bei MKS (Switzerland) SA.

Die weltweiten Bestände sind in diesem Jahr um 13 Prozent gesunken, da das Volumen des SPDR Gold Trust, der größte börsengehandelte Goldfonds, um 20 Prozent abgesackt ist. Das Goldvermögen im SPDR ist am Montag auf 1080,64 Tonnen gefallen, den niedrigsten Wert seit 2009, und kommt für April auf ein Minus von 11,5 Prozent. John Paulson, der größte Investor im SPDR, hält jedoch an seiner Auffassung fest, dass das Edelmetall steigen wird, da es als Absicherung gegen Inflation gefragt sein wird.


Kaufrausch bei Goldmünzen

Die Gefahr weiterer Abflüsse bei börsengehandelten Goldprodukten würde nachlassen, wenn sich der Preis bis über die Marke von 1500 Dollar erholt oder die Aktienmärkte sich schwächer entwickeln, sagt Barclays Plc. Der US-Aktienindex Standard & Poor's 500 erreichte am Montag ein Allzeithoch und hat sich gegenüber dem 12-Jahres-Tief von 2009 mehr als verdoppelt. Die wichtigste Frage in nächster Zeit werde sein, ob die Einzelhandels- und Schmucknachfrage weiterhin die Abflüsse bei den börsennotierten Produkten auffangen könne, schrieben Barclays-Analysten um Suki Cooper am Montag in einer Mitteilung.

“Der Ausblick ist bestenfalls uneinheitlich”, sagt Jeffrey Rhodes, weltweiter Leiter Edelmetalle bei INTL FCStone Inc. “Erstmals seit vielen Jahren gibt es eine gleiche Anzahl an Optimisten und Pessimisten. Der Preiseinbruch passierte exakt kurz vor einer Phase größerer physischer Nachfrage in Indien und nach dem Preisrutsch in zwei Tagen dauerte es nicht lang, bis der physische Markt ansprang.”

Der Einbruch beim Goldpreis hat einen Kaufrausch bei Münz- und Schmuckkäufern von China bis zu den USA ausgelöst. Die Münznachfrage von Prägeanstalten in den USA, Australien und Großbritannien beispielsweise zieht kräftig an, während sich das Volumen des Benchmark-Kassakontrakts an der Shanghai Gold Exchange an jedem Tag seit dem 16. April auf mehr als das Vierfache des Tagesdurchschnitts vom vergangenen Jahr belief. Die Aufschläge für die Sicherung des Angebots in Indien sind auf das Fünffache des Niveaus vor dem Einbruch gestiegen. China und Indien sind die weltweit größten Goldkäufer.

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