Deutschlands Anleger sind ein gespaltenes Volk. Einerseits lassen sich nur wenige trotz der Renditeversprechen von Aktien oder Anleihen vom sicheren Sparbuch weglocken. Doch diejenigen, die sich mehr trauen, investieren besonders häufig auf eigene Faust. Studien zeigen: Deutsche Anleger informieren sich selbst, wenn es darum geht, die Unternehmen auszuwählen, in die sie investieren. Nur etwa ein Sechstel der Deutschen vertraut bei ihren Investitionen auf einen Berater.
Umso wichtiger, dass ihnen ihr Depot nicht nur Zugang zu möglichst vielen Märkten bietet, sondern auch umfassende und verständliche Informationen bereitstellt, um die Wertpapiere einschätzen zu können.
Das Deutsche Kundeninstitut hat deshalb im Auftrag der WirtschaftsWoche unter 15 Anbietern den besten Onlinebroker identifiziert. Das Ranking bietet nicht nur Neukunden eine wertvolle Entscheidungshilfe. Auch erfahrene Anleger sollten die Konditionen ihrer Depotbank vergleichen.
Einmal investiert, muss das Depot nicht bis in alle Ewigkeit vom gleichen Anbieter verwaltet werden. Portfolios lassen sich – wie Spargelder auf dem Tagesgeldkonto – zu anderen Anbietern übertragen. Einige locken neue Depotkunden gar mit Vorteilen an anderer Stelle, etwa mit Zinsboni aufs Tagesgeld.
Das Ranking unter Deutschlands größten Anbietern und einigen Spezialisten soll vor allem die Bedürfnisse von Langfristanlegern abdecken, die breit gestreut investieren. Dafür wurden zwei Musterfälle betrachtet: ein Gelegenheitsanleger, der fünf Aufträge im Quartal ausführt, und ein Anleger, der mit 40 Aufträgen im Monat deutlich häufiger handelt. Aus Teilwertungen für die vier Kategorien Aktien, ETFs/Fonds, Anleihen und Zertifikate wurde am Schluss eine Gesamtwertung errechnet.
Ausschlaggebend im Ranking war das Angebot an handelbaren Wertpapieren: Wie viele Aktien, Anleihen, aktive Fonds und ETF-Indexfonds bietet der Broker? Wie viele Zertifikate? Zusätzlich wurde bewertet, wie Kunden mit Sparplänen regelmäßig investieren können. Die Wertung im Bereich Angebot machte 40 Prozent der Gesamtnote aus.
Mit ebenfalls 40 Prozent flossen die Konditionen ein: Müssen Kunden Depotgebühren zahlen? Wie hoch ist der Zuschlag, wenn sie per Telefon ordern? Was kostet der Handel an ausländischen Börsen? Und wie hoch sind die Gebühren, wenn Aufträge in mehreren Teilen ausgeführt werden müssen (Teilausführung)? Auch Rabatte für Vieltrader flossen mit in das Ranking ein.
Als dritter Faktor bestimmte der Kundenservice zu 20 Prozent die Gesamtwertung: Wie schnell und ausführlich erhalten Kunden Infos an der Telefonhotline? Können sie per E-Mail Hilfe anfragen? Und welche Informationen oder Wertpapierseminare erhalten sie auf der Website des Anbieters?
So haben wir getestet
Die Gesamtpunktzahl wurde aus der durchschnittlichen Punktwertung ermittelt - für Angebot (40 Prozent Einfluss) und Konditionen (ebenfalls 40 Prozent) in den vom einzelnen Broker jeweils angebotenen Anlagekategorien (ausgewertet für Aktien, ETFs/Fonds, Anleihen und Zertifikate). Dann wurden Punkte für Kundenservice (20 Prozent Einfluss) und mögliche Bonuspunkte aus dem Kundenvotum hinzugerechnet.
Die Bewertung erfolgte in Schulnoten auf Basis von Kriterien wie Anzahl handelbarer Wertpapiere in jeder Anlagekategorie sowie verfügbarer Börsenplätze/außerbörslicher Handel, Vergleich der Konditionen für Depotführung, Auslandshandel, Teilausführung und telefonische Order.
In zwei Musterfällen wurden die Kosten für eine Anlage von 1000, 5000 und 10 000 Euro für Gelegenheits- und Vieltrader berechnet.
Die Analyse des Kundenservice wurde auf Basis von verdeckten Testanfragen per Telefonhotline, E-Mail und Live-Chat durchgeführt. Auch der Umfang der Informationen auf der Internetseite wurde berücksichtigt.
Tauchen einzelne Onlinebroker bei der Wertung bestimmter Kategorien nicht auf, bieten sie hier keine Dienstleistung an (etwa ETF- und Fondshandel).
Für die Bewertung des Kundenvotums wurden Online 3800 Kunden der Anbieter befragt. Gab es für einen Anbieter weniger als 50 Kundenstimmen, konnten diese nicht mit in die Wertung einfließen.
Die Erhebung erfolgte im September/Oktober 2016.
Bewertung in Schulnoten, basierend auf Punkten.
Gesamtpunkte: 100 bis 85,0 = sehr gut, 84,9 bis 72,3 = gut, 72,2 bis 61,4 = befriedigend, 61,3 bis 52,2 = ausreichend, 52,1 bis 44,4 = mangelhaft, 44,3 bis 0 = ungenügend.
Anlageklassen: 40 bis 34,0 = sehr gut, 33,9 bis 28,9 = gut, 28,8 bis 24,6 = befriedigend, 24,5 bis 20,9 = ausreichend, 20,8 bis 17,7 = mangelhaft, 17,6 bis 0 = ungenügend.
Kundenservice: 20 bis 17,0 = sehr gut; 16,9 bis 14,5 = gut; 14,4 bis 12,3 = befriedigend; 12,2 bis 10,4 = ausreichend; 10,3 bis 8,9 = mangelhaft; 8,8 bis 0 = ungenügend.
Kundenvotum: 5,0 bis 4,3 = sehr gut; 4,2 bis 3,6 = gut; 3,5 bis 3,1 = befriedigend; 3,0 bis 2,6 = ausreichend; 2,5 bis 2,2 = mangelhaft; 2,1 bis 0 = ungenügend.
Das Erreichen einer höheren als der maximalen Leistungspunktzahl war durch die Vergabe von Bonuspunkten möglich.
In einer Kundenbefragung konnten die Anbieter Bonuspunkte sammeln. So sollte sichergestellt werden, dass ein als gut bewertetes Angebot auch im Praxistest überzeugt.
Onvista hat mit einem Fünf-Euro-Festpreis-Angebot in vielen Kategorien unseres Tests gewonnen. In diesem Depot kostet jede Order nur fünf Euro, und es fallen keine zusätzlichen Gebühren bei Teilausführung an. Der EU-Auslandshandel mit 25 Euro für eine Order ist bei Onvista ebenfalls vergleichsweise günstig. DKB und Targobank langen hier mit über 70 Euro richtig zu. Den Spitzenplatz schaffte Onvista so in den drei Teilwertungen ETFs und Fonds, Anleihen und Zertifikate. So können Kunden zum Beispiel 9500 Fonds ohne Ausgabeaufschlag kaufen. Anleger können an allen im Test berücksichtigten sechs deutschen Börsenplätzen handeln und Fonds- und ETF-Sparpläne anlegen. Zum Vergleich: Comdirect bietet mit 26.000 Fonds zwar eine deutlich größere Auswahl, aber nur ein Sechstel davon ohne Ausgabeaufschlag.