Das Gleiche gilt für Aktien der Deutschen Lufthansa. Seit 1997 gelten für sie das Luftverkehrsnachweissicherungsgesetz und eine EU-Richtlinie, die vorschreiben, dass die Aktien mehrheitlich in deutschen Händen sein müssen. Wären sie das nicht mehr, würde die Airline zum Beispiel bestimmte Start und Landerechte verlieren. Gerät die deutsche Mehrheit in Gefahr, müsste der Vorstand eingreifen, um den Anteil ausländischer Aktionäre zu reduzieren. Mit aktuell 68,6 Prozent der 352 000 Aktionäre ist die Quote aber weit von der 50-Prozent-Schwelle entfernt.
Jüngster Namensaktien-Zugang im Dax war der K+S-Konzern. Im Mai 2011 stimmten die Aktionäre in der Hauptversammlung für die Umstellung, im August ging das Papier mit einer neuen Identifikationsnummer (ISIN) in den Börsenhandel. Vorstände können jetzt täglich erkennen, ob es bei den Aktionären große Veränderungen gegeben hat. Im Vorfeld wichtiger Abstimmungen bei Hauptversammlungen kümmern sie sich dann gezielt um diejenigen, deren Stimmen sie benötigen.
Näher ran an die Investoren
„Bei Inhaberaktien fehlt den Unternehmen dieser einfache Zugang zu Anlegern“, sagt Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment. Er hat jetzt häufig deutsche Aktiengesellschaften am Telefon, die sich danach erkundigen, wie er zu kritischen Tagesordnungspunkten stehe.
Ganz verborgen bleiben allerdings auch Aktionäre bei Inhaberaktien den Unternehmen nicht. Hält ein Anleger mehr als drei Prozent der Stimmrechte einer AG, so muss er seinen Anteil an Aktien und Optionen veröffentlichen. Zudem beauftragen manche AGs mit anonymen Inhaberaktien spezielle Dienstleister, die Berichte von Investmentfonds zweimal jährlich nach deren Aktienbeständen durchforsten. Weil die Fonds-Jahres- und -Halbjahresberichte aber erst Monate nach den Stichtagen veröffentlich werden, sind die Angaben nicht mehr aktuell, wenn der Vorstand sie auf den Tisch bekommt.
TecDax-Unternehmen:
Namensaktien: Hier können Sie sich ins Aktionärsbuch eintragen lassen (TecDax-Unternehmen, die Namensaktien ausgegeben haben. Für aktuelle Kursinformationen bitte auf den Namen den Aktie klicken) | ||
Aktie | ISIN | Streubesitz (1) |
DE000A0WMPJ6 | 89,6 | |
CH0038389992 | 100,0 | |
GB0059822006 | 87,6 | |
DE000A0Z2ZZ5 | 66,8 | |
DE000A0Z1JH9 | 72,3 | |
NL0000240000 | 96,6 | |
DE0005137004 | 61,1 | |
DE000A1K0235 | 100,0 | |
DE0005089031 | 49,5 | |
DE000XNG8888 | 69,1 | |
(1) in Prozent der ausstehenden Aktien; Quelle: Bloomberg |
Stabile Ankeraktionäre
Aktiengesellschaften, deren Papiere zu einem großen Teil in festen Händen sind, sparen sich den Aufwand für die Umstellung auf ein Namensregister. Für BMW genügen zwei Anrufe in Bad Homburg bei Johanna und Stefan Quandt, um wichtige Fragen zu klären, beide zusammen halten rund 35 Prozent der Aktien. Grundsätzlich schließe BMW eine Umstellung auf Namensaktien nicht aus, man arbeite aber auch nicht dran, heißt es aus München.
Ähnliches gilt für Fresenius (Else Kröner-Fresenius-Stiftung), Metro (Haniel, Familie Schmidt-Ruthenbeck) oder Beiersdorf (Hansestadt Hamburg, Familien Herz und Claussen). Vielfach begründen sie den Verzicht auf ein Namensregister mit den Kosten. „Die Kosten trägt das Unternehmen und damit auch alle Aktionäre, die ihre Aktien gar nicht handeln“, heißt es beispielsweise bei VW. Adeus-Geschäftsführer Schmidt allerdings sieht dennoch Potenzial für weitere Umstellungen: „Viele MDax-, SDax- und TecDax-Gesellschaften wollen mehr Transparenz über ihren Aktionärskreis erlangen.“