Für Marc Faber ist der Fall symptomatisch: „Was den unglücklichen Besitzern von Rohstoffkonten beim US-Brokerhaus MF Global passiert ist, ist nur der Vorgeschmack auf das, was eines Tages bei allen Finanzinstituten passieren wird“, sagt der bekennende Pessimist: „Investoren und Sparer werden keinen Zugriff mehr auf ihre Vermögenswerte haben.“
MF Global, der vom ehemaligen Goldman-Sachs-Präsidenten und US-Gouverneur Jon Corzine geleitete Derivate-Broker, soll vor seiner Pleite 700 Millionen Dollar von Kundenkonten abgezweigt haben, um Fehlspekulationen mit europäischen Staatsanleihen auszugleichen. Das meiste Geld werden die Kunden vermutlich nicht wiedersehen.
Dass Broker und Banken Wertpapierbestände ihrer Kunden für eigene Spekulationen riskieren, obwohl diese eigentlich sicher auf streng separierten Konten liegen sollten, kann also durchaus vorkommen. Dafür werde kein hohes Maß an krimineller Energie benötigt, meint Faber. Es reichen ungezügelte Gier und juristische Finesse im Aufspüren regulatorischer Schlupflöcher – Kernkompetenzen in der Londoner City und an der Wall Street.
Depot bei Pleite blockiert
Geht alles mit rechten Dingen zu, müssen sich Wertpapierbesitzer bei einer Bankpleite wenig Sorgen machen. Aktien, Fonds und Anleihen fallen nicht in die Insolvenzmasse, aus der die Gläubiger der Bank bedient werden. Kundendepots muss eine Bank getrennt vom bankeigenen Vermögen führen. Zinsen und Dividenden gehen auf Konten, für die bei einer Pleite die Einlagensicherung der Bank zahlen soll. Spektakuläre Bankenpleiten wie die der isländischen Kaupthing Bank haben gezeigt, dass es lange dauern kann, bis ein Entschädigungsfonds zahlt – und dass Anleger auch für lange Zeit nicht an ihre Konten und Depots herankommen. Mit den eigenen Aktien nicht handeln zu können, kann ärgerlich sein, nicht nur im Börsencrash oder nach spektakulären Kursaufschwüngen.
Kriminelle Banker und Bankpleiten sind nicht die einzigen denkbaren Risiken. Der Depotzugriff könnte Investoren auch verweigert werden durch einen Crash der Computersysteme. Ein zusätzlicher, rechtsverbindlicher Nachweis über den Wertpapierbesitz kann also nicht schaden.
Aktionären empfiehlt Faber deshalb, ihre Aktien möglichst auf ihren Namen registrieren zu lassen. Das mache Mühe, aber so seien die Besitzverhältnisse unanfechtbar, das Miteigentum an Maschinen, Gebäuden und Patenten des Unternehmens gesichert. Faber: „Investoren verbringen jeden Tag Stunden damit, abzuschätzen, ob ihre Aktien nach oben oder unten gehen werden, und Unternehmen zu analysieren. Gleichzeitig übersehen sie aber leicht, wie unsicher ihre Investments bei einem Systemversagen wären.“
Der Rat, Besitzverhältnisse deutlicher sichtbar zu machen als nur durch einen Computereintrag bei der Bank, klingt plausibel. Umsetzen lässt er sich über Namensaktien.
Dax-Unternehmen:
Namensaktien: Hier können Sie sich ins Aktionärsbuch eintragen lassen (Dax-Unternehmen, die Namensaktien ausgegeben haben. Für aktuelle Kursinformationen bitte auf den Namen den Aktie klicken) | ||
Aktie | ISIN | Streubesitz (1) |
DE000A1EWWW0 | 100,0 | |
DE0008404005 | 100,0 | |
DE000BASF111 | 100,0 | |
DE000BAY0017 | 100,0 | |
DE0007100000 | 85,4 | |
DE0005140008 | 93,2 | |
DE0005810055 | 95,1 | |
DE0008232125 | 100,0 | |
DE0005552004 | 69,5 | |
DE0005557508 | 67,6 | |
DE000ENAG999 | 91,1 | |
DE0006231004 | 97,0 | |
DE000KSAG888 | 74,8 | |
DE0008430026 | 99,8 | |
DE0007236101 | 94,0 | |
(1) in Prozent der ausstehenden Aktien; Quelle: Bloomberg |
Inhaber- und Namensaktien
In Deutschland gibt es zwei Kategorien von Aktien: Inhaberaktien sind völlig anonym, die Besitzer werden nicht registriert, Aktienbestände werden bei einer Bank in das Kundendepot eingebucht. Besitzer von Namensaktien dagegen stehen mit Namen, Geburtsdatum und Anschrift (diese Daten kommen von der Bank) sowie einer Aktionärsnummer und der Stückzahl der gehaltenen Aktien in einem Register, das die AG oder ein von ihr beauftragter Dienstleister führt.
Bisher haben 15 der 30 Dax-Unternehmen Namensaktien ausgegeben, im MDax sind es knapp ein Drittel der 50 Gesellschaften. Mit rund 1,6 Millionen eingetragenen Aktionären ist die Liste der Deutschen Telekom hierzulande am längsten, Bayer hat rund 306.000 Aktionäre im Register, die Allianz rund 500.000.