Rekordbörsen Dax im 10.000-Punkte-Hype - viel Lärm um nichts?

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Leitindex könnte ein Päuschen einlegen

Diese Aktien sind Deflationsgewinner

Zunächst gehen aber die meisten Marktteilnehmer davon aus, dass Mario Draghi seine Versprechen einlöst. So stellt sich erst nach der EZB-Sitzung die Frage, welche Richtung die Kurse einschlagen.

Denn wo vorher eingepreist wurde, ist nach einer erwartungsgemäßen Entscheidung keine nennenswerte Kursreaktion zu erwarten. Wichtig wird allerdings die Wortwahl Draghis in seinen anschließenden Erläuterungen.

Was kommt nach der Zinssenkung?

Über die Zeit nach der Geldspritze sind Analysten uneins. Zweifel hat beispielsweise Jeff Hochman, technischer Analyst beim Broker Fidelity. Eine Pause sei „wahrscheinlich“, schreibt Hochman in einer Analyse. Er sehe mehrere Gründe für diese anstehende Konsolidierung.

Zum einen die jüngsten Kurskorrekturen bei Wachstumswerten sowie Finanztiteln und Aktien mit einer vergleichsweise kleinen Marktkapitalisierung (Small Caps). Den größten Risikofaktor sieht Hoffman bei den Unternehmensgewinnen, bei denen es erneut einige Korrekturen nach unten gab.

Ein weiterer Punkt: „Märkte der entwickelten Länder weisen Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf, die im historischen Vergleich als fair bis teuer anzusehen sind“, schreibt Hoffman. Der Spielraum bei den Bewertungen wird also enger.

Auch NordLB-Experte Krampen erwartet, dass die Kursanstiege nach der EZB-Entscheidung kleiner ausfallen werden. Mittelfristig könnte es zu einer Seitwärtsbewegung kommen.

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Crashgefahr?

Grundsätzlich sind solche Rekordmarken wie die 10.000 Punkte immer eine gute Bühne für Crashpropheten, die vor drastischen Kursrückgängen warnen. Schon in den letzten Wochen wurde der Untergang ein ums andere Mal prophezeit, unter anderem durch den „Chart of Doom“, der für den 9. Mai einen großen Crash voraussah. Passiert ist bekanntlich – nichts.

Obwohl das billige Notenbankgeld die Kurse erneut künstlich aufbläst und fundamentale Treiber weiterhin das Nachsehen haben, rechnen die meisten Beobachter auch weiterhin nicht mit einem Crash an den Börsen. „Das Umfeld für Aktien bleibt positiv“, sagt Hoffman. Dem Dilemma der anderen Anlageprodukte sei Dank. Unter Renditegesichtspunkten gebe es „nur wenige Alternativen zu Dividendentiteln“, sagt Léon Cornelissen, Chefvolkswirt des niederländischen Vermögensverwalters Robeco.

Die Alternativlosigkeit dürfte Aktien also vor einem allzu rasanten Absturz bewahren. Daran glaubt auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Da sich mit Anleihen nicht mehr genug Geld verdienen ließe, dürften auf Sicht der kommenden ein bis zwei Jahre "die Aktienkurse im Euroraum in der Grundtendenz steigen", sagt Krämer.

Hinzu kommen vergleichsweise freundliche Konjunkturdaten, unter anderem aus den USA. Nicht nur die Verbraucherstimmung fiel zuletzt besser aus als zuvor, auch die Auftragseingänge für langlebige Güter waren überraschend gestiegen.

Wie sorgenfrei US-Anleger zurzeit durchs Leben gehen zeigt der Angstindex Vix. Er ist zuletzt auf den niedrigsten Stand seit März 2013 gefallen. Ein Rückgang des Barometers gilt als Signal für Ruhe und wenig Schwankungen. Das dürfte auch für eine gewisse Ruhe an den europäischen Börsen sorgen.

Die Euro-Zone verbessert sich auch, allerdings nur in „Trippelschritten“, kommentiert Rainer Raschdorf von der DZ Bank. Ähnlich wie es für den Dax erwartet wird, lege die deutsche Wirtschaft gerade eine Verschnaufpause ein, schreibt der Analyst. Aber: „Von einem Wachstumseinbruch kann keine Rede sein“.

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