Rendite mit Ausschüttungen Nebenwerte holen im Dividendenrennen auf

In Zeiten niedriger Zinsen bleiben Dividenden ein wichtiger Faktor bei Aktienkäufen. Anleger sollten auch die Nebenwerte beachten, dort steigen die Ausschüttungsquoten. Was die verlässlichsten Zahlmeister drauf haben.

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Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der Hauptversammlung des Stuttgarter Autobauers am Mittwoch in Berlin. Quelle: dpa

Für Daimler-Aktionäre war Mittwoch ein Festtag. Und das lag sicherlich nicht an der Hauptversammlungstypischen Verköstigung. Dank guter Geschäfte des Stuttgarter Autobauers konnte die Aktionärsversammlung die höchste Dividende in der Unternehmensgeschichte abnicken: 2,25 Euro pro Aktie streichen die Anteilseigner ein. Die Stuttgarter kommen beim aktuellen Kurs von rund 70 Euro je Aktie immerhin auf eine Dividendenrendite von rund 3,2 Prozent. Damit gehört der Autobauer, was die Gesamtsumme der Ausschüttungen angeht, zu den Top-Zahlern im Dax. Nur die Allianz, BASF und Siemens schütten in Summe noch mehr aus.

Insgesamt allerdings verläuft die Dividendensaison für Dax-Anleger eher durchwachsen. ThyssenKrupp-Aktionäre gingen schon zum zweiten Mal in Folge leer aus, für Commerzbank-Investoren ist das sowieso schon zum Normalzustand geworden. Die übrigen 28 Konzerne der ersten Börsenliga schütten zwar alle aus, vier von ihnen müssen dafür aber auf Rücklagen zurückgreifen. Lanxess und RWE finanzieren ihre Dividende komplett aus der Substanz, Deutsche Bank und Deutsche Telekom müssen ihre Rücklagen wenigstens teilweise anknabbern.

Top 5 Dividendenzahler: DAX

Während also die Ausschüttungen im Dax auf relativ hohem Niveau verharren, holen die Unternehmen in den kleineren Indizes MDax, SDax und TecDax langsam aber sicher auf. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Dividendenstudie, die die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) zusammen mit dem Deutschen Institut für Portfolio-Strategien der FOM Hochschule erarbeitet hat. Insbesondere der MDax ist "Klassenbester", was die Dividenden angeht, schreiben die Autoren der Studie, Eric Frère und Christian Röhl vom Deutschen Institut für Portfolio-Strategien. Anleger, die weiterhin auf eine dividendenorientierte Strategie setzen wollen, treffen im zweiten und dritten Börsensegment oft auf verlässlichere Dividendenzahler als im Dax. Insgesamt schütten an der Börse gelistete deutsche Unternehmen in diesem Jahr 37,3 Milliarden Euro aus. Das ist etwas mehr als im Vorjahr.

Top 5 Dividendenzahler: MDAX

Wie die DSW-Studie zeigt, liegt die durchschnittliche Ausschüttungsquote im MDax bei fast 50 Prozent. Die dort gelisteten Konzerne schütten also im Schnitt fast die Hälfte ihres Jahresgewinns an die Aktionäre aus. Zu recht, findet die DSW, schließlich trügen die Kapitalgeber das Risiko und müssten "in angemessener Weise am Unternehmensgewinn beteiligt" werden, erklärt die stellvertretende DSW-Hauptgeschäftsführerin Jella Benner-Heinacher. Im Dax dagegen liegt die Quote 2014 sogar unter 40 Prozent und ist damit gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. Sukzessive verbessert hat sich dagegen der TecDax. Während dort vor ein paar Jahren die Unternehmen im Schnitt nur knapp ein Drittel ihrer Gewinne an die Aktionäre weiterreichten, sind es mittlerweile über 40 Prozent.

Anlegen mit Dividendenstrategie?

Grundsätzlich bleibt die Dividendenstrategie angesichts niedriger Zinsen in anderen Assetklassen eine lohnenswerte Alternative. Experten sind sich einig, dass Ausschüttungen als regelmäßige Einnahmen einen hohen Stellenwert besitzen. "Als rentierlichere Alternative zu Anleihen raten wir, an Ausschüttungen der Firmen zu partizipieren, etwa über Dividendenstrategien", sagte Patrick König, Produktspezialist bei der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank, auf der "Investment Live" in Essen.

Nicht jede Dividende ist gut

Dividenden-Könige aus der zweiten Reihe

Insbesondere für risikoscheue Anleger, die großen Respekt vor Schwankungen am Aktienmarkt haben, bieten Ausschüttungen ein gewisses Maß an Sicherheit. Dennoch lauern auch bei der Dividendenstrategie Gefahrenherde. Anleger müssen zwischen guten und schlechten Dividenden unterscheiden. Das klassische Fallbeispiel liefern Versorger wie RWE oder die Deutsche Telekom. Sie galten lange Zeit als die deutschen Dividenden-Dinos, punkteten bei Aktionären mit hohen Ausschüttungen und Dividendenrenditen.

Zwar zahlen die Konzerne weiterhin eine Aktionärsprämie - die Telekom berappt immerhin noch 50 Cent je Aktie - allerdings werden diese ganz oder teilweise aus der Substanz des Unternehmens finanziert, da das erzielte Ergebnis nicht so viel hergibt. Langfristig kann eine solche Ausschüttungsstrategie dem Unternehmen schaden, Aktionäre werden damit keine Freude haben. Die Autoren der DSW-Studie stellen zwar fest, dass sich die Kurse von derartigen Substanzausschüttern in der Vergangenheit nicht schlecht entwickelt haben. Aber: "die überproportionalen Rückschläge illustrieren die Risiken", konstatieren Frère und Röhl.

Top 5 Dividendenzahler: SDAX

Verlässlichkeit ist also Trumpf bei Dividendenzahlern. Geht es darum, lohnt für Anleger ein Blick auf die Nebenwerte. Frère und Röhl haben dafür erneut die Dividenden-Könige aus der zweiten Reihe gekürt. Diese haben in den letzten zehn Jahren immer mit Ausschüttungen geglänzt und maximal einmal die Dividende gekürzt.

Stratec Biomedical

König der Könige ist Stratec Biomedical. Das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Birkenfeld produziert unter anderem Medizintechnologie und hat seit 2005 seine Aktionäre jedes Jahr mit einer höheren Dividende erfreut. Im Schnitt hat der TecDax-Konzern die Aktionärsprämie pro Jahr um über 35 Prozent erhöht. Allerdings ist auch der Kurs im entsprechenden Zeitraum um nahezu 500 Prozent gestiegen - entsprechend wachsen die Dividendenrenditen nicht gen Himmel. Dennoch dürfte Stratec auch in Zukunft für Dividendenpicker attraktiv bleiben. Analysten rechnen auch für 2014 mit einem Anstieg der Nettoeinnahmen auf 18,4 Millionen Euro. Die Berenberg Bank sprach zuletzt in einer Studie von einem beruhigenden Ausblick angesichts der "Wachstumsaussichten bis 2017", wie Berenberg-Analystin Benita Barretto in einer Studie schreibt. Angesichts dieser Zukunftsfantasien müssen Anleger akzeptieren, dass das Papier nicht ganz billig ist. Das rund 28-fache des Jahresgewinns wird fällig, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 28,63.

Top 5 Dividendenzahler: TecDAX

DIC Asset

Auch der zweitbeste Dividendenkönig ist mit einem KGV von über 22 sicherlich kein Schnäppchen. Das auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Unternehmen zahlt zwar durchaus eine anständige Dividendenrendite jenseits der vier Prozent. Der Kurs des SDax-Konzerns zeigt allerdings schon seit 2009 eine relativ fantasielose Seitwärtsbewegung, vor allem eine Kapitalerhöhung im November hat den Investoren die Laune verdorben. Das Portfolio der Frankfurter wird von Büroimmobilien dominiert. Deren Preise werden vielerorts vom Leerstand geprägt. Allerdings schaffte die DIC Asset 2013 die Refinanzierung ihres größten Portfoliokredits. Firmenchef Ulrich Höller erklärte bei der Präsentation der Jahreszahlen im März, er rechne mit weiterem Ergebniswachstum in den nächsten Jahren. Die DIC Asset und ihre skeptischen Investoren zeigen: Auch ein stetiger Dividendenzahler muss nicht immer ein klarer Kauf sein.

Von Aristokraten und Stolperfallen

Dividenden sind des Anlegers liebstes Kind. Wichtig ist nicht nur die Höhe der Ausschüttung, sondern auch deren Nachhaltigkeit. Wo Aktionäre auch künftig verwöhnt werden.
von Christof Schürmann

In den USA gibt es nicht nur Dividendenkönige, dort ist von Aristokraten die Rede. Damit meinen Börsianer Unternehmen, die mindestens 20 Jahre in Folge ihre Dividende erhöht haben. Während solche Konzerne in Deutschland Mangelware sind, gibt es in der Euro-Zone immerhin fünf davon Darunter sind etwa der Kosmetikhersteller L'Oréal und das ebenfalls aus Frankreich stammende Modelabel Hermès. "Zum Trost: Mit Henkel, Munich Re und Siemens gibt es drei heimische Konzerne, die ihre Ausschüttung über zwei Dekaden hinweg nie gesenkt haben", schreiben Frère und Röhl in ihrer Untersuchung.

Vorsicht, Falle!

Vor allem Anfang Mai wird es für Anleger wieder interessant, da geht die Dividendensaison in ihre Hochphase: die Mehrheit der Unternehmen überweist ihren Anlegern dann den Treuebonus. Während sich traditionelle Aktionäre am Tag nach der Hauptversammlung über den Geldeingang freuen können, wird es für Inhaber von Optionsscheinen und anderen Hebelprodukten gefährlich. Denn die bekommen keine Dividende. Und am Zahltag wird die Aktie mit einem Kursabschlag in Höhe der Ausschüttung gehandelt, das Papier verliert in etwa den Gegenwert der gezahlten Dividende.

Wer also beispielsweise in ein Bonuszertifikat investiert, muss befürchten, dass der Bonus allein aufgrund des dividendenbedingten Kursrutsches futsch ist. Denn ein solches strukturiertes Produkt verfügt in der Regel über ein sogenanntes Sicherheitslevel. Wird diese Schwelle während der Laufzeit des Papiers auch nur einmal durchbrochen, ist der sonst bei Laufzeitende fällige Bonus weg.

Auch bei anderen Hebelprodukten, etwa zur Spekulation auf steigende Kurse, sollten Anleger sich genau informieren, wie der jeweilige Emittent mit Dividendenzahlungen umgeht. Zwar wird der Dividendenabschlag oft herausgerechnet, so dass dem Anleger keine Nachteile entstehen. Teilweise werden dabei aber nicht die vollen Bruttodividenden berücksichtigt, sondern nur ein Großteil der Ausschüttung.

Das Nachsehen haben auch Inhaber von Indexzertifikaten oft. Die meisten von ihnen bilden nämlich nur den sogenannten Preisindex ab, welcher die Dividendenzahlung aus dem Kursverlauf herausrechnet. Der von Börsianern in der Regel zu Rate gezogene Performanceindex dagegen schließt die Dividenden in seine Berechnung mit ein. Für Besitzer von Index-Zertifikaten kann der Unterschied erheblich sein: Der Dax-Performanceindex verbuchte 2013 ein Plus von 25 Prozent. Beim Kursindex waren es dagegen "nur" 18 Prozent.

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