Renditesteigerung Portugal könnte Draghis Bondkauf-Versprechen testen

Die Rendite zehnjähriger Portugal-Bonds ist deutlich über den Sechsmonatsdurchschnitt geklettert. Sie erreicht damit einen Wert, bei dem EZB-Chef Mario Draghi sein Bondkauf-Versprechen einlösen könnte.

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Portugiesischen Nationalflagge: Die Rendite der zehnjährigen Landes-Bonds liegt deutlich über dem Sechsmonatsdurchschnitt. Quelle: dpa

Die Rendite zehnjähriger Portugal-Bonds ist deutlich über den Sechsmonatsdurchschnitt geklettert. Sie erreicht damit einen Wert, bei dem EZB-Chef Mario Draghi sein Bondkauf-Versprechen einlösen könnte.

In den vergangenen vier Wochen ist die Rendite zehnjähriger portugiesischer Bonds um mehr als einen Prozentpunkt gestiegen. Damit hat sie ein Niveau erreicht, bei der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, grundsätzlich bereit ist, Anleihen von Krisenländern zu kaufen.

Die Rendite der zehnjährigen Portugal-Bonds liegt mit 6,7 Prozent deutlich über dem Sechsmonatsdurchschnitt von 6,1 Prozent und ist doppelt so hoch wie der durchschnittliche Zinssatz von 3,2 Prozent für die Kredite aus dem Hilfspaket, das das Land erhalten hat. Die Rendite der zweijährigen portugiesischen Anleihen ist von 2,4 Prozent Anfang Mai auf 3,5 Prozent geklettert.

Draghi hat im Rahmen des OMT-Bondkaufprogramms unbegrenzte Käufe von Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt für Länder vorgeschlagen, die entweder in einem Reformprogramm sind oder damit beginnen. So will der EZB-Chef die Renditen dieser Länder senken. Fast ein Jahr nach Vorstellung der Pläne hat noch kein Land diese Hilfe angefordert.

„Die Finanzierungskosten sind viel höher als die Wirtschaft langfristig verkraften kann, das ist nicht nachhaltig”, erklärt Orlando Green, Stratege für festverzinsliche Werte bei Credit Agricole. Die Umsetzung des OMT „würde die Entwicklung hin zu nachhaltigen Renditeniveaus mit Sicherheit beschleunigen”, erläutert er.


„Portugal gewinnt den vollen Zugang zu den Märkten wieder“

Die portugiesische Regierung rechnet für das laufende Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 2,3 Prozent. Für nächstes Jahr erwartet sie einen Anstieg um 0,6 Prozent. Weiter steigen dürfte die Arbeitslosigkeit, von 15,7 Prozent Ende vergangenen Jahres auf 18,2 Prozent dieses und 18,5 Prozent nächstes Jahr, so die Regierungsprognose.

„Portugal gewinnt den vollen Zugang zu den Märkten wieder und dieser Zugang wird uns die Berechtigung für das OMT-Programm sichern”, sagte Manuel Rodrigues, portugiesischer Finanzminister, am 4. Juni in einem Interview mit Bloomberg TV. „Wir arbeiten daran, uns für das Programm zu qualifizieren.”

Die schlechten Aussichten für Wirtschaftswachstum und Staatshaushalt in dem Land machten zumindest einen Antrag auf eine vorsorgliche Kreditlinie des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) wahrscheinlich, äußerte Ricardo Santos, Volkswirt bei BNP Paribas. Damit sollten portugiesische Anleihen für OMT-Käufe der Notenbank in Frage kommen. Portugal hat bereits ein 78 Milliarden Euro schweres Rettungspaket von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds erhalten.

Nach Aussage von Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn vom 17. Juni prüft die EU mögliche „vorsorgliche Regelungen”, die Irland und Portugal beim Abschluss ihrer Hilfsprogramme helfen könnten. Irland dürfte eine solche Fazilität beantragen, wie am 20. Juni aus informierten Kreisen verlautete. Die Rendite der zehnjährigen Irland-Bonds liegen derzeit bei rund 4,2 Prozent, verglichen mit einem Durchschnitt von 3,8 Prozent für dieses Jahr.

„Niedrige Finanzierungskosten werden wahrscheinlich nur durch neue Kreditvereinbarungen erreicht”, erwartet Ciaran O'Hagan, Leiter Zinsstrategie Europa bei Société Générale SA in Paris. „Die Renditen an den Märkten, selbst wenn sie über die vergangenen zwölf Monate deutlich gesunken sind, sind einfach zu hoch, um ohne spürbares Wirtschaftswachstum ein weiteres Ansteigen der Schuldenlast Irlands und Portugals zu verhindern.”

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