Renminbi Chinas Notenbank löst sich vom Dollar

Kurz bevor die US-Notenbank in dieser Woche die Zinsen anheben könnte, will China sich vom Dollar unabhängiger machen. Das Kalkül ist klar: eine schleichende Abwertung ihrer Währung.

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Neben dem Dollar bestimmen jetzt auch Euro, Yen und weitere Währungen den Wert des Renminbi. Quelle: dpa

Die Chinesische Zentralbank People's Bank of China (PBoC) ist weiter auf dem Weg, ihre Währung zu einer der internationalen Leitwährungen zu machen. Dazu entkoppelte sie ihren Renminbi (RMB) jetzt weiter vom US-Dollar. Der Wert eines Yuan soll künftig über einen neuen Währungskorb bestimmt werden, den CFETS RMB-Index. Die China Foreign Exchange Trade System ist Namensgeberin. Als Tochter der PBoC organisiert sie den Interbanken-Handel und setzt die Vorgaben der chinesischen Notenbank in Bezug auf Zinsniveau und Wechselkurse um.

Die PBoC verkündete am Freitag auf ihrer Website, man wolle zur Berechnung des RMB jetzt einen Währungskorb hernehmen, um eine ausgewogenere Bewertung der chinesischen Währung erhalten zu können. In diesem Korb enthalten sind 13 Währungen: Neben dem Dollar, der mit 26 Prozent Gewicht weiterhin maßgeblich den Wert des RMB beeinflusst, wirken sich jetzt auch die Stärke oder Schwäche von Euro (21 Prozent), japanischem Yen (14 Prozent) und in geringerem Maße auch Hongkong-Dollar, britischem Pfund oder des Australien-Dollar aus.

Notenbanken rund um den Globus lockern ihre Geldpolitik

"Anstatt sich nur an einer Referenzwährung zu orientieren, ermöglicht ein Währungskorb die bessere Einordnung der Wettbewerbsfähigkeit von Gütern und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft", schrieb die PBoC in einer Mitteilung. "Der neue Index bildet die Marktbedingungen für Investoren umfassender und präziser ab."

Bis 2005 war der Renminbi offiziell an den Dollar gekoppelt. Auch danach behielt die US-Leitwährung einen deutlichen Einfluss auf den RMB, so kommunizierte die PBoC, dass sie in einer bestimmten Phase einen Dollar auf 6,83 Yuan festsetze. In den Jahren 2005 und 2010 kündigte sie zwar bereits an, den Wechselkurs an einem breiteren Währungskorb festzumachen, legte aber keine Gewichtung der Referenzwährungen offen.

Und effektiv blieb eine starke Orientierung am US-Dollar bestehen. Eine Auswertung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich fand keine Hinweise darauf, dass andere Währungen als der Dollar den Wert des RMB entscheidend beeinflussten. Sie zitierte eine Studie des Forschers Crockett aus dem Jahr 2008: "Sollte es wirklich einen Währungskorb geben, dürfte die Gewichtung des Dollars darin bei nahezu 100 Prozent liegen - der Einfluss anderer Währungen ist also in keinem Fall so effizient, wie er sein sollte."

Was der Aufstieg des Renminbi zur Weltwährung bedeutet

Dass die PBoC gerade jetzt handelt, dürfte kein Zufall sein. Denn die Märkte erwarten in dieser Woche die erste Zinsanhebung der US-Notenbank Fed seit neun Jahren. Dadurch dürfte der Dollar gegenüber anderen Währungen weltweit deutlich aufwerten - was bei einer engen Orientierung des RMB am Dollar auch zu einem Wertzuwachs der chinesischen Währung führen dürfte.

Die hatte aber gerade erst im August den RMB entscheidend abgewertet - und Investoren vermuten, dass sie diese Politik auch im kommenden Jahr in kleineren Schritten fortsetzen wird. "Das Timing dürfte eine wichtige Rolle spielen", schrieben die Société Générale-Analysten Jason Daw und Frances Cheung in einer Analyse. "Die PBoC will dem Markt ganz offensichtlich signalisieren, dass ein schwächerer Yuan gegenüber dem Dollar kein Zeichen für eine weitere gezielte Abwertung ist." Sondern vielmehr durch die neue Orientierung an internationalen Leitwährungen ausgelöst wird.

So nannte die PBoC ein Beispiel in ihrer Mitteilung, wie sich der RMB laut neuem CFETS-Index in diesem Jahr entwickelt habe. Während der RMB gegenüber dem Dollar zwar bis Ende November leicht abgewertet habe, liege der neue Index mit 2,9 Prozent im Plus. "Der RMB ist also im Bezug auf die Zahlungsmittel in anderen Volkswirtschaften weiterhin eine starke Währung", schrieb die PBoC.

Ihr Ziel ist klar: Eine schwächere Währung könnte der chinesischen Wirtschaft helfen, ihre Exporte wieder in die Höhe zu schrauben. In den vergangenen Monaten gingen die Exporte jeden Monat stetig zurück. Das chinesische Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr erneut 0,5 Prozentpunkte hinter der Wachstumsrate des vergangenen Jahres liegen, auch für 2016 erwarten Ökonomen nur eine Wachstumsrate unter sieben Prozent.

So behält sich die Notenbank vor, den Wert eines Yuan künftig einfacher entwerten zu können. Auch wenn Analysten der Bank of America die Neuorientierung nicht als expliziten Richtungswechsel in der Währungspolitik deuten, sondern eher als Versuch, die Markterwartung in geordnete Bahnen zu lenken.

Auf den Wert des RMB hatte die Ankündigung der Notenbank keinen unmittelbaren Einfluss. Seit seinem Hoch im November bei rund 6,32 Yuan je Dollar verlor der Yuan bis heute wieder leicht an Wert, liegt bei 6,46 Yuan. Die japanische Investmentbank Daiwa, die nach Bloomberg-Daten den pessimistischsten Ausblick auf den RMB wirft, erwartet noch eine Abwertung von 14 Prozent bis Ende 2016, auf einen Wert von 7,50. Analysten bei Goldman Sachs erwarten lediglich eine Abwertung auf 6,60 Yuan je Dollar.

(Mit Material von Bloomberg)

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