Riedls Dax-Radar Der Dax steht auf wackligen Füßen

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Allianz: Vage Aussicht auf neue Renditebringer

Der Dax ist bei seiner Erholung noch nicht soweit wie die US-Märkte. Nach mehreren Anläufen ist er bis zu Stunde noch nicht einmal über die Hürde bei 10.000 gekommen. Die 200-Tage-Linie, die erst bei 10.400 Punkten verläuft, wurde bisher nicht ernsthaft angegriffen. Obwohl die Erholung seit Februar über das letzte Tief vom September gekommen ist und damit ein wichtiges Stärkesignal gibt, bleibt die übergeordnete mittelfristige Tendenz im Dax (seit Frühjahr 2015) noch immer nach unten gerichtet.

Diese Unsicherheit zeigt sich in führenden Werten des Index. Die Allianz hat die Untergrenze bei 130 Euro zunächst verteidigt, dennoch sieht die gesamte Kursbandbreite zwischen 130 und 170 Euro gefährlich nach einer großen Wende aus. Der operative Geschäftsverlauf der Allianz ist verhalten, die extrem niedrigen Zinsen machen es den Versicherern schwer, angemessene Renditen zu erwirtschaften.

Wenn die Allianz in immer weitere, eigentlich branchenfremde Bereiche investiert (Windkraftanlagen, Infrastruktur), mag das auf den ersten Blick eine interessante Diversifikation sein. Dennoch sind solche Investments Neuland für die Versicherer – und risikolose Renditen gibt es hier natürlich auch nicht. Trotz günstiger Bewertung und hoher Dividende ist die Allianz allenfalls im Bereich zwischen 130 und 140 Euro interessant. Und die Gefahr der großen Abwärtswende ist auch nicht vom Tisch.

Börsenbeben für die Ölmultis

BASF: Hoffen auf die Erholung beim Ölpreis

Ähnlich sind die Aussichten bei BASF. Auch hier hat der Kurs mit dem ersten Rutsch unter 65 Euro ein Verkaufssignal gegeben. Der fundamentale Hintergrund dieser Schwäche ist die weltweite Eintrübung des operativen Chemiegeschäfts und die Folge des billigen Öls, vor allem für die Fördertochter Wintershall. Immerhin, die jüngste Erholung hat die Aktie wieder an die neuralgische Zone um 65 Euro geführt. Sollte sich diese Erholung fortsetzen, wäre das ein wichtiger Baustein für die Behauptung des großen Trends.

Entscheidend für BASF wird die weitere Entwicklung des Ölpreises. Normalerweise, wenn der Ölpreis nicht zu stark schwankt, kann BASF dies ausgleichen: Ist Öl teuer, treibt das zwar die Kosten für die Chemieproduktion, dafür aber bringt die Förderung hohe Gewinne. Wird Öl nicht so hoch gehandelt, dämpft das den Wintershall-Gewinn, die Chemieproduktion aber wird günstiger.

Immun gegen heftige Ölpreis-Schwankungen ist BASF aber nicht. Die Öl-Baisse der vergangenen Monate war so schwer, dass die Kunden im Chemiegeschäft ihrerseits auch einen Vorteil bei den Preisen durchdrücken konnten; der Dynamikverlust der weltweiten Chemienachfrage tat ein Übriges.

BASF-Aktien sind deutlich gesunken, aber richtig billig geworden sind sie noch nicht. Mit einer 14-fachen Bewertung der für dieses Jahr erwarteten Gewinne bewegen sie sich in einem langfristigen Mittelfeld. Antizyklische Käufe dürften erst im Bereich um 60 Euro interessant werden. Und auch dann sollten sich Kaufwillige noch Pulver trocken halten, wenn es in einem Ausverkauf sogar in Richtung 50 Euro gehen sollte.

Fazit für den Gesamtmarkt: Die Gefahr eines Absturzes im Dax ist deutlich geringer geworden. Allerdings ist andererseits die Fortsetzung des großen Aufwärtstrends noch nicht gesichert. Die nächsten Wochen werden wacklig bleiben.

Dabei sollte sich der Dax – das ist hier die Annahme – über 9500 halten und von hier aus im späteren Jahresverlauf den langen Aufwärtstrend wieder fortsetzen. Maßgeblicher Taktgeber dafür bleiben die US-Börsen.

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