Zum dritten Mal in Folge haben deutsche Unternehmen 2016 einen Spitzenwert im Export erzielt. Für 2017 sieht das nicht anders aus, der Außenhandel rechnet mit einem Zuwachs von 2,5 Prozent.
In der Stärke des Exports spiegelt sich die Stärke der deutschen Wirtschaft wider und damit auch die Power der Dax-Unternehmen. Technisches Know-how, führende Marktpositionen und jahrzehntelange Entwicklungen haben zu dieser Dominanz geführt.
Die Einführung des Euro hat das noch verstärkt. Mit ihm bekam Deutschland auf den internationalen Märkten nicht mehr den Gegenwind der starken Mark zu spüren. Als weitere Triebkraft kam nach der Finanzkrise die Geldpolitik dazu: Die extrem niedrigen Zinsen, die den schwachen Ländern in der EU geschuldet sind, entwickelten sich für die starken deutschen Unternehmen zu einem regelrechten Systemvorteil.
Der neuen US-Regierung ist genau das ein Dorn im Auge. Natürlich ist es deutschen Unternehmen nicht vorzuwerfen, dass sie das für sie günstige Umfeld ausnutzen; das ist ein Grundzug marktwirtschaftlicher Unternehmungen. Doch Trump fährt dagegen nun industriepolitische Geschütze auf, von der Zollschranke bis zum direkten Druck auf Unternehmensentscheidungen.
Inwieweit Trump seine Drohungen in konkrete Politik umsetzen kann und deutsche Unternehmen substanziellen Schaden nehmen (etwa durch hohe Zölle auf Daimler- oder BMW-Fahrzeuge), ist offen. Die jüngste Niederlage Trumps im Streit um das Einreiseverbot könnte als Zeichen gewertet werden, dass sich auch in den wirtschaftspolitischen Beziehungen nicht alles mit der Brechstange lösen lässt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich an den Börsen die von Trump gescholtenen Branchen (Pharma, deutsche Autos) wieder schrittweise erholen.
Der Dow Jones könnte zunächst bis auf 22.000 Punkte klettern
Für die Aktienmärkte wäre die Eingrenzung von Trump, die sich zuletzt auch in der brisanten Beziehung zu China zeigt, ein großer Vorteil. Denn sie eröffnet ein optimistische Variante, auf die die Märkte weltweit derzeit setzen: Dass einerseits die förderlichen Maßnahmen von Trump (Steuersenkungen, Deregulierungen, Infrastrukturinvestitionen) die Konjunktur anfeuern, andererseits es aber nicht zu politisch motivierten Behinderungen kommt.
Mit einem Schlusskurs von 20.172 Punkten markiert der Dow Jones am 9. Februar ein neues Allzeithoch. Das ist ein weiteres Signal dafür, dass die seit Mitte Dezember anhaltende Konsolidierung früher als erwartet zu Ende gehen könnte. Der marktbreite und modern gestrickte S&P 500 hat ebenfalls ein neues Hoch erreicht. Selbst der Technologieindex Nasdaq 100 leidet nicht mehr unter Trumps Sprunghaftigkeit, sondern zieht ebenfalls stramm nach oben.
Der amerikanische Aktienmarkt ist so derzeit in einer außergewöhnlich stabilen Verfassung, die eine Fortsetzung der bestehenden Aufwärtsbewegung wahrscheinlicher macht als einen schnellen Abbruch. Im Dow Jones könnte damit nach der ersten Phase der Trump-Hausse (von 18.000 bis 20.000 Punkten) eine ähnliche zweite Phase bis etwa 22.000 Punkten folgen - als klassische Frühjahrsrally bis in den Mai hinein.
Schwächerer Euro und stärkere Konjunktur beflügeln den Dax
Dieser Mix zieht auch den Dax nach oben. Der würde aber nicht nur von der Zähmung Trumps profitieren. Zusätzlich gibt es Anzeichen, dass die jüngste Euro-Erholung, die bis 1,08 Dollar ging, bald ihr Ende finden könnte. Hintergrund ist der zuletzt wieder festere Bund-Future, also sinkende Renditen im Euro-Raum, bei zugleich stabilen Renditen 10-jähriger US-Treasuries. Der abermalige Rückgang des Euro und das Abflauen der Trump-Ängste sind zwei Pfeiler der aktuellen Hausse-Phase.
Ein dritter kommt hinzu: Weltweit mehren sich die Anzeichen für eine konjunkturelle Belebung. Sogar die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China über anziehende Exporte fielen dieses Mal positiv aus.
Ein klassischer Indikator für die wirtschaftliche Belebung ist die Preisentwicklung bei Industriemetallen. Besonders Kupfer gilt als gutes Barometer, weil das Metall in zahlreichen Branchen verarbeitet und eingesetzt wird. Mit 5900 Dollar je Tonne hat Kupfer den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren erreicht, ist andererseits aber noch weit vom Höchstpreis von 10.000 Dollar entfernt, der 2011/12 erreicht wurde. Auch Aluminium zieht stetig an, selbst die Notierungen für Eisenerz und Stahl steigen – wichtige Indikatoren für die Stahlindustrie und den Maschinenbau.
Alle wichtigen Dax-Aktien bestätigen den Aufwärtstrend
Wie vor einer Woche geschrieben hat der Dax die entscheidende Untergrenze um 11.500 Punkte verteidigen können. Mit dem zwischenzeitlichen Anstieg auf bis zu 11.700 hat er sogar den kurzfristigen, seit Ende Januar bestehenden Abwärtstrend nach oben übersprungen. Das ist ein Zeichen dafür, dass der deutsche Aktienmarkt die seit sechs Wochen laufende Konsolidierung nach oben auflösen dürfte, also der Aufwärtstrend weitergeht.
Von den 30 Dax-Aktien verlaufen 25 oberhalb ihrer 200-Tage-Linie. Das sind 83 Prozent und damit eine stabile, breite Hausse-Verfassung am deutschen Aktienmarkts. Die Absteiger E.On und RWE verlaufen darunter; FMC, ProSieben und Vonovia pendeln um den 200er-Durchschnitt. Beide Gruppen sind typisch für ihre Eigenentwicklung und geben keine negativen Signale für den Gesamtmarkt.
Die erste Phase der Trump-Hausse brachte den Dax von rund 10.500 auf 11.800 Punkte, das waren zwölf Prozent Plus. Wenn der Dax jetzt auf Basis von 11.500 noch einmal zwölf Prozent schafft, wäre das an Anstieg bis 12.900 Punkte. Dass dieses theoretische Ziel sogar über dem bisherigen Hoch liegt, wäre typisch für einen intakten Aufwärtstrend.
Zu den Favoriten im Dax zählt nach längerer Pause wieder BMW. Die Aktie litt zuletzt schwer unter den America-First-Drohungen von Trump, sollte dieses Risiko jetzt aber weitgehend verarbeitet haben. Derzeit ist BMW einer der günstigsten Blue Chips weltweit. Gut im Rennen ist die Deutsche Post, die den Wandel vom trägen Staatskonzern zum modernen Logistiker bravourös vollzogen hat. Fresenius steuert auf neue Höchstkurse. Die Übernahme der spanischen Krankenhauskette Qurónsalud ist vielversprechend, sie senkt die Abhängigkeit vom dominierenden Dialyse-Geschäft der Tochter FMC – die immer noch ein hohes US-Risiko birgt.
Merck könnte sich im Zuge der weltweiten Pharma-Erholung ebenfalls wieder etwas besser entwickeln. Dass die Darmstädter nicht nur ein moderat bewertetes Pharmageschäft, sondern vor allem auch eine starke Position bei Substanzen für Displays haben, macht den besonderen Charme dieser Aktie aus. Bei der Deutschen Bank geht die Turnaround-Spekulation weiter, auch die zuletzt horrenden Verluste ändern daran nichts. Nirgends gibt es so viel zentrales Bankgeschäft für so wenig Börsenwert – der sich natürlich nur manifestieren wird, wenn die Bank ihre operativen und juristischen Probleme eines Tages in den Griff bekommt.