Wenn man die Makro-Entwicklung Revue passieren lässt, kann man zu dem Zwischenergebnis kommen, dass sich im Vergleich zum Herbst nicht so viel verändert hat. Allerdings, auf einem zentralen Gebiet hat sich das Risiko wesentlich erhöht: bei den Banken – und zwar weltweit.
Dabei sind die Probleme im Grunde überall sehr ähnlich. Seit der Finanzkrise von 2008 stecken die Banken in einem mehrfachen Dilemma, aus dem viele noch keinen Ausweg gefunden haben und – schlimmer noch – das durch die jüngsten Turbulenzen an den Asset-Märkten wieder verschärft wird.
Seit der Finanzkrise sind die Banken dabei, risikoreiche Aktiva (faule Kredite, wacklige Beteiligungen, zweifelhafte Wertpapiere) abzubauen und ihr Geschäft stärker mit hartem Eigenkapital zu unterlegen. Dieser Prozess wird weltweit durch die Aufsichtsbehörden forciert, weil die Regierungen nicht mehr in die Zwangslage kommen wollen, bei einer Bankenkrise sowohl diese Geldhäuser als auch die allgemeine Konjunktur retten zu müssen.
In wirtschaftlich guten Zeiten wäre es kein Problem für die Banken, aus einem operativ starken Geschäft entsprechende Rücklagen zu bilden. Zudem wären in diesem Fall auch wesentlich weniger Aktiva risikogefährdet.
Nun ist aber auf beiden Seiten genau das Gegenteil der Fall: Durch die von den Notenbanken verordneten Minizinsen wird den Banken das klassische operative Geschäft massiv erschwert. Zudem sind immer mehr einst sichere Wertpapiere gefährdet, vor allem Staatsanleihen. Dazu tragen auch die politischen Rettungsaktionen angeschlagener Länder bei, von Griechenland über Portugal bis Italien. Das alte Allheilmittel der Banken, das Investmentbanking, funktioniert angesichts hochnervöser Börsen und der riesigen Anleiheblase nicht mehr. Abgesehen davon ist es auch politisch nicht mehr erwünscht.
Die Folge dieser mehrfachen Zwangslage ist, dass selbst bei einem einstigen Primus wie der Deutschen Bank mittlerweile Fragen nach der Sicherheit aufkommen. Das wiederum setzt eine negative Spirale in Gang. Denn bei dem nun erreichten niedrigen Kursniveau (die Aktie der Deutschen Bank hat das Niveau von 1984 erreicht!) ist eine Kapitalisierung über die Börse unmöglich; von der Belastung für die Bank durch den Vertrauensverlust ganz zu schweigen.
Natürlich lassen sich damit nicht die Verfehlungen der Banken entschuldigen, die Marktmanipulationen und die windigen Wertpapiere, die in den vergangenen Jahren auf den Markt geworfen worden. Doch weder den Wertpapiermärkten noch der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung ist geholfen, wenn man jetzt in der Krise noch stärkeren Druck auf die Banken ausübt.
Denn im nächsten Schritt könnte, das hat die Finanzkrise von 2008 gezeigt, die Stützung von Banken notwendig werden. Das beginnt bei der möglichst problemlosen Refinanzierung durch die Notenbanken und reicht bis hin zur direkten Staatsbeteiligung wie einst bei der Commerzbank. Dass sich Finanzminister Wolfgang Schäuble überhaupt zur Sicherheit der Deutschen Bank äußert, zeigt, wie brisant die Lage an den Märkten mittlerweile geworden ist.