Riedls Dax-Radar

Die Bankenkrise als Taktgeber der Baisse

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Banken im Mehrfach-Dilemma

Wenn man die Makro-Entwicklung Revue passieren lässt, kann man zu dem Zwischenergebnis kommen, dass sich im Vergleich zum Herbst nicht so viel verändert hat. Allerdings, auf einem zentralen Gebiet hat sich das Risiko wesentlich erhöht: bei den Banken – und zwar weltweit.

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Dabei sind die Probleme im Grunde überall sehr ähnlich. Seit der Finanzkrise von 2008 stecken die Banken in einem mehrfachen Dilemma, aus dem viele noch keinen Ausweg gefunden haben und – schlimmer noch – das durch die jüngsten Turbulenzen an den Asset-Märkten wieder verschärft wird.

Seit der Finanzkrise sind die Banken dabei, risikoreiche Aktiva (faule Kredite, wacklige Beteiligungen, zweifelhafte Wertpapiere) abzubauen und ihr Geschäft stärker mit hartem Eigenkapital zu unterlegen. Dieser Prozess wird weltweit durch die Aufsichtsbehörden forciert, weil die Regierungen nicht mehr in die Zwangslage kommen wollen, bei einer Bankenkrise sowohl diese Geldhäuser als auch die allgemeine Konjunktur retten zu müssen.

In wirtschaftlich guten Zeiten wäre es kein Problem für die Banken, aus einem operativ starken Geschäft entsprechende Rücklagen zu bilden. Zudem wären in diesem Fall auch wesentlich weniger Aktiva risikogefährdet.

Nun ist aber auf beiden Seiten genau das Gegenteil der Fall: Durch die von den Notenbanken verordneten Minizinsen wird den Banken das klassische operative Geschäft massiv erschwert. Zudem sind immer mehr einst sichere Wertpapiere gefährdet, vor allem Staatsanleihen. Dazu tragen auch die politischen Rettungsaktionen angeschlagener Länder bei, von Griechenland über Portugal bis Italien. Das alte Allheilmittel der Banken, das Investmentbanking, funktioniert angesichts hochnervöser Börsen und der riesigen Anleiheblase nicht mehr. Abgesehen davon ist es auch politisch nicht mehr erwünscht.

Was Analysten für das Anlagejahr 2016 erwarten
Deutsche Bank Quelle: REUTERS
Deka BankDie Fondsspezialisten der Sparkassen erwarten, dass der Goldpreis im kommenden Jahr deutlich unter die kritische Marke von 1000 Dollar fallen wird. S&P 500: 2000 Punkte Nikkei: 17000 Punkte Gold: 960 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre: 1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,9 Prozent Quelle: dpa
PostbankIm Gegensatz zur Deka Bank ist die Postbank beim Goldpreis etwas optimistischer. Ein möglicher Impuls kommt von der Schmucknachfrage, da die Konjunktur in Indien zuletzt deutlich besser lief als erwartet. S&P 500: 2250 Punkte Nikkei: 21750 Punkte Gold: 1100 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10 Jahre: 1,0 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,75 Prozent Quelle: dpa
Berenberg BankDeutschlands älteste Privatbank ist im Vergleich zur Konkurrenz vergleichsweise optimistisch, was den Euro angeht. S&P 500: 2200 Punkte Gold: 1150 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1,15 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre Rendite: 1,1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,8 Prozent Quelle: obs
SantanderS&P 500: 2250 Punkte Gold: 1050 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10-jährige: 0,9 Prozent US-Treasury Rendite 10-jährige: 2,75 Prozent Quelle: AP
Credit Suisse Quelle: REUTERS
Commerzbank Quelle: dpa

Die Folge dieser mehrfachen Zwangslage ist, dass selbst bei einem einstigen Primus wie der Deutschen Bank mittlerweile Fragen nach der Sicherheit aufkommen. Das wiederum setzt eine negative Spirale in Gang. Denn bei dem nun erreichten niedrigen Kursniveau (die Aktie der Deutschen Bank hat das Niveau von 1984 erreicht!) ist eine Kapitalisierung über die Börse unmöglich; von der Belastung für die Bank durch den Vertrauensverlust ganz zu schweigen.

Natürlich lassen sich damit nicht die Verfehlungen der Banken entschuldigen, die Marktmanipulationen und die windigen Wertpapiere, die in den vergangenen Jahren auf den Markt geworfen worden. Doch weder den Wertpapiermärkten noch der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung ist geholfen, wenn man jetzt in der Krise noch stärkeren Druck auf die Banken ausübt.

Denn im nächsten Schritt könnte, das hat die Finanzkrise von 2008 gezeigt, die Stützung von Banken notwendig werden. Das beginnt bei der möglichst problemlosen Refinanzierung durch die Notenbanken und reicht bis hin zur direkten Staatsbeteiligung wie einst bei der Commerzbank. Dass sich Finanzminister Wolfgang Schäuble überhaupt zur Sicherheit der Deutschen Bank äußert, zeigt, wie brisant die Lage an den Märkten mittlerweile geworden ist.

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