Janet Yellen entwickelt sich immer mehr zur Magierin der Märkte. Obwohl sie die Zinsen schon mehrmals erhöht hat und dies womöglich noch einmal tun wird, brechen die Aktienmärkte nicht zusammen. Immerhin ist dies seit Jahren die große Angst derjenigen Anleger, in deren Augen die ganze Hausse nur getrieben war vom überbordenden Geldfluss der Notenbanken.
Yellen ist es gelungen, die – wenn auch bisher nur verhaltene – Zinswende in den großen Trend zur wirtschaftlichen Normalisierung zu verpacken. Und das kommt gut an unter Börsianern – weil der überwiegenden Mehrheit durchaus bewusst ist, dass unwirtschaftlich niedrige Zinsen auf Dauer kein Vorteil für Konjunktur und Unternehmen sind.
Im nächsten Jahr wird es einen Wechsel an der Spitze der Fed geben. Aussichtsreichster Kandidat ist Gary Cohn, der als ehemaliger Goldman-Banker sicherlich genug von der Mechanik der Märkte versteht. Ob er eine eigenständige Politik durchzieht und dabei die Belange von Konjunktur, Unternehmen und Anleger schlüssig unter einen Hut bringt, bleibt abzuwarten.
Mit der Konjunkturprognose der Fed, die für die US-Wirtschaft in diesem Jahr etwa zwei Prozent Wachstum erwartet, können die Märkte gut leben. Das ermöglicht weitere Zuwächse bei den Unternehmensgewinnen, ohne dass es zu einer Überhitzung kommt.
Dass die Zinsen an den US-Kapitalmärkten in den vergangenen Tagen wieder angezogen haben, ist kein Problem. Mit 2,35 Prozent liegen die zehnjährigen Staatsanleihen noch ein gutes Stück unter den Spitzen vom Frühjahr. Immerhin konnte sich im Fahrwasser der US-Renditen auch der Dollar wieder stabilisieren. Der schnelle Anstieg des Euro, der fast die große Widerstandszone 1,15/1,16 Dollar erreicht hat, sollte bald eine Pause einlegen.