Riedls Dax-Radar

Die gefährlichsten Wochen des Börsenjahres

Kommt es im September wieder zu einem Crash an den Aktienmärkten? Auf welche Risiken Anleger achten sollten – und wann der Dax sein nächstes Tief erreichen könnte.

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Börse: Kommt im September wieder der Crash? Quelle: imago images

Pünktlich zum Spätsommer mehren sich die Warnungen vor dem großen Crash. Solche Prognosen sind keineswegs aus der Luft gegriffen, in dieser Jahreszeit schon gar nicht: Statistisch sind die Wochen von September bis Oktober seit Jahrzehnten die gefährlichsten an den Börsen. Wer schon etwas länger an den Märkten unterwegs ist, wird sich an den Crash im Oktober 1987 erinnern. Und im kollektiven Gedächtnis schwingt bei solchen Gelegenheiten immer der große Crash vom Oktober 1929 mit.

Dass der bekennende Pessimist Marc Faber seit kurzem wieder vor einem großen Crash warnt, der den S&P auf die Hälfte zurechtstutzen könnte, verwundert nicht. Noch pessimistischer ist dieses Mal Jim Rogers, der sogar eine Wertvernichtung von 75 Prozent erwartet.

Die Argumente der Skeptiker sind durchaus real: Das beginnt bei den großen politischen Krisen mit ihren weltweit wachsenden Spannungen bis hin zum Bürgerkrieg, geht über die extreme Politik der Notenbanken, die nur noch verhaltene wirtschaftliche Dynamik bis hin zu den weit gestiegenen Notierungen von Aktien und Anleihen, die geradezu nach der großen Korrektur schreien.

Siebenmal in drei Jahrzehnten hat es gekracht

Kursstürze von mehr als 20 Prozent in wenigen Wochen gab es in den vergangenen drei Jahrzehnten sieben Mal.

Kursstürze von mehr als 20 Prozent in wenigen Wochen

Rechnerisch kam es in den vergangenen drei Jahrzehnten etwa alle vier bis fünf Jahre zu einem crashartigen Abschwung. Und der jüngste Crash von 2011 ist mittlerweile fünf Jahre her. Kein Wunder, dass die Ängste zunehmen.

Die Kursstürze der vergangenen Jahrzehnte kann man in zwei Gruppen unterteilen: Zum einen die eher kürzeren Bewegungen, die direkt mit einem konkreten Ereignis in Verbindung stehen: den Verkaufsprogrammen 1987, dem Militäreinmarsch 1990, dem Anschlag 2001. Und dann gibt es die Kursrückgänge, die längere, wirtschaftlich bedingte Gründe haben: die Schwellenländer-Baisse 1998, der High-Tech-Absturz bis 2003, die Finanzkrisen-Baisse. Beiden gemeinsam ist, dass die Märkte vor den Kursstürzen jeweils mehrere Jahre ziemlich gut gelaufen sind.

Wenn man das zuspitzt, dann kann man drei Kriterien sehen, die sich bisher als gefährliche Mischung erwiesen haben:

- eine wirtschaftliche Enttäuschung,  ein unerwarteter Verlust an Dynamik (Schwellenländer) oder der Abschwung einer Schlüsselbranche (die High-Techs 2003, die Banken 2008);

- Anlagemärkte, die mehrere Jahre gestiegen sind und die man – je nach Maßstab – als teuer betrachten kann;

- ein konkreter Anlass, der die Stimmung kippen lässt und zu Verkaufswellen führt.

Federn lassen im zweiten Quartal

Wenn man diese drei Kriterien auf die aktuelle Situation überträgt, werden durchaus Risiken sichtbar. Zwar verläuft die weltweite Wirtschaft immer noch in einem moderaten Aufwärtstempo, doch zuletzt hat die Konjunkturlokomotive USA an Dampf verloren. Sogar im Wunderland Deutschland hat sich, wenn es nach dem jüngste Ifo-Daten geht, im August die Stimmung stärker als erwartet eingetrübt. Und in China, so stellte der IWF vor kurzem fest, sei eine deutliche Abkühlung zu erwarten. Reichen solche Aussichten schon für einen Crash?

Verglichen mit dem brutalen Niedergang der High-Techs oder der Entzauberung der Banken in der Finanzkrise verläuft die aktuelle Entwicklung eher noch moderat. So gesehen stecken Wirtschaft und Märkte noch in einem Vorstadium zu einer möglichen großen Krise – wenn die denn kommt. Wahrscheinlich sehen das auch Faber oder Rohstoff-Guru Jim Rogers ähnlich, denn beide sprechen davon, dass die Aktien ohne weiteres noch eine Zeitlang steigen können, bis der große Knall kommt.

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