Riedls Dax-Radar

Donald Trump lässt jetzt auch die Börsen zittern

An den Börsen wachsen die Zweifel an der neuen US-Regierung. Noch halten die Trends – aber es wird immer knapper.

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New York Stock Exchange - die Börse an der New Yorker Wall Street Quelle: dpa

Die amerikanische Wirtschaft ist mit 1,6 Prozent 2016 nicht so stark gewachsen, wie von vielen Anlegern erwartet. Vor allem im vierten Quartal hat die Dynamik nachgelassen. Auch wenn sich der Aufschwung durch Maßnahmen der neuen Regierung wieder beleben sollte, dürfte es einige Quartale dauern, bis sich die Wachstumszahlen deutlich beschleunigen.

Auch die Fed wird etwas leiser. Ob die amerikanische Notenbank damit auch von ihrer dezidierten Trump-Opposition abrücken will, sei dahingestellt. Jedenfalls wäre es keine Überraschung, wenn sich die von Janet Yellen ins Auge gefasste Zinswende auf der Zeitachse weiter nach hinten verschieben würde.

An den Anleihemärkten haben sich die Ausschläge beruhigt. Nach dem starken Renditeanstieg von 1,7 Prozent auf 2,6 Prozent direkt nach der Präsidentschaftswahl - aufgrund fallender Anleihenkurse - pendeln die zehnjährigen US-Staatsanleihen (Treasury-Notes) derzeit zwischen 2,3 und 2,5 Prozent. Immerhin kam es als Gegenreaktion auf den scharfen Renditeanstieg nicht wieder zu einem schnellen Renditeverfall. Das spricht dafür, dass die große Richtung bei den US-Anleihen weiter nach oben zeigt. Für dieses Jahr besteht dabei zunächst Spielraum bis drei Prozent.

Die Dax-Favoriten der Woche

Nicht einmal mehr auf die Fed können sich Anleger verlassen

Eine wichtige Folge der Beruhigung an den US-Anleihemärkten ist die Erholung des Euro. Denn während sich die US-Renditen im Januar bis auf kurze Schwankungen kaum verändert haben, ist die Rendite der zehnjährigen Bunds von weniger als 0,2 Prozent auf fast 0,5 Prozent gestiegen. Der Zinsvorteil des Dollars schwindet derzeit dahin – und dementsprechend verliert der Dollar auch seinen Vorsprung an den Währungsmärkten.

Die politische Begleitmusik aus Washington passt dazu. Ein zu starker Dollar, so wie er sich in den vergangenen Monaten abgezeichnet hat, ist der neuen Regierung ein Dorn im Auge. Dezidiert greift Trump deshalb Deutschland an, das ganz besonders von der günstigen Währung und den niedrigen Zinsen profitiert.

Es ist gut möglich, dass die Erholung des Euros sich noch etwas fortsetzt. Spätestens im Bereich 1,09 bis 1,10 Dollar jedoch sollte der Anstieg auslaufen. Am großen Abwärtstrend des Euro, der mittelfristig seit 2014 und langfristig seit 2008 besteht, hat sich bisher nichts geändert. Um diesen Trend zu drehen, müsste der Euro zunächst bis 1,16 Dollar steigen, dann dort einige Wochen auf der Stelle treten – um dann schließlich die Hürde von 1,16 mit Nachdruck zu überspringen.

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Greift Trump nach den Leitzinsen?

Für einen so nachhaltigen Anstieg müssten drei Dinge geschehen: Erstens müsste sich die Zinsdifferenz zwischen Dollar- und Euroraum wesentlich verkleinern – wozu auch die EZB von ihrer ultralaxen Geldpolitik abrücken müsste. Zweitens müsste Europa wirtschaftlich einen robusteren Verlauf nehmen – dazu müssten sich vor allem die Süd-Länder erholen. Und drittens müsste es auf politischer Ebene eine echte Aussicht darauf geben, dass die EU ihre divergierenden Tendenzen überwindet.

Es gäbe allerdings auch noch eine andere Möglichkeit, die zu einem deutlichen Euro-Anstieg führen würde: Wenn Trump in Amerika als nächste Überraschung sogar die Zinspolitik in die Hand bekäme. Das könnte er über die Besetzung der Fed durch willfährige Mitstreiter. Bisher hat Janet Yellen bekundet, dass sie ihre Amtszeit bis Februar 2018 auf alle Fälle durchhalten will. Dennoch, angesichts der Chuzpe, mit der Trump vorgeht, können sich Anleger nicht einmal mehr auf die Fed verlassen

Deregulierung der Banken erhöht die Risiken

Dass es für Trump keine Tabus gibt, zeigt sein jüngster Coup, die möglichst schnelle Deregulierung des Finanzwesens. Wenn man sich vor Augen hält, dass die Regulierungsvorschriften eigentlich als Sicherungsinstrumente nach der Finanzkrise entstanden sind, kann man sich mögliche Folgen vorstellen: im positiven Fall höhere Gewinne der Banken – im negativen Fall Kapitalknappheit und Bankpleiten.

Im Kern geht es darum, mit welchem Hebel Banken arbeiten. Je weniger Eigenkapital sie für ihre Geschäfte in der Rückhand halten müssen, desto höher ist ihre Rendite – wenn das Geschäft gut ausgeht. Wenn nicht, dreht sich der Spieß um – und dann stellt sich die Frage, welche Folgewirkungen der Fall eines einzelnen Instituts für die Gesamtwirtschaft hat.

Banken von der Leine, Risiken nach oben

An den Märkten überwiegt derzeit die Überzeugung, dass Deregulierungen einen positiven Effekt haben; amerikanische Bankaktien sind in den vergangenen Monaten so stark gestiegen wie noch nie seit ihrem Comeback nach der Finanzkrise. Damit die hochgespannten Hoffnungen nun erfüllt werden, müssen die Gewinne aber auch deutlich steigen. Die von den Banken dank geringerer Regulierung spekulativeren Deals müssen in ihrer Mehrheit also aufgehen. Wenn nicht, wird es schwere Kursenttäuschungen geben. So oder so: Das Ergebnis der Deregulierung ist jetzt schon eine erhebliche Ausweitung der Volatilität, sichtbar an den heftigen Ausschlägen der Bankaktien. Und Volatilität ist nichts anderes als Risiko.

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Die Deutsche Bank bleibt ein Spielball für Spekulanten

Während amerikanische Banken neue Höhen erreichen, kämpfen sich die Banken im Dax mühsam aus ihren Tiefen. Das gilt vor allem für die Deutsche Bank, die ihre Anleger schon wieder mit einem Milliardenverlust frustriert. Substanzielle Nachrichten, wie die Bank ihr Kapital weiter aufbauen will, gibt es nicht. Immerhin, für das Gesamtjahr kündigt Chef John Cryan die Rückkehr in schwarzen Zahlen an. Bei den Rechtsstreitigkeiten gab es in den vergangenen Wochen einige Fortschritte.

Das alles reicht noch nicht aus, die Deutsche Bank wieder zu einem Investment zu machen. Denn sollte sich die Konjunktur in Europa nicht wie erwartet weiter moderat erholen und womöglich sogar neue Turbulenzen aus den USA kommen, wäre die Erholung schnell zunichte gemacht.

Obwohl sich die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne in den vergangenen Jahren in Deutschland gut entwickelt haben, hat es die einstmals erste Bank im Lande nicht geschafft, nachhaltig in die Gewinnzone zu kommen – im Gegensatz zu den Banken in Amerika, Großbritannien und Frankreich. Was passiert erst, wenn sich eines Tages das Umfeld wieder eintrübt?

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Im Dax sollte kurzfristig die Untergrenze bei 11.500 Punkten halten

Im Dax wird es immer knapper, wenn es um die Verteidigung des kurzfristigen Aufwärtstrends seit der Trump-Wahl geht. Nachdem der Dax am 25. Januar einen vielversprechenden Anstieg über 11.650 Punkte hinaus gestartet hat, blieben die Folgeaufträge aus. Anfang Februar ist der Dax wieder in die alte Schiebzone hineingerutscht. Für die kurzfristige Entwicklung ist das ein Warnsignal. In der kommenden Woche sollte der Dax mindestens das Niveau um 11.500 Punkten halten. Wenn nicht, würde er den Aufwärtstrend seit November brechen. Nächste Station könnte dann der Kursbereich um 10.700/10.800 werden. Hier lagen die Hochspitzen vom Herbst und hier dürfte in den nächsten Wochen die 200-Tage-Linie verlaufen.

Immerhin gibt es bei einigen Dax-Werten vielversprechende Entwicklungen: Siemens hat gute Zahlen gemeldet und dürfte die Gewinnmarge weiter ausbauen; Infineon profitiert von der starken Nachfrage nach Chips für die Autoindustrie; SAP wird vom Megatrend Digitalisierung und Cloud nun auch bei mittleren und kleineren Unternehmen befördert; Continental dürfte sich dank stabilem Basisgeschäft mit Reifen und guten Aufträgen in der Antriebstechnik wieder erholen; und Daimler ist aus Angst vor Gegenwind in den USA und einem zähen Nutzfahrzeuggeschäft unter Druck geraten. Dass dennoch die Absatzzahlen hervorragend sind und die Aktie zu den rentabelsten und günstigsten im Dax gehören, wird dabei schlichtweg vergessen.

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