Riedls Dax-Radar Eine nachhaltige Euro-Wende wäre ein Dämpfer

Nach mehr als 40 Prozent Kursplus wäre eine längere Korrektur im Dax nicht schlecht. Vor allem der starke Euro könnte für die Dax-Unternehmen eine Belastung werden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Starker-Euro Quelle: dpa

Die nächsten Wochen werden nicht einfach an den Börsen. Die Gründe, warum die Aktien in den vergangenen Monaten so kräftig gestiegen sind, locken immer weniger Käufer hinter dem Ofen vor. Im Gegenteil, es wird eher abgewartet, ob die Versprechungen auch aufgehen.

In Sachen Trump werden die Aussichten nüchterner. Die amerikanische Wirtschaft wächst zwar, aber nicht so berauschend, wie manche angesichts der lauten US-Politik gehofft hatten. Von den Konjunkturmaßnahmen ist nicht viel zu sehen; und daran dürfte sich angesichts der erstarkenden Opposition in den USA vorerst kaum etwas ändern.

Immerhin schwindet damit die Angst vor einer schnellen und heftigen Zinswende. Mit 2,23 Prozent liegt die Rendite zehnjähriger US-Anleihen am unteren Rand der Schwankungen, die seit November bestehen. Vom oberen Rand, der bei 2,65 Prozent liegt, sind sie weit entfernt. Die Gefahr eines Durchschießens der US-Renditen besteht vorerst nicht.

Die Dax-Favoriten der Woche

Das Comeback des Euro – und die gefährlichen Folgen für den Dax

Die latente Schwäche der USA zeigt sich besonders im Dollar. Gegenüber dem Euro musste der Greenback in den vergangenen Wochen den stärksten Rückgang seit 2015 hinnehmen. Das hat auch mit dem Revival Europas zu tun, das vor allem von der neuen Hoffnung in Frankreich befeuert wurde.

Diese Fehler sollten Anleger beim Goldkauf unbedingt vermeiden
Goldbarren vor einer Tresortür. Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren und Goldmünzen Quelle: dapd
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Kleinere Goldbarren Quelle: dpa
Goldbarren Quelle: REUTERS
Goldbarren Quelle: dapd

Aus kurstechnischer Sicht ist der Anstieg des Euros bemerkenswert. Der Euro hat nicht nur den Ausrutscher zum Jahreswechsel mehr als ausgeglichen; schon in den nächsten Wochen könnte er wieder bis an die Obergrenze seine mittelfristigen Schwankungen klettern, die bei 1,15 bis 1,16 Dollar liegt. Und sollte er im späteren Jahresverlauf dann sogar diese Hürde nehmen, könnte er sogar den gesamten Abwärtstrend der vergangenen drei Jahre nach oben drehen. Immerhin, in den Jahren 2008 bis 2014 rangierte der Euro zwischen 1,20 und 1,60 Dollar.

Für den Dax wäre eine nachhaltige Euro-Wende ein Dämpfer. Ein Gutteil ihrer Gewinne verdanken die Dax-Unternehmen ihrer günstigen Heimatwährung. Besonders deutsche Unternehmen waren Profiteure der europäischen Krise. Denn das Zinsniveau in Europa (und damit auch die Währung) wurde mit Blick auf die Krisenstaaten künstlich gedrückt, obwohl die Unternehmen selbst ausgesprochen gut dastanden. Sollte eines Tages diese einseitige Subventionierung durch die Notenbank entfallen, wäre das ein substanzieller Dämpfer für die Gewinnaussichten – und damit für die Kurse.

Die Schaukelpartie an den Aktienmärkten ist noch nicht überstanden

Kurzfristig ist im Dax von dieser Gefahr noch wenig zu spüren. Derzeit notieren 90 Prozent der Dax-Aktien oberhalb der 200-Tage-Linie. Das ist eine stabile Hausse-Verfassung. Sogar Thyssenkrupp, E.On und vor allem RWE haben sich stabilisiert – wobei diese Aktien nach wie vor nichts für Investoren sind. Auf der anderen Seite notieren HeidelbergCement, Münchener Rück und ProSieben nun unter diesem Durchschnitt. Interessant ist hier die Münchener Rück, die sich antizyklisch als Dividendenkauf lohnt.

Das größte Problem für die Aktienmärkte sind die enormen Kursgewinne, die seit Herbst vergangenen Jahres aufgelaufen sind. Damit sind die großen Argumente für die Aktien weitgehend eingepreist: Die veritable Konjunktur, die niedrigen Zinsen, die guten Gewinnaussichten und die Fantasie der Megatrends, etwa der Digitalisierung.

Seit Anfang 2016 hat der Dax bis zu 45 Prozent zugelegt. Das war eine der stärksten Anstiegsphasen der vergangenen Jahrzehnte. Als es das letzte Mal in einem Schub so weit nach oben ging (Ende 2014 bis Anfang 2015), folgte danach eine mehrmonatige Korrektur mit zum Teil deutlichen Rückschlägen.

Investoren kaufen zunehmend vermeintlich günstige Aktien aus Europa, Frankreichs neuer Präsident Macron macht zusätzlich Mut. Warum die Märkte Gefahr laufen, Macron zu überschätzen und die wahren Probleme zu ignorieren.
von Daniel Stelter

Noch gibt es keine echten Verkaufssignale im Dax. Derzeit überwiegen immer noch die Indizien für eine Fortsetzung des Trends. Dennoch fehlt es für weitere Gewinne an neuen Argumenten. Gut sichtbar ist diese Vorsicht an den Umsätzen bei steigenden Kursen. Sie sind derzeit nicht mehr so groß wie in den stürmischen April-Tagen.

Fazit für Anleger: Die großen Trends stimmen, doch für den Gesamtmarkt wird es immer schwieriger, neue Höhen zu erklimmen. Einzelwerte mögen in diesem Umfeld interessanter sein, doch auch die würden im Zuge einer schärferen Korrektur Federn lassen. So gesehen schadet es nicht, derzeit einen Gutteil Liquidität in der Hinterhand zu haben und nur bei den besonders starken Aktien an Bord zu bleiben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%