Euro-Stärke ist den Anlegern ein Dorn im Auge
Die wichtigste Kurve an den weltweiten Kapitalmärkten ist derzeit der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro. Fast bis auf 1,17 Dollar ist der Euro mittlerweile gestiegen. Im Dezember stand er noch bei 1,04 Dollar. Diese Entwicklung ist für viele Marktteilnehmer umso überraschender, da sie gerade im vergangenen Jahr kaum noch etwas auf den alten Kontinent und seine Währung gegeben haben.
Hinzu kamen Spekulationen, dass der Nachholbedarf der EZB gegenüber der amerikanischen Fed die Zinsdifferenz zwischen Amerika und Europa verkleinern dürfte – ebenfalls ein Vorteil für den Euro. Genau das aber hat die EZB in ihrer jüngsten Entscheidung nicht gemacht. Im Gegenteil: Mario Draghi fährt weiterhin einen extrem expansiven Kurs.
Warum steigt dann der Euro trotzdem so massiv gegenüber dem Dollar? Offensichtlich spiegelt sich in den Wechselkursen nicht nur die Politik der Notenbanken wider. Die spielt zwar auch eine Rolle, aber derzeit eher in der Erwartung, dass die EZB trotz der aktuellen Verzögerung irgendwann einfach dazu übergehen müsse, die Zügel anzuziehen.
Die Aktien-Dauerbrenner der letzten 10 Jahre
Branche: Touristik
Land: Thailand
Jährlicher Gesamtertrag: 57 Prozent
(Jeweils der Gesamtertrag für Aktionäre u. a. aus Kursgewinnen und Dividenden von 2001 bis 2016 und 2006 bis 2016. Unternehmen über zehn Milliarden Dollar Börsenwert)
Quelle: BCG
Branche: Medien
Land: USA
Jährlicher Gesamtertrag: 42 Prozent
Branche: Medien
Land: China
Jährlicher Gesamtertrag: 41 Prozent
Branche: Luftfahrt
Land: USA
Jährlicher Gesamtertrag: 33 Prozent
Branche: Finanzen
Land: USA
Jährlicher Gesamtertrag: 27 Prozent
Gehört zu den Empfehlungen der WirtschaftsWoche
Branche: Technologie
Land: USA
Jährlicher Gesamtertrag: 27 Prozent
Branche: Technologie
Land: China
Jährlicher Gesamtertrag: 26 Prozent
Branche: Finanzen
Land: Vereinigte Arabische Emirate
Jährlicher Gesamtertrag: 20 Prozent
Branche: Konsumgüter
Land: Südkorea
Jährlicher Gesamtertrag: 19 Prozent
Zudem aber macht sich die politische und wirtschaftliche Realität bemerkbar. Seit Mitte Dezember, nur wenige Wochen nach der Wahl Trumps zum Präsidenten, ist der Dollar gegenüber dem Euro auf dem Rückzug. Das kann man zum einen auf Trump zurückführen, der den Dollar generell weiter unten sehen möchte; zum anderen auch auf den schrittweisen Rückzug der USA von der internationalen Bühne.
Die wirtschaftliche Entwicklung passt dazu. Seit Monaten ist die US-Wirtschaft nicht so stark, wie von zahlreichen Marktteilnehmern angenommen. Kein Wunder, dass die Töne der Fed leiser werden – und die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinsstraffungen sinkt. Egal ob von Janet Yellen oder von ihrem Nachfolger.
Die Aktien-Dauerbrenner der letzten 10 Jahre
Branche: Medien
Land: China
Jährlicher Gesamtertrag: 61 Prozent
(Jeweils der Gesamtertrag für Aktionäre u. a. aus Kursgewinnen und Dividenden von 2001 bis 2016 und 2006 bis 2016. Unternehmen über zehn Milliarden Dollar Börsenwert)
Quelle: BCG
Branche: Finanzen
Land: Indien
Jährlicher Gesamtertrag: 47 Prozent
Branche: Finanzen
Land: Indien
Jährlicher Gesamtertrag: 37 Prozent
Branche: Handel
Land: USA
Jährlicher Gesamtertrag: 42 Prozent
Branche: Pharma
Land: China
Jährlicher Gesamtertrag: 28 Prozent
Branche: Konsumgüter
Land: USA
Jährlicher Gesamtertrag: 22 Prozent
Daran gemessen ist der aktuelle Zinsunterschied zwischen den USA und der EU sogar groß: Bei den zehnjährigen Staatsanleihen immerhin 2,3 Prozent gegenüber 0,5 Prozent. Die Politik Trumps, die konjunkturellen Entwicklungen und die möglichen Aktionen der Notenbanken könnten dazu führen, dass diese Differenz in den nächsten Monaten geringer wird. Und das hebt den Euro.
Kursziel 13.000 Punkte im Dax ist nur aufgeschoben
Den Börsen in Europa schmeckt der starke Euro natürlich nicht. Deshalb hängen sie auch der stabileren Entwicklung in Amerika hinterher. Dow Jones, S&P und Nasdaq rangieren auf Top-Niveau – von Schwäche ist derzeit an den US-Märkten keine Spur.
Der Dax sieht wackliger aus. Vom Anstieg in Richtung 13.000 Punkte kann vorläufig keine Rede sein; eher rückt wieder die alte Unterstützungszone zwischen 12.300 und 12.000 ins Blickfeld.
Helfen würde dem Dax eine Pause in der Euro-Hausse. Immerhin, der gesamte Bereich um 1,16 Dollar, immerhin die Spitzen der Schwankungen seit zweieinhalb Jahren, sollte nicht so leicht in einem Zug genommen werden. Eine vorübergehende Konsolidierung im Euro-Anstieg, womöglich hinab bis 1,12 oder 1,13 Dollar, könnte durchaus in das Szenario der phasenweise zusammengehenden Zinsen passen. Mit dieser Luft könnte der Dax wieder Anschluss an die US-Börsen finden.
Was aber passiert, wenn die Währungen einfach durchziehen? Wenn es abläuft wie von Mitte 2014 bis Anfang 2015 – nur mit umgekehrtem Vorzeichen? Damals verlor der Euro in einem Zug, ohne wesentliche Korrektur, gegenüber dem Euro ein Viertel seines Werts. Käme es wieder zu einer solchen Dynamik, ergäbe sich vom Tiefpunkt bei 1,04 Dollar gerechnet eine Euro-Hausse bis auf 1,30 Dollar. Spurlos am Dax ginge das dann sicherlich nicht vorbei.
Fazit: Der Dax ist gefangen zwischen den möglichen Belastungen durch einen steigenden Euro und den durchaus guten Konjunkturaussichten. Als entscheidende Stütze dürften sich wieder einmal die US-Aktienmärkte erweisen, die – wie aktuelle der S&P 500 – sogar neue Kaufsignale geben. Spätestens im Bereich der Unterstützungszone 12.300 bis 12.000 sollte der Dax deshalb in den nächsten Wochen die Chance haben, nach oben zu drehen. Dann käme auch wieder das Ziel 13.000 in Reichweite.