Riedls Dax-Radar

Fünf Gründe, warum der Dax bis auf 14.600 Punkte steigen kann

An den Börsen sind die Aussichten für die nächsten Monate gut. Nach einer Hochrechnung könnte der Dax sogar bis auf 14.600 Punkte klettern.

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Bulle- und Bär-Skulptur vor der Deutschen Börse in Frankfurt am Main. Quelle: AP

Der September war ein guter Monat für Dax, Dow Jones und Euro Stoxx. Im Schatten blieben dagegen die Technologieaktien in den USA. Mehrmals versuchte der wegweisende Index, der Nasdaq 100, über die Marke von 6000 Punkten zu kommen. Dreimal ging dieser Versuch schief. Gestern jedoch, am 5. Oktober, schloss der Nasdaq-Index bei 6057 Punkten. Auch wenn der Durchbruch noch nicht nachhaltig ist (also die Marke von 6000 noch nicht um mehr als drei Prozent übertroffen wurde), stehen die Chancen gut, dass nun auch die Technologieaktien den großen Aufwärtstrend an den Börsen wieder mittragen.

Die neue Dynamik der High-Tech-Papiere ist ein wichtiger Grund, der in den nächsten Wochen und Monaten höhere Kurse erwarten lässt. Mit Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Google/Alphabet stehen die fünf führenden Werte der amerikanischen Technologiebörse für die Megatrends Internet, Onlinehandel, mobile Kommunikation, soziale Netzwerke. Ein Ende dieser Trends ist weder in der Realwirtschaft noch an den Kapitalmärkten absehbar. Alle fünf führenden Aktien verlaufen langfristig in stabilen Aufwärtsbewegungen.

Für den Nasdaq-100-Index heißt das: Wenn sich die Indexkurve in den nächsten Tagen über 6000 Punkten hält und damit den jüngsten Ausbruch bestätigt, wäre in den nächsten Monaten ein Anstieg bis auf etwa 7000 Punkte realistisch.

Stabile Rohstoffmärkte kommen Schwellenländern und Industrieländern zugute

Der zweite Grund für die Hausse ist die gute Verfassung der Rohstoffmärkte. Hier könnte sich eine mögliche Verständigung zwischen Russland und Saudi-Arabien als hilfreich erweisen. Immerhin handelt es sich hier um die größten Förderer von Rohöl und Erdgas.

Es muss ja nicht gleich zu einem Kartell zwischen den Saudis und Putin kommen. Doch allein, dass beide Parteien, die sich bisher misstrauisch gegenüber standen, miteinander reden, ist ein gutes Zeichen für den Energiemarkt. Am Ölmarkt sollten die Preise auf absehbare Zeit stabil bleiben, auch beim Erdgas kam es nach dem Tief zu Jahresanfang zu einer Erholung. Wenn sich die großen Förderer diszipliniert verhalten, könnte das in den nächsten Monaten angesichts einer weltweit robusten Nachfrage zu Öl-Notierungen zwischen 50 und 70 Dollar führen.

Auch die Industriemetalle liegen gut im Trend. Aluminium drängt kurzfristig noch etwas stärker nach oben als Kupfer. Doch auch hier sollte der jüngste Rückschlag bald wieder ausgebügelt sein.

von Frank Doll, Martin Gerth, Tim Rahmann, Andreas Toller

Stabile Rohstoffmärkte sind auf mehrfache Art und Weise wichtig für die Aktienhausse: Sie signalisieren einen guten Konjunkturverlauf, sind für die Schwellenländer die zentrale Einnahmequelle – und das wiederum sichert den Industrieländern gute Absatz- und Investitionsmöglichkeiten.

Der Konflikt um Katalonien bremst den Auftrieb des Euro – gut für Aktien

Der dritte Grund, der für steigende Aktienkurse spricht, hat – so seltsam es klingt – mit dem Konflikt um Katalonien zu tun. Sollte sich die wirtschaftlich wichtige Region um Katalonien von Spanien trennen, wäre das für Spanien eine Katastrophe; und für Katalonien wahrscheinlich auch, denn viele Unternehmen, die derzeit die Stärke dieser Region ausmachen, könnten sich mittel- bis langfristig daraus zurückziehen. Bei einigen Banken ist dies schon zu spüren.

Im Katalonien-Konflikt zeigt sich die offene Flanke Europas. Europas Stärke besteht wirtschaftlich darin, dass es nirgendwo auf der Welt eine solche Vielfalt und Dichte unternehmerischer Tradition gibt. Bei den neuen Megatrends sind sicherlich die USA führend, vor allem die Think-Tanks an der Westküste, weshalb US-Technologie-Aktien für die Börsen auch so wichtig sind. Doch in vielen klassischen Wirtschaftsbereichen ist Europa vorne: bei Autos, Maschinen, Anlagen, in der Chemie bis hin zum hochwertigen Stahl. 

Gefahr des Katalonien-Konflikts für die Märkte

Die große Gefahr des Katalonien-Konflikts für die Märkte besteht darin, dass Abspaltungen auch in anderen Ländern Europas Schule machen könnten und der damit ohnehin fragile Zusammenhalt in Europa untergraben wird. Auf Ebene der Nationalstaaten spielt sich das derzeit mit dem Brexit ab.

Noch ist das Ergebnis dieses Konflikts ambivalent: Während die wirtschaftlichen Folgen der Abtrennungen sich erst mit Verzögerung zeigen, kommt es an den Währungsmärkten sofort zu Konsequenzen: Der Euro, bis vor wenigen Wochen noch ungebremst in Richtung 1,20 Dollar unterwegs, hat sich deutlich abgeschwächt und ist zuletzt sogar unter 1,17 Dollar gerutscht.

Für die Aktienmärkte, die sich zunächst mehr an Währungsverhältnissen als an langfristigen Wirtschaftsveränderungen orientieren, ist die jüngste Euro-Korrektur ein Vorteil. Und sollte, wonach es derzeit aussieht, die Dynamik des Euros für mehrere Wochen oder Monate gedämpft bleiben, wäre das für die Börsen ein weiterer Baustein des mittelfristigen Aufwärtstrends.

Die Dax-Favoriten der Woche

Trotz marginaler Erhöhungen bleibt das Zinsniveau verträglich

Der vierte Grund für die anhaltende Hausse ist das weiterhin niedrige Zinsniveau. Noch vor wenigen Monaten ging an den Märkten die Angst vor einer scharfen Zinswende um. Umso größer war die Überraschung, als Mario Draghi vor wenigen Wochen sogar eine erneute Ausweitung der Geldpolitik in die Diskussion brachte, wenn dies denn nötig sei. Auch bei den demnächst anstehenden Entscheidungen der EZB dürfte sich an der großzügigen Geldversorgung nichts ändern. Von Seiten der Fed gibt es ebenfalls keine Anzeichen, dass es bis auf marginale Zinserhöhungen zu einer deutlichen Straffung der Geldpolitik kommt.

An den Kapitalmärkten haben sich die Renditen für zehnjährige US-Anleihen und die für zehnjährige Bundesanleihen in den vergangenen Wochen leicht erhöht, eine große Zinswende ist das aber nicht. Mit diesem Zustand und mit der Aussicht, dass es auf absehbare Zeit so bleibt, können die Märkte gut leben; Anleihen wie Aktien.

Fundamental besteht Spielraum für weitere Kursaufschläge

Fünftens sprechen auch die klassischen Fundamentaldaten für eine Fortsetzung der Hausse. Das Wirtschaftswachstum in den Industrienationen ist stark genug für einen tragfähigen Aufschwung, von einer gefährlichen Überhitzung ist es weit genug entfernt. Für die Börsen ist das ein optimales Umfeld. Die Unternehmensgewinne, das sollte die anstehende Berichtssaison zeigen, dürften im Schnitt leicht anziehen, auch wenn es die eine oder andere negative Überraschung geben kann. Die Marktbewertungen sind zwar nicht billig, dafür gibt es nach wie vor große Aktien, die nicht überteuert sind. Im Dax wären das etwa BMW,  Daimler oder Dauerfavoriten wie die Allianz.

Insgesamt sprechen derzeit mehr Gründe für einen weiteren Anstieg der wichtigen Aktienmärkte als für einen Dreh nach unten. Nachdem der Dax den zyklisch gefährlichen Monat September so gut überstanden hat, könnte das Potenzial sogar größer sein, als vielfach angenommen.

In der ersten Phase der mittelfristigen Hausse, von Dezember 2016 bis Mai 2017, kletterte der Dax von 10.500 auf 12.800 Punkte. Das waren 22 Prozent Gewinn in etwas mehr als fünf Monaten. Im Sommer kam es danach zu einer dreimonatigen, mustergültigen Korrektur. Anfang September ist nun die zweite Hausse-Phase gestartet. Wenn die in typischer Weise das gleiche Ausmaß einnähme wie die erste Phase, ergäbe sich (vom August-Tief bei 12.000 gerechnet) bis Januar ein Spielraum auf etwa 14.600 Punkte. Natürlich ist das nur eine theoretische Hochrechnung. Sie würde aber gut zum klassischen Muster passen, nach dem es Anfang Januar an den Börsen oft zu einem Hoch kommt.

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